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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Bett und Couch
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0250

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234

INNEN-DEKORATION

ROLF DISTEL »DAMENSCHLAFZIMMER« HOLZ VERSILBERT; WAND, BETTDECKE, VORHÄNGE: FLIEDER; BODEN: MATTROSA VELOURS

BETT UND COUCH

Der Schlaf ist der beste Freund der Menschen, er
gibt uns Vergessen unserer selbst und erneuert
uns freundlich alle Kräfte des Leibes und der Seele.
Ein Drittel unseres Lebens sind wir ihm verfallen.
Wer ein Alter von 70 Jahren erreicht, hat davon an
die 23 schlafend verbracht, das macht an die 45000
Stunden der köstlichsten Gottesgabe, 45000 Stunden
unserer Zeit, die wir ihm opfern müssen.

Das hellenische Feingefühl läßt daher den Schlaf
einen anmutigen, wohltätigen Gott sein. Er ist mit
einer der Charitinnen vermählt! Milde waltend zieht
er durch die Lande und schließt mit sanfter Hand
tränende Augen und lachende Münder, wenn die Zeit
seiner Herrschaft und die seiner Söhne, der traum-
bildenden, dichterfreundlichen Götter gekommen ist.
Die häusliche Kultur des modernen Europas und

Amerikas huldigt ihm, indem sie ihm kostbare Ruhe-
lager als würdige Altäre schafft. Ruhelager für die
dunklen, schweren Nächte, Ruhelager für den hellen,
leichten Tag, Ruhelager in den mannigfaltigsten Ge-
stalten. Und sie ist sich offenbar dabei bewußt gewor-
den, daß Schlaf und Anmut auch heute noch unzer-
trennlich zusammengehören, denn gefälligere, ange-
nehmere, bequemere Lagerstätten, wie die unserer
Tage, hat keine andere Kulturepoche gezeitigt.

In alten Zeiten - du lieber Himmel - was hatte
man da für Betten! Harte, bösartige Schrägen, mehr
bretthaft als betthaft. Und das Bettzeug darin: Oben
und unten gewaltige pralle Federballen von lastender
Schwere, in die man versank wie in einen Morast.

Und die Ruhelager in den Tagesräumen, entweder
klein-bürgerlich, hölzern, steif und hart oder hoch-
 
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