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2 Dülmen-Dernekamp, Haus Visbeck. Anlage nach dem Urkatasterplan von 1826 (Ausschnitt). Zu dieser Zeit war die gesam-
te Gräftenanlage noch vorhanden, und auf der Hauptinsel stand noch ein kleineres Gebäude, möglicherweise das alte Herren-
haus. Der bis heute erhaltene Teil der Vorburg bildet die südwestliche Ecke. Südlich neben der von Westen kommenden
Zufahrt steht die Kapelle.
geplant. Die während der 2009 und 2010 ausgeführ-
ten Baumaßnahmen und notwendigen Eingriffe in die
historische Bausubstanz ermöglichten tiefere Einblicke
in den Aufbau und die Gestaltung des erhaltenen
Gebäudes, erforderten aber auch eine Dokumenta-
tion vieler Befunde. Vor diesem Hintergrund wurden
die Bauten durch die LWL-Denkmalpflege, Land-
schafts- und Baukultur, erstmals baugeschichtlicher
Betrachtungen unterzogen.5 Ergänzend erfolgte die
Dokumentation der bedeutenden Befunde zur histori-
schen Farbgestaltung der Außenfronten des Gebäu-
des durch Amtsrestaurator Beat Sigrist.6
Zudem wurden archivalische Quellen zur Klärung der
Nutzungsgeschichte der Anlage erschlossen und aus-
gewertet. Zum Gut haben sich umfangreiche histori-
sche Aktenbestände im Archiv Graf Droste zu Vische-
ring auf Haus Darfeld erhalten. Sehr aufschlussreich
für das Verständnis des Baugeschehens auf Haus
Visbeck erwiesen sich insbesondere die ab 1656 er-
haltenen jährlichen Abrechnungen des Rentmeisters
über Einnahmen und Ausgaben.7 Für die folgende
Darstellung konnten hiervon allerdings nur die Rech-
nungen der Jahre 1675 bis 1679 ausgewertet wer-
den, in denen der im Folgenden behandelte Ausbau
der Vorburggebäude erfolgte.
Da die erhaltenen Bauten der Vorburg im Mittelpunkt
der Betrachtung stehen, konnte es nicht Ziel der
Untersuchungen sein, grundlegend die bislang eher
geringen Kenntnisse zur Geschichte der Anlage zu
vervollkommnen und die gesamte Entwicklung als
Herrensitz bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts sowie
seine weitere Nutzung als Gutsbetrieb der Erbdrosten
zu Vischering in den Blick zu nehmen. Schon bei die-
sem eher punktuellen Einblick in die Geschichte von
Haus Visbeck wurde aber deutlich, dass die kultur-
und baugeschichtliche Bedeutung und die dort erhal-
tenen Bauten bislang unterbewertet worden sind. So
wurde bislang fälschlich davon ausgegangen, dass
man nach schweren Schäden, die die Anlage 1639
erlitten haben soll, das Herrenhaus nicht mehr, son-
2 Dülmen-Dernekamp, Haus Visbeck. Anlage nach dem Urkatasterplan von 1826 (Ausschnitt). Zu dieser Zeit war die gesam-
te Gräftenanlage noch vorhanden, und auf der Hauptinsel stand noch ein kleineres Gebäude, möglicherweise das alte Herren-
haus. Der bis heute erhaltene Teil der Vorburg bildet die südwestliche Ecke. Südlich neben der von Westen kommenden
Zufahrt steht die Kapelle.
geplant. Die während der 2009 und 2010 ausgeführ-
ten Baumaßnahmen und notwendigen Eingriffe in die
historische Bausubstanz ermöglichten tiefere Einblicke
in den Aufbau und die Gestaltung des erhaltenen
Gebäudes, erforderten aber auch eine Dokumenta-
tion vieler Befunde. Vor diesem Hintergrund wurden
die Bauten durch die LWL-Denkmalpflege, Land-
schafts- und Baukultur, erstmals baugeschichtlicher
Betrachtungen unterzogen.5 Ergänzend erfolgte die
Dokumentation der bedeutenden Befunde zur histori-
schen Farbgestaltung der Außenfronten des Gebäu-
des durch Amtsrestaurator Beat Sigrist.6
Zudem wurden archivalische Quellen zur Klärung der
Nutzungsgeschichte der Anlage erschlossen und aus-
gewertet. Zum Gut haben sich umfangreiche histori-
sche Aktenbestände im Archiv Graf Droste zu Vische-
ring auf Haus Darfeld erhalten. Sehr aufschlussreich
für das Verständnis des Baugeschehens auf Haus
Visbeck erwiesen sich insbesondere die ab 1656 er-
haltenen jährlichen Abrechnungen des Rentmeisters
über Einnahmen und Ausgaben.7 Für die folgende
Darstellung konnten hiervon allerdings nur die Rech-
nungen der Jahre 1675 bis 1679 ausgewertet wer-
den, in denen der im Folgenden behandelte Ausbau
der Vorburggebäude erfolgte.
Da die erhaltenen Bauten der Vorburg im Mittelpunkt
der Betrachtung stehen, konnte es nicht Ziel der
Untersuchungen sein, grundlegend die bislang eher
geringen Kenntnisse zur Geschichte der Anlage zu
vervollkommnen und die gesamte Entwicklung als
Herrensitz bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts sowie
seine weitere Nutzung als Gutsbetrieb der Erbdrosten
zu Vischering in den Blick zu nehmen. Schon bei die-
sem eher punktuellen Einblick in die Geschichte von
Haus Visbeck wurde aber deutlich, dass die kultur-
und baugeschichtliche Bedeutung und die dort erhal-
tenen Bauten bislang unterbewertet worden sind. So
wurde bislang fälschlich davon ausgegangen, dass
man nach schweren Schäden, die die Anlage 1639
erlitten haben soll, das Herrenhaus nicht mehr, son-