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Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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hen, ist der hier vorgelegte Aufsatzband entstanden,
der sich mit einer bislang kaum beachteten Frage
beschäftigt: Ist das im alltäglichen Umgang mit histo-
rischen Phänomenen angewandte Schichtenmodell
der vorindustriellen Welt für Bauern auf dem Land,
Städter in der Stadt und Adelige zutreffend? Denk-
malpflegerischem Denken ureigen und für Historiker
methodisch spannend ist hierbei die Perspektive, die
Frage insbesondere mithilfe überlieferter baulicher
Quellen zu beantworten. Baudenkmale sind wesent-
liche, allerdings immer noch sowohl von der Ge-
sellschaft als auch der Wissenschaft vielfach unter-
schätzte Geschichtsquellen. Der Band erhielt schließ-
lich den auf den ersten Blick sicherlich etwas sperrigen
Titel „Güter, Pachthöfe und Sommersitze - Wohnen,
Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land."
Die Bearbeitung des Bandes und die Vorbereitung der
Aufsätze zur Publikation übernahmen Fred Kaspar
und Volker Gläntzer, die beide ausgewiesene Kenner
der Materie und langjährig auch an der Forschung
beteiligt sind. Bemerkenswert ist die Materialfülle, die
mit den Beiträgen ausgebreitet wird. So werden in
den 23 Beiträgen neben vielen Vergleichsbauten-über
30 Güter, adelige Sitze und große Bauernhöfe aus-
führlicher behandelt, darunter allein 20 Längsdielen-
häuser in bäuerlichem, adeligem und bürgerlichem
Besitz. In vielen Beiträgen wurden zudem archivalische
Quellen neu ausgewertet. Schon diese Dokumenta-
tionsleistung bislang zumeist unbekannter Bauten
stellt einen entscheidenden bleibenden Wert der
Publikation für zukünftige Forschungen dar und
wurde deshalb durch ein Register erschlossen.
Es gelang, jenseits von ehemaligen Territorialgrenzen
und heutigen Verwaltungseinheiten bauliche Erschei-
nungen als Ausdruck wesentlicher wirtschaftlicher
Strukturen in einem zusammengehörenden Kultur-
raum darzustellen. Dieser definiert sich durch Lebens-
und Wirtschaftsweisen, die auf vergleichbaren Wirt-

schaftsformen aufbauen. Die Norddeutsche Tiefebene
mit den südlich anschließenden Mittelgebirgen west-
lich und östlich des zentralen Flusslaufes der Weser ist
wesentlicher Bestandteil von Nordwestdeutschland.
So wird die Publikation von den beiden hier als Fach-
ämter zuständigen Einrichtungen herausgegeben.
Wie fast immer führt der genaue Blick auf die Denk-
mäler zu einer differenzierteren Kenntnis und zu einer
Infragestellung - oder zumindest Relativierung -
gemeinhin als sicher geltender Kenntnisse. So wurden
und werden sowohl Westfalen wie auch Nieder-
sachsen oftmals als „Bauernland" wahrgenommen,
während die weiter östlich anschließenden Land-
schaften als „Gutsland" gesehen werden, eine Ver-
gröberung, die der historischen Wirklichkeit keines-
wegs immer entspricht.
Dr. Stefan Winghart
Präsident
Leiter des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege
Dr. Markus Harzenetter
Landeskonservator
Leiter der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur
in Westfalen

1 Zur Geschichte Wolfgang Dörfler/Thomas Spohn/ Heinrich
Stiewe, 25. Treffen des Arbeitskreises für ländliche Hausfor-
schung in Nordwestdeutschland. Martfeld 2013.
2 Dies arbeitete auch ein von Dietrich Maschmeier verfasster
Bericht über die Ergebnisse der Tagung heraus: Bauhäuser
und Steinwerke. Ländliche Adelsbauten im Visier der Haus-
forscher, in: Der Holznagel, Heft 2, 2011, S. 18-26.
3 Hier zitiert nach Dörfler/Spohn/Stiewe 2013 (wie Anm. 1),
S. 78.
 
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