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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kaspar, Fred: Bauernhöfe mit Zweit- und Drittwohnungen: Pächter, Verpächter, Kapital, Landwirtschaft und Sommerfrische : Was macht der Städter auf dem Land?
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0265
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Bauernhöfe mit Zweit- und Drittwohnungen
Pächter, Verpächter, Kapital, Landwirtschaft und Sommerfrische


25 Für den Fürstbischof von Paderborn wurdet 661 in der Senne ein Jagdhaus in Hövelhof (Kr. Paderborn) errichtet. Es wurde
neben den verpachteten Meierhof gestellt, so dass der Haushalt von dem Bauernhof aus mit versorgt werden konnte. Das
zweigeschossige Fachwerkhaus unter Satteldach war zunächst umgräftet und ist erst später durch einen Vorbau und
Ecktürme erweitert worden (Ansicht von 1984).

Zubereitung möglich war. Zusätzlich diente es bis in
das 20. Jahrhundert der sommerlichen Zusammen-
kunft der weitläufigen Familie Scheffer-Boichorst,
wobei immer auch ein großer Baum- und Blumengar-
ten dazu gehörte.
Für den Dechanten des Domstiftes in Münster wurde
ein solches freistehendes Herrenhaus auf dem
Pachthof Schulze Havichhost bei Münster-Handorf
unterhalten. Nach einer erhaltenen Baubeschreibung
umfasste das zum Garten mit einer Terrasse geöffne-
te Gebäude um 1640 drei Räume (über einem Keller
ein Zimmer, 2 Kabinetts und eine Terrasse zum Gar-
ten). Eine eigene Küche hatte es allerdings ebenfalls
nicht, sodass wohl auch diese Bewohner vom Pächter
des Hofes versorgt wurden.116
Die Grenze zu Gebäuden, die als Jagdhäuser oder
herrschaftliche Sommerschlösser errichtet wurden,
dürfte fließend gewesen sein: 1645 fiel der große Hof
Meier zu Hövel (Hövelhof, Kr. Paderborn) an den
Bischof von Paderborn als Landesherren zurück. Der
Hof wurde fortan als Pachtgut vergeben und war seit
der allgemeinen Verpachtung der landesherrlichen
Ökonomien im Bistum Paderborn 1721 mit dem Sitz
des landesherrlichen Försters für einen Teil der Senne
verbunden.117 Pächter der Anlage waren zuvor in der

Regel Beamte aus der Umgebung des Fürstbischofs.
Über den letzten dieser Pächter, den Kammerherren
von Hanxleden wurde berichtet, der Hof sei seine
„Eremitage" gewesen, da dieser gerne den Eremiten-
stand liebte und wie Im Himmel mit den Engeln allein
leben wollte."8 Entsprechend dieser besonderen
Nutzung als Sommerfrische wies das Bauernhaus ein
zweigeschossiges Wohnhaus als Anbau vor Kopf des
Hauses auf.119 Der Hof diente darüber hinaus nicht nur
hohen Beamten als Landsitz, sondern Fürstbischof
Dietrich Adolf von der Recke (1650-1661) ließ sich
unmittelbar daneben um 1660 selber ein kleines
Jagdschloss aus Fachwerk errichten. Dieses wurde
umgräftet und erhielt auch mehrere kleine Neben-
gebäude.120 Während diese wohl der Unterbringung
seines Personals dienten, dürfte auch hier der enge
Zusammenhang des Jagdhauses mit dem benachbar-
ten verpachteten Bauernhof der Versorgung des
Sommerhauses mit Lebensmitteln sowie Futter für die
Pferde u. a. m. gedient haben.
Die kleinere und vielfach genutzte Alternative zu
Land- und Jagdhäusern waren die Gartenhäuser, klei-
ne und kleinste Gebäude, die in einen Garten vor der
Stadt gestellt wurden (hiervon sind - nicht bewohn-
te - Gartenpavillons zu unterscheiden, die man in den

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