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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kagel, Nils: Die Geschichte von Amt und Vorwerk in Moisburg unter besonderer Berücksichtigung bauhistorischer Aspekte
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0110
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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen

Zeitpunkt nicht, denn im Zuge des Lüneburger Erb-
folgekrieges bedrängten Truppen aus dem Erzstift
Bremen den kleinen Außenposten dermaßen, dass die
Versorgung mit Lebensmitteln vorübergehend stock-
te. Der damals im Auftrag der Stadt tätige Vogt Wol-
deke sah sich deshalb 1373 gezwungen, den Lüne-
burger Rat um Hilfe zu bitten.7 Sein Durchhaltevermö-
gen machte sich jedoch bezahlt. Als Herzog Wenzes-
laus und sein Sohn Albrecht III. von Sachsen-Witten-
berg Schloss und Vogtei Moisburg 1379 wieder aus-
gelöst hatten, verpfändeten sie beides samt hoher
und niederer Gerichtsbarkeit für 1700 Mark an den
Vogt. Es wurde darüber hinaus vereinbart, dass dem
Pfandinhaber bei Rückgabe des Schlosses alle Kosten
für Bau und Unterhalt der Gebäude erstattet werden
sollten. In der Urkunde werden erstmals auch die Vor-
burg und die Mühle genannt: un war se aldus von
uns beret und betalet sind so schultet se uns unse slot
mosdeborch myt alle aller tobehoringe und vortoch
wedder antweren, were ok datse in dem vorbenome-
den slote in der vorborch in der molen wad vorbuwet
hedden edder dar noch wad inne vorbuweden na un-
sem rade dat se redelken bewisen mochten dat schul-
te wy on ghelden wan wy dit slot van onlosen un
wedder tegghen myt redem ghelde alse twen unsen
mannen un twen oren vrunden redelik duchte wesen.8
Von 1386 bis 1402 wird Woldekes Neffe Ludolf von
Heimbruch als Vogt in Moisburg genannt. Gleichwohl
handelte es sich weiterhin um Pfandbesitz. Seine Söh-
ne benannten sich sogar nach ihrem Wohnsitz als
Herren van Moysedeborch9 1438 lösten die Herzöge
das Schloss und die Vogtei abermals aus, verpfände-
ten sie jedoch aufgrund der beständig desolaten Lage
des fürstlichen Haushalts gleich darauf wieder an die
Stadt Lüneburg. Seit 1435 amtierte Segeband van
dem Berghe als Vogt in Moisburg. Am 15. November
1441 quittiert er dem Lüneburger Rat den Empfang
von 300 Mark lübisch für die Versorgung der städti-
schen Söldner während der Horneburger Fehde. Noch
im selben Jahr wurde er dann vom Lüneburger Bürger
Johann van der Molen abgelöst.10 Ziel der Lüneburgi-
schen Pfandschlosspolitik, die neben Moisburg auch
Harburg und eine Reihe weiterer fester Plätze umfass-
te, war vornehmlich der Schutz städtischer Wirt-
schafts- und Handelsinteressen. Zum einen sollte das
Umfahren der Stadt unterbunden werden, um das
dortige Warenangebot zu erhöhen, zum anderen die
für den Handel wichtigen Verkehrswege unter städti-
sche Kontrolle gebracht werden. Darüber hinaus war
man bestrebt, neue und bestehende Absatzmärkte zu
sichern sowie die Brennholzversorgung für die Saline
zu gewährleisten. Aus finanzieller Sicht überwogen
die Kosten für den Unterhalt der Pfandschlösser oft-
mals die Einnahmen aus den zugehörigen Vogteien,
sodass nicht selten Zuschüsse aus der Stadtkasse
gezahlt werden mussten.11

Erste Hinweise auf einzelne bauliche
Maßnahmen
Im 15. Jahrhundert beginnen sich die Quellen zum
Moisburger Schloss und insbesondere zu den dort
vorhandenen Baulichkeiten zu verdichten. So belegt
das Rechnungsbuch des Schlosshauptmanns Lippold
Rosenberch mit Eintragungen vom 14. Oktober 1446
bis zum 10. Februar 1448, dass zumindest die Vögte
einen für damalige Verhältnisse gehobenen Wohn-
komfort genossen. 1446 erhielt beispielsweise der
Mann de den kachelowen makede 26 Schillinge und
Hinrik Sentprovest 6 Schillinge, weil he de glasevinster
settede. Mehrmals sind in Rosenberchs Rechnungs-
buch Ausgaben für geschnittenes Holz und Schmie-
dearbeiten verzeichnet. Im Frühjahr 1447 erhielten
Zimmerleute für den Bau eines mak (Abort) und eines
wer (Fischzaun) 1 Mark lübisch. 24 Schillinge beka-
men zwei Männer de hulpen my to dem hakerwerke
umme de borch, und zwei Knechte, die Wache hiel-
ten, als das Tor vor der Burg gebaut wurde, wurden
mit 10 Schillingen entlohnt. Unklar bleibt, welcher
dam gemeint war, für dessen Bau Hans van Munster
1447 die nicht geringe Summe von 3 Mark und 5
Ellen Sartuch (Beiderwand) erhielt. Einmal findet auch
die Kornmühle Erwähnung, als ein Müller aus Buxte-
hude half, den Mühlstein neu aufzulegen.
Neben anderen Personalkosten werden hin und wie-
der Ausgaben für Dienstleute aufgeführt, die auf dem
Vorwerk, wie die Vorburg jetzt genannt wurde, tätig
waren. So ist verzeichnet, dass der hovemester, der
Verwalter des Vorwerks, jährlich 2 Pfund (2 Mark und
8 Schillinge lübisch) als Lohn erhielt. Darüber hinaus
standen ihm 4 Schillinge für den Kauf von Schuhen
zu. Seine Frau, die meygersche, wurde mit 1 Pfund
und der Müller mit 2 Pfund entlohnt. Zu Weihnachten
1446 und 1447 spendierte der Vogt deme gheslnde
uppe der borch unde in dem vorwerke 2 Mark 2
Schillinge, mit dem sie ihr Offergeld für die Kirche
bezahlen konnten. Im Frühjahr 1447 erhielt Korten
Heyne, de was over winter in dem vorwerke, 2 Mark
und 4 Schillinge, und einer armen Frouwen ime vor-
wercke wurden 4 Schillinge gegeben. Mit zwei
Kühen, die 1447 in dat vorwerk der beerschen kamen
und für die 4 Mark und 12 Schillinge bezahlt wurden,
wird erstmals dort untergebrachtes Vieh erwähnt.12
Am 10. Februar 1448 übernahm Pardern van Dannen-
berg das Schloss und die Vogtei Moisburg für 1000
Mark lübisch als Afterpfand von der Stadt Lüneburg.
Diese war jedoch weiterhin verpflichtet, für den
Unterhalt der Schlossgebäude zu sorgen. Die Pfand-
schaft van Dannenbergs endete zunächst 1451, setz-
te sich jedoch 1456 fort, nachdem vorübergehend
zwei Lüneburger Ratsherren die Verwaltungshoheit
ausgeübt hatten. In mehreren Schreiben, die van Dan-
nenberg an den Lüneburger Rat richtete, werden
Baumängel beklagt und die Fragen der Material-
beschaffung angesprochen. In einem Brief vom 11.
 
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