Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0108
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Mayreder, Friedrich: Junge Wiener Raumkunst: zu den Arbeiten von Rudolf Baumfeld
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INNEN-DEKORATION
»HERRENZIMMER« BÜCHERWAND: WAWONA-MASER, WÄNDE: GRÜN SCHLEIFLACK, STÜHLE: GRAUER SAMTBEZUG
»HERRENZIMMER« SCHREIBTISCH IN DER BÜCHERWAND
JUNGE WIENER RAUMKUNST
ZU DEN ARBEITEN VON RUDOLF BAUMFELD
Die Zeit der Programme ist vorüber, in der Architek-
tur genau so wie etwa in der Malerei. Die Theoreme
des Expressionismus mußten ebenso zerschellen wie die
der Wohnmaschine, so geistreich sie im einzelnen auch
erklügelt sein mochten. Sie mußten zerschellen an der
Wirklichkeit, sei es dort die der Farbe und Fläche oder
hier die des Wohnens. Auch in der Architektur haben
sich die ihr eigenen unumgänglichen Gesetze und Not-
wendigkeiten stärker erwiesen als die von außen in sie
hineingetragenen Forderungen und Programme.
So haben denn auch die hier gezeigten Wohnräume
des jungen Wiener Architekten Rudolf Baumfeld mit
vollem Bewußtsein kein Programm. Sie wollen nichts
anderes, als die jeweils gestellte Aufgabe mit den im
Einzelfalle erreichbaren Mitteln zweckmäßig und an-
mutig gestalten. Von diesen beiden Eigenschaften soll
keine überwiegen, weder der Zweck noch die Anmut.
Beide sind gleich wichtig. Dies scheint uns ein wesent-
liches Merkmal der Raumkunst unserer Tage zu sein,
die dadurch im Gegensatz zu der Überschätzung des
reinen Zweckes in der jüngsten Vergangenheit steht.
Auch deshalb sei heute von junger Raumkunst ge-
sprochen, nicht nur im Hinblick auf das Alter ihres
Schöpfers. Denn Jugend ist keine reine Kalenderange-
legenheit. Sie ist in wesentlichen Punkten eine Frage
INNEN-DEKORATION
»HERRENZIMMER« BÜCHERWAND: WAWONA-MASER, WÄNDE: GRÜN SCHLEIFLACK, STÜHLE: GRAUER SAMTBEZUG
»HERRENZIMMER« SCHREIBTISCH IN DER BÜCHERWAND
JUNGE WIENER RAUMKUNST
ZU DEN ARBEITEN VON RUDOLF BAUMFELD
Die Zeit der Programme ist vorüber, in der Architek-
tur genau so wie etwa in der Malerei. Die Theoreme
des Expressionismus mußten ebenso zerschellen wie die
der Wohnmaschine, so geistreich sie im einzelnen auch
erklügelt sein mochten. Sie mußten zerschellen an der
Wirklichkeit, sei es dort die der Farbe und Fläche oder
hier die des Wohnens. Auch in der Architektur haben
sich die ihr eigenen unumgänglichen Gesetze und Not-
wendigkeiten stärker erwiesen als die von außen in sie
hineingetragenen Forderungen und Programme.
So haben denn auch die hier gezeigten Wohnräume
des jungen Wiener Architekten Rudolf Baumfeld mit
vollem Bewußtsein kein Programm. Sie wollen nichts
anderes, als die jeweils gestellte Aufgabe mit den im
Einzelfalle erreichbaren Mitteln zweckmäßig und an-
mutig gestalten. Von diesen beiden Eigenschaften soll
keine überwiegen, weder der Zweck noch die Anmut.
Beide sind gleich wichtig. Dies scheint uns ein wesent-
liches Merkmal der Raumkunst unserer Tage zu sein,
die dadurch im Gegensatz zu der Überschätzung des
reinen Zweckes in der jüngsten Vergangenheit steht.
Auch deshalb sei heute von junger Raumkunst ge-
sprochen, nicht nur im Hinblick auf das Alter ihres
Schöpfers. Denn Jugend ist keine reine Kalenderange-
legenheit. Sie ist in wesentlichen Punkten eine Frage