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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Böcker, Axel; Barthold, Peter; Kaspar, Fred: Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594: Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0317
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Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594 313

Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)

BAUBESCHREIBUNG
Zur Anlage des Hofes
Die Gesamtanlage der wohl im späten 16. Jahrhun-
dert in seiner Struktur geschaffenen Gutsanlage lässt
sich mithilfe des erhaltenen Plans der zugehörigen
Ländereien von 1753 noch gut erfassen. Die wesent-
lichen hier erkennbaren Strukturen lassen sich noch
heute vor Ort nachvollziehen, auch wenn die Gräften
inzwischen in Teilen verschüttet worden sind und
etwa 100 m westlich des Gutes 1846-1848 die von
Süd nach Nord verlaufende Bahnstrecke Hamm-
Münster quer durch die Ländereien des Gutes trassiert
wurde (hierdurch sind in der Folge die meisten der
historischen Wegeführungen verlegt worden).
Kern der Hofanlage war eine längsrechteckige und
rechtwinklige Fläche von etwa 40 x 90 m, die von
einer etwa 10 m breiten Gräfte eingefasst ist (der zu
rekonstruierende südliche Graben war schon 1753
nicht mehr vorhanden und verschüttet). Dieser Was-
sergraben wurde von einem kleinen 1753 und noch
heute als Rieth-Graben bezeichneten Bach mit Wasser
versorgt, der den als Zufahrt dienenden west-östlich
verlaufenden Weg südlich begleitete. Zwischen dem
Weg und der Gräfteninsel zog sich ein heute nicht
mehr erhaltener schmaler Hofwald hin (1753 als
Busch bezeichnet), durchquert von der Hofzufahrt mit
hölzernen Brücken über den Bach und die Gräfte.
Zentrales Gebäude auf der Hofinsel ist das bis heute
erhaltene Hauptgebäude. Es steht allerdings nicht

parallel zum Verlauf der Gräfte, sondern leicht nach
Norden verschwenkt und wurde zudem nahe dem zu
rekonstruierenden südlichen Gräftenarm gestellt.
Möglicherweise kann dieser Befund so gedeutet wer-
den, dass das im Kern von 1554/55 stammende
Hauptgebäude älter als die Gräftenanlage ist und die-
se daher erst im Zusammenhang mit dem Ausbau um
1594 gegraben wurde. So wurde 1594 nachweislich
auf der Burg des Pfennigmeisters Schnell in Rinkerode
gearbeitet, wobei es sich wohl um das Anlegen von
Gräften handelte.85
Das Haus weist seinen Wirtschaftsgiebel mit der Tor-
zufahrt zur Diele nach Osten, wobei an dem Ostgiebel
im Jahre 1753 seitlich ein kleinerer Bau vorgesetzt
war, der (nach Vergleichsbeispielen) wohl ein Schwei-
nestall war. Parallel der Innengrenze des östlichen
Arms der Gräfte stand auf dem Plan von 1753 ein
kleineres Gebäude, das als Scheune diente. Es wurde
wenig später durch einen ein wenig nach Norden ver-
schobenen Neubau ersetzt, der noch heute erhalten
ist. Diese Befunde verdeutlichen, dass die östliche
Hälfte der Gräfteninsel als Wirtschaftshof dienen soll-
te. Er wurde durch eine hölzerne Zugbrücke von Nor-
den erschlossen. Vor dem westlichen, zum Wohnteil
des Hauses gehörenden Giebel des Hauses befand
sich hingegen nach dem Plan von 1753 ein Baumgar-
ten und vor der nördlichen Tür der großen Herdküche
der bis heute nachweisbare Hausbrunnen (1753 mit
einer Wippe zum Wasserschöpfen dargestellt). Nörd-
lich an der Innenseite der Gräfte stand 1753 noch ein

8 Ansicht der nordwestlichen Ecke des Wohnteils von 1595 (d), Zustand 1950 (nach der wohl 1946 durchgeführten Renovie-
rung des Westgiebels).
 
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