Eine neue Vorburg als Zeichen des Aufstiegs?
Der Neubau von 1674/78 auf Haus Visbeck bei Dülmen (Kr. Coesfeld)
183
über die Brücke Ankommenden gut sichtbar eine mit
fein profilierten Sandsteingewände umgebene Wap-
pentafel angebracht. Sie trägt das Wappen der Fami-
lie Vischering und die Datierung 1678.
Über dem Baukörper schlug man aus gesägtem
Eichenholz em Sparrendach mit einer hoch sitzenden
Kehlbalkenlage auf, das in der unteren Hälfte in
jedem zweiten Gebinde durch liegende Stühle mit
einer Spannbalkenlage ausgesteift ist. Die Stühle sind
im Längsverband durch ein Rähm und eine mittlere
Riegelkette verbunden und zudem mit langen, über
die Riegel geblatteten Kopfstreben ausgesteift. Die
Sparren stehen auf einer auf den Balkenköpfen lie-
genden Sparrenschwelle, die am Fuß gekrümmten
Stuhlsäulen unmittelbar auf den Balken. Die Spann-
balken sind durch geschweifte Kopfbänder zu den
Stuhlsäulen unterstützt und trugen ehemals eine Die-
lung, sodass das gesamte Dachwerk in zwei Ebenen
(auf den Dachbalken und auf den Spannbalken) gut
zu Lagerzwecken genutzt werden konnte. Die beiden
heute nicht mehr erhaltenen Giebeldreiecke waren
von nicht vorkragendem Fachwerk verzimmert, das
mit geschwungenen Streben die gleiche Ausführung
wie das Fachwerk der unteren Wände zeigte und
wurde mit Backstein ausgemauert. Auffallend ist die
bis 1930 erhaltene reiche Durchfensterung des nörd-
lichen Giebeldreiecks mit vier nebeneinander befindli-
chen Kreuzstockfenstern (dazwischen der bauzeitliche
Zug des Kamins aus dem Wohnbereich), unten jeweils
mit Schlagläden und darüber mit einer rechteckigen
Bleiverglasung versehen. Da sich in dem Dachwerk
keine ehemals vorhandenen Innenwände nachweisen
lassen, ist es allerdings zweifelhaft, ob dieser Befund
als Beleg für einen ehemals vorhandenen größeren
Raum im nördlichen Dach gewertet werden kann.
Das Innere des Gebäudes ist durch zwei Querwände
von Fachwerk in drei unterschiedlich lange Abschnitte
unterteilt, sodass vor beiden Giebelfronten abge-
trennte Sonder-Bereiche geschaffen werden konnten:
Nördlich entstand in der Breite von zwei Gefachen ein
unterkellerter Wohnbereich, südlich in der Länge von
drei Gefachen eine große Brauküche. Dazwischen
befand sich als zentraler Bestandteil eine weite Wirt-
schaftsdiele von sieben Gefachen Länge, die im nörd-
lichen Bereich zugleich als Durchfahrt zum Hof und
Ladeort der Dachböden sowie südlich davon als
Schirrplatz und Pferdestall diente. Hierdurch konnten
bei Ankunft auf Haus Visbeck noch in dem Gebäude,
vor Erreichen des Hofes der Vorburg, Reiter ihre Pfer-
de abschirren und abstellen sowie auch die Pferde vor
Fuhrwerken und Kutschen ausgespannt werden. Zu
diesem Zweck war der südlich an die Durchfahrt an-
schließende Bereich weitgehend ungeteilt und hier
nur entlang der westlichen massiven Wand zur Gräf-
18 Dülmen - Dernekamp, Haus Visbeck. Torhaus. Dachwerk mit zwei Lagerböden (Zustand 2009).
Der Neubau von 1674/78 auf Haus Visbeck bei Dülmen (Kr. Coesfeld)
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über die Brücke Ankommenden gut sichtbar eine mit
fein profilierten Sandsteingewände umgebene Wap-
pentafel angebracht. Sie trägt das Wappen der Fami-
lie Vischering und die Datierung 1678.
Über dem Baukörper schlug man aus gesägtem
Eichenholz em Sparrendach mit einer hoch sitzenden
Kehlbalkenlage auf, das in der unteren Hälfte in
jedem zweiten Gebinde durch liegende Stühle mit
einer Spannbalkenlage ausgesteift ist. Die Stühle sind
im Längsverband durch ein Rähm und eine mittlere
Riegelkette verbunden und zudem mit langen, über
die Riegel geblatteten Kopfstreben ausgesteift. Die
Sparren stehen auf einer auf den Balkenköpfen lie-
genden Sparrenschwelle, die am Fuß gekrümmten
Stuhlsäulen unmittelbar auf den Balken. Die Spann-
balken sind durch geschweifte Kopfbänder zu den
Stuhlsäulen unterstützt und trugen ehemals eine Die-
lung, sodass das gesamte Dachwerk in zwei Ebenen
(auf den Dachbalken und auf den Spannbalken) gut
zu Lagerzwecken genutzt werden konnte. Die beiden
heute nicht mehr erhaltenen Giebeldreiecke waren
von nicht vorkragendem Fachwerk verzimmert, das
mit geschwungenen Streben die gleiche Ausführung
wie das Fachwerk der unteren Wände zeigte und
wurde mit Backstein ausgemauert. Auffallend ist die
bis 1930 erhaltene reiche Durchfensterung des nörd-
lichen Giebeldreiecks mit vier nebeneinander befindli-
chen Kreuzstockfenstern (dazwischen der bauzeitliche
Zug des Kamins aus dem Wohnbereich), unten jeweils
mit Schlagläden und darüber mit einer rechteckigen
Bleiverglasung versehen. Da sich in dem Dachwerk
keine ehemals vorhandenen Innenwände nachweisen
lassen, ist es allerdings zweifelhaft, ob dieser Befund
als Beleg für einen ehemals vorhandenen größeren
Raum im nördlichen Dach gewertet werden kann.
Das Innere des Gebäudes ist durch zwei Querwände
von Fachwerk in drei unterschiedlich lange Abschnitte
unterteilt, sodass vor beiden Giebelfronten abge-
trennte Sonder-Bereiche geschaffen werden konnten:
Nördlich entstand in der Breite von zwei Gefachen ein
unterkellerter Wohnbereich, südlich in der Länge von
drei Gefachen eine große Brauküche. Dazwischen
befand sich als zentraler Bestandteil eine weite Wirt-
schaftsdiele von sieben Gefachen Länge, die im nörd-
lichen Bereich zugleich als Durchfahrt zum Hof und
Ladeort der Dachböden sowie südlich davon als
Schirrplatz und Pferdestall diente. Hierdurch konnten
bei Ankunft auf Haus Visbeck noch in dem Gebäude,
vor Erreichen des Hofes der Vorburg, Reiter ihre Pfer-
de abschirren und abstellen sowie auch die Pferde vor
Fuhrwerken und Kutschen ausgespannt werden. Zu
diesem Zweck war der südlich an die Durchfahrt an-
schließende Bereich weitgehend ungeteilt und hier
nur entlang der westlichen massiven Wand zur Gräf-
18 Dülmen - Dernekamp, Haus Visbeck. Torhaus. Dachwerk mit zwei Lagerböden (Zustand 2009).