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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Dörfler, Wolfgang: Bockel und Mulmshorn: zwei adelige Hallenhäuser aus der Mitte des Landkreises Rotenburg/Wümme
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0104
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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen

den. Alle alten Deckenbalken, auch solche aus
Weichholz, sind mit einer aufwändigen Konstruktion
unter Verwendung von eisernen T-Trägern angelängt,
um sie so bis zu den Außenwänden zu ziehen, die bei
dieser Gelegenheit erhöht wurden. Als Resultat weist
die Haushülle heute durchgängig die Form eines
Vierständerbaus auf.
Im Inneren sind zahlreiche eichene Türen erhalten, die
eine individuelle und aufwändige, an das „Selsinger
Zwiebelmuster" erinnernde Gestaltung der Füllungs-
bretter aufweisen (Abb. 16). Sie zeugen von den ade-
ligen Wohnansprüchen der Erbauer. Andererseits
waren die Trennwände im Dachgeschoss aus zu
Ziegeln geformten, getrockneten Torfsoden aufge-
schichtet gewesen.
Mehrere, als Postkarten reproduzierte, Aquarelle aus
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen das
Gebäude. Das auf „Mitte 19. Jahrhundert" datierte
Bild (Abb. 17) zeigt das Niederdeutsche Hallenhaus als
einen in seinem Dielenteil noch mit Stroh gedeckten
Zweiständerbau, während der Flett- und Kammer-
fachteil äußerlich bereits als pfannengedeckter Vier-
ständerbau erscheint. Weiter sind drei Schornsteine
auszumachen. Die Datierung auf der Postkarte ist
wahrscheinlich zu früh, da sie im Widerspruch zu dem
Brandkassendokument von 1874 steht, das noch die

komplette Strohdeckung und das Fehlen des
Schornsteins im Flett beschreibt. Die späteren
Ansichten zeigen dann die Deckung des gesamten
Daches mit Pfannen und die Umwandlung auch des
seinerzeitigen Dielenteils in einen (scheinbaren)
Vierständerbau (Abb. 18). Dabei blieben aber das
große Dielentor und die Fachwerkbauweise der
Giebelwand erhalten. Die Südseite des Hauses hatte
ein Fachwerk über hohem, massivem Sockel gezeigt,
und in der vorderen südöstlichen Hausecke waren
bereits Kammern über einem Keller eingerichtet wor-
den.
Der Vordergiebel wurde im frühen 20. Jahrhundert
massiv aufgemauert und 2003 wieder in Fachwerk-
ansicht zurückgebaut (Abb. 12). Bei diesem letzten
Umbau wurde die Diele auch auf der Nordseite für
Wohnzwecke umgenutzt. Der Hintergiebel zeigt heu-
te noch ein altes Fachwerk (Abb. 19). Um 1910 heira-
tete Sophie von Bothmer auf dem Hof ein und veran-
lasste wesentliche Umbauten im ehemaligen Flett-
und Dielenbereich. Auf beiden Traufseiten wurden
Quergiebel errichtet, um das Obergeschoss des
Hauses besser nutzen zu können. Auf der Parkseite
wurde dieser Giebel im Sinne eines Querhauses um
ca. 2 m vorgezogen und zusätzlich eine überdachte
Terrasse mit darüber liegendem Balkon geschaffen.

18 Gut Bockei. „September 1892". Vordergiebel, im Hintergrund Göpelschauer, Brunnen und Scheune. Aquarell aus dem
Besitz der Familie von Hammerstein Bockei, als Postkarte reproduziert.
 
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