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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Riepshoff, Heinz: Gut Koppel und sein T-Haus von 1727 und 1765
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0141
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Gut Koppel und sein T-Haus von 1727 und 1765

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wendeten Gerüstes von 1578 (d). Er wurde, durch die
Scherwand gestützt, mit neuem Holz verlängert. An
ihm lässt sich auch ablesen, dass die Breite der Diele
von 1578 die gleiche war wie die von 1727.
Was sich einem ersten Blick auf das Gerüst entzieht,
ist die Zugehörigkeit der Ständer zur Bauphase von
1578 oder von 1727 (Abb. 16). Die Querschnitte der
Hölzer, selbst die Form der wohl neueren Kopfbänder,
entsprechen 1727 genau den Hölzern von 1578. Der
Unterschied ist nur an den Zapflöchern der Hillen-
riegel zu erkennen. In der rechten Ständerreihe wur-
den die Hillenriegel ca. 35 cm höher angebracht, als
in der Ursprungsdiele, wodurch die älteren Ständer
tiefer liegende Zapfenlöcher aufweisen. In der linken
Ständerreihe wurde die Riegelkette vom Ursprungs-
bau zunächst übernommen, später aber durch eine
neue schmalere Riegelkette ersetzt, die nicht mehr
eingezapft, sondern von vorne aufgeblattet wurde.
Offensichtlich war die Art der Aufstellung 1727 auf
beiden Seiten unterschiedlich. In der linken Kübbung
war die Situation wie bei dem Hallenhaus von 1578
mit tiefer liegendem Hillenriegel, vielleicht mit Anbin-
devorrichtung, rechts deutlich höher, möglicherweise
für frei laufende Jungrinder. Eine weitere, jedoch spä-
tere Veränderung der linken Kübbung zeigt sich
dadurch, dass die Kübbungswand von 1727 später

um ca. 35 cm nach außen geschoben wurde, um
einen breiteren Kuhstall zu bekommen. Dabei wurden
auch die Einzüge, die das Innengerüst mit der Küb-
bungswand verbinden, deutlich höher angebracht.
Die Kübbungswand auf der rechten Seiten stammt
übrigens nicht aus dem Hausgerüst von 1578, son-
dern von einem Bau, der um 1624/43 (d) entstand.
Die dichte Reihe von hohen Dachsparren ist überwie-
gend aus Weichholz und steht auf einer Sparren-
schwelle (Abb. 17). Einige wenige Eichensparren
stammen von 1578, mussten aber am Kopf verlängert
werden, da die Ursprungslänge nicht ausreichte.
Am Ende der Diele befinden sich hinter der bereits
erwähnten Fachwerkwand mehrere ehemalige Wohn-
räume. Wir müssen davon ausgehen, dass der Ver-
walter des Hofes hier seine Wohnung hatte, also strikt
getrennt von dem gutsherrlichen Wohnteil. Umbau-
ten und eine gewisse Vernachlässigung der Bauun-
terhaltung in den vergangenen Jahrzehnten lassen
eine genaue Beschreibung der Wohnverhältnisse
nicht mehr zu. Über der rechten Kammer findet sich
in Deckenhöhe der Rest eines geschnitzten Giebelbal-
kens mit einem Rankenstab (Abb. 18), ein Motiv, das
Gerhard Eitzen schon 1939 beschäftigt hat.10 Ohne
auf die Deutung dieses Motivs näher einzugehen,
kann aber im Zusammenhang mit der Viehdiele von


18 Gut Koppel, Detail des Rankenstabs (2009).
 
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