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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Kaspar, Fred: Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774: Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0419
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Vor 1379 wurde Heinrich von Langen durch den
Münsteraner Bischof Florenz mit verschiedenen
Gütern belehnt. Darunter befand sich das domum to
Wicgerinc in parochia Euerswincle. 1381 wurden die
Brüder Heinrich und Hermann von Langen als Inhaber
des Hofes genannt. Das hus to Wiggerinch in den ker-
spel Euerswinkel wird zu dieser Zeit als in der bur-
schap von Lakestyn gelegen bezeichnet.3 Diese wohl
im 16. Jahrhundert aufgelöste Bauernschaft Lakesten
oder Loxten befand sich im Grenzbereich der Kirch-
spiele von Everswinkel und Telgte4 und scheint in den
beiden benachbarten Bauernschaften Raestrup und
Müssingen aufgegangen zu sein.
1420 verkaufte Henrich de Voget aus Warendorf ver-
schiedene Ländereien aus dem Erbe seines Vaters,
dem Warendorfer Vogt Wulfhard Vogt (mit Zustim-
mung seines Bruders Lüdecke Voget), an die Äbtissin
von Freckenhorst. Darunter befand sich auch das do-
mum Bernahrdi des Langhen in dem Kirchspiel Ever-
winkel, das offenbar zuvor aus dem Besitz der Herren
von Langen angekauft worden war.5 Der 1498 wieder
Wiggermann genannte Hof blieb allerdings nicht
lange im Besitz des Klosters.6 1604 wird in einem Erb-
streit deutlich, dass der Hof Wiggermann mit weite-
ren Höfen zum Erbe des zu dieser Zeit schon verstor-
benen Everhardt von Langen auf dem im Kirchspiel
Everwinkel liegenden Haus Köbbing (ein Lehen des
Stiftes Freckenhorst) gehört hatte, das er unter seinen

Erben aufgeteilt hatte.7 Hierzu gehörte durch die Hei-
rat seiner Tochter auch die Familie Voss.8 Heinrich Voss
aus Telgte trat das Erbe vor 1613 an, worüber es
ebenfalls zu einem lange währenden Erbstreit kam.9
Hierdurch gelangte der Hof ebenso wie die zwei be-
nachbarten großen Höfe10 zum Besitz der in Telgte
ansässigen Adelsfamilie von Voss. 1630 wird der Hof
als Wiggermanns Erbe genannt11 und 1665 als wüst
bezeichnet, dürfte also gegen Ende des Dreißigjäh-
rigen Krieges von den Pächtern verlassen worden
sein. Auch 1668 gehört Wiggermanns Erbe den Her-
ren von Voss zu Telgte.12
Nachdem die Familie Voss im späten 17. Jahrhundert
ausgestorben war, verkauften ihre Erben die ererbten
Güter im Jahre 1702 an Franz Wilhelm von Galen,
Erbkämmerer des Bistums Münster. Das Erbe
Wiggermann gelangte wenig später von diesem auf
bislang nicht bekanntem Wege an die Telgter Familie
Evens.
1747 verkaufte Christina Elisabeth Baumhove, Witwe
des Nikolaus Ferdinand Evens zu Telgte,13 im Namen
ihrer Miterben den alloden (d. h. freier) Besitz Hof
Wiggermann mit dem gesamten zugehörigem Land14
sowie den beiden Kotten Eschkämper (heute Müssin-
gen Nr. 4) und Nippstädt (heute Raestrup Nr. 24) und
weiteren Ländereien auf dem Rott, auf dem zuvor der
Kotten Haverkamp (Müssingen Nr. 18) errichtet wor-
den sei, sowie einem Kirchensitz und einen Begräb-


2 Haus Lohfeld. Ansicht der umgräfteten Gesamtanlage von Süden um 1903: zentral die Längsfront des von der vorbeifüh-
renden Straße zurückgesetzten Längsdielen-Bauernhauses mit dem westlich anschließenden Sommerhausanbau (links).
Diesem vorgelagert eine Gartenanlage (Ausschnitt aus einem 1903 entstandenen Gemälde des Malers Riebel im Besitz der
Familie).
 
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