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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Stiewe, Heinrich: Hallenhäuser als Herrenhäuser - adliges Wohnen auf dem Lande: Beispiele des 16. bis 18. Jahrhunderts aus Ostwestfalen und Lippe
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0153
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Hallenhäuser als Herrenhäuser - Adliges Wohnen auf dem Lande

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Gut Dahlhausen bei Leopoldshöhe
Der heutige Hof Westerheide in Dahlhausen (Dahl-
hauser Str. 20, Gemeinde Leopoldshöhe, Kreis Lippe)
war von 1844 bis 1960 fürstlich-lippische Domäne.
Davor war der Hof ein Adelsgut, das sich ebenfalls im
Besitz der Familie von Exterde befand. Die Hofanlage
hat einen einzigartigen Gebäudebestand des 16. bis
18. Jahrhunderts bewahrt, der unter Denkmalschutz
steht und von seinen Eigentümern sorgsam gepflegt
wird. Das Wohnhaus vor Kopf des Hofes ist ein breit
gelagertes, eingeschossiges Fachwerk-Traufenhaus
mit Krüppelwalmdach und früherer Querdiele, das
wohl im 18. Jahrhundert als Pächterwohnhaus errich-
tetworden ist. Davor liegen zwei langgestreckte Fach-
werkbauten parallel nebeneinander, die den Wirt-
schaftshof flankieren. Das linke (westliche) Gebäude
ist eine große Längsdurchfahrtsscheune, die laut
Torinschrift 1701 erbaut wurde: HERR CASIMIR HEIN-
RICH VON EXSTERDE, FÜRSTLICH HESSISCHER WOL-
BESTALLTER OBRISTWACHTMEISTER HAT DIESES
HAUS BAUEN LASSEN DEN 1. MAY ANNO 1701.
Der 19 Fach lange Vierständerbau ist aus kräftigen
Hölzern gezimmert und mit langen, gekrümmten
Fußstreben ausgesteift. Der nördliche Giebel zeigt
bauzeitliche Ziegel-Zierausfachungen.
Das gegenüber liegende Gebäude am östlichen Rand
des Hofes ist ebenfalls ein Vierständerbau aus kräfti-
gen Bauhölzern, der schon aufgrund seiner charakte-
ristischen Gefügemerkmale deutlich älter erscheint

und ins 16. Jahrhundert zu datieren ist (Abb. 12) -
dies konnte nun durch eine dendrochronologische
Untersuchung bestätigt werden (s. unten). Die Haupt-
ständer sind mit gekehlten Kopfbändern verstrebt; die
verbretterten Giebeldreiecke kragen auf schweren,
tief gekehlten Knaggen mit Taubanddekor etwa 35
cm weit vor. Das Gebäude, das heute als Stall für
Mastbullen und -Schweine genutzt wird, besitzt eine
Längsdurchfahrt, doch wurde das hintere Ausfahrts-
tor im nördlichen Giebel deutlich erkennbar nachträg-
lich eingebrochen. Zwei Wappen an den Knaggen des
alten Torbogens am südlichen Giebel, starke Rußspu-
ren im Innern des Hauses und seine beeindruckende
Größe sprechen dafür, dass wir mit diesem Gebäude
das frühere Wohnhaus des adligen Hofes Dahlhausen
vor uns haben.35
Ursprünglich war Dahlhausen ein bäuerlicher Meier-
hof, der von den Grafen von Ravensberg als Lehen
vergeben wurde.36 Nach deren Aussterben 1346 wa-
ren die Herzöge von Jülich, Kleve, Mark und Berg und
seit 1609 die Kurfürsten von Brandenburg und späte-
ren Könige von Preußen Lehnsherren des Hofes.
Lehnsinhaber und Grundherr war zunächst die Det-
molder Burgmannenfamilie von dem Busche; 1512
trat Alhard von dem Busche das Lehen an seinen
Schwiegersohn Heidenreich von Exterde ab. Dieses
Lehen bestand aus einer kleinen Grundherrschaft, zu
der neben dem Meierhof Dahlhausen noch das Even-
hauser Holz, der Vollspännerhof Meier zu Evenhau-

12 Leopoldshöhe-Dahlhausen (Kr. Lippe), ehern. Gut von Exterde. Haupthaus von 1561-63(d), Nordansicht, ehern. Wohn-
giebel, Foto 1937. Der Torbogen auf dieser Seite wurde im 19. Jahrhundert nachträglich eingebrochen.
 
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