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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Kaspar, Fred: Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774: Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0420
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

nisplatz in der Kirche zu Everswinkel für 3 710 Rthl. an
die Gebrüder Dütting in Münster: Käufer waren Her-
mann Heinrich Dütting, Kanoniker in Collegio ad fon-
tem salientem, das Frater-hauß genannt15 und der
Doktor beider Rechte Arnold Henrich Dütting, der in
Münster auf dem Bült lebte.
Seit 1747 befand sich der Hof dann durchgängig im
Besitz von Bürgern, die in Münster lebten und den
verpachteten Hof auch als ihren Sommersitz nutzten:
1756 werden als Eigentümer des Hofes Hermann
Heinrich Dütting und seine Schwägerin, die Witwe Dr.
Dütting genannt, 1762 aber nur noch Maria Catha-
rina Poll, Witwe von Dr. Arnold Dütting. Nach ihrem
Tode verkauften 1773 die erbenden Töchter Catha-
rina Elisabeth Eickholt,'6 geb. Dütting, mit ihren sie-
ben Kindern sowie Anna Elisabeth Temme, geb.
Dütting) den Hof mit den zugehörigen vier Kotten17
für 3 400 Rthl. an Theodora Martha Cormann,18
Witwe des Hofkammerrichters Christoph Anton
Buchholtz (starb 1769) in Münster.19 Erbin wurde vor
1782 ihre Tochter Maria Magdalena Elisabeth Buch-
holtz (19. Mai 1746-13. September 1781), seit 1769
verheiratet mit dem Juristen Johann Anton Theodor
zur Mühlen (27. Februar 1742-1. Dezember 1791).
Zunächst Hofkammerrat, stieg er bis zum Landrent-
meister des Fürstbistums Münster auf. Das Ehepaar
zur Mühlen lebte in Münster20 in einem großzügigen,
von ihnen 1779 angekauften und danach erneuerten
Haus an der Mauritzstraße 23.21 Nach dem frühen Tod
beider Eltern wurde 1791 ihr Sohn Franz von Zur-
mühlen (1774 Münster-2. Februar 1825) Erbe sowohl
des Hofes in der Stadt Münster wie auch des freien
Erbes Wiggermann. Er bezeichnete sich daher 1803
auch als „Gutsbesitzer".22 Auch er bekleidete hohe
Ämter: 1802 war er bei einem jährlichen Gehalt von
fast 1 700 Rthl. Offizial und Vizekanzler des Gehei-
men Rates im Fürstbistum Münster.23 1818 wurde der
im Wert nun auf 8 590 Rthl. geschätzte Hof in einer
Erbteilung mit Dr. Caspar zur Mühlen (10. Januar
1777-2. Dezember 1859) dessen Schwester Ernestine
Theodora zur Mühlen zugeschlagen,24 verheiratet mit
Franz von und zur Mühlen25. Dieser war Bürgermeister
des Bezirks Roxel (heute Stadtteil von Münster) und
Besitzer von Haus Ruhr bei Senden-Bösensell (Kr.
Coesfeld), wohnte aber in Münster. 1826 verkaufte
dessen Witwe Theodora von und zur Mühlen26 Wig-
germanns Colonat in der Bauernschaft Müssingen
Nr 5 für 5 000 Thl. innerhalb der angeheirateten Ver-
wandtschaft an Kaufmann und Leinenhändler Bern-
hard Christian Zumloh (1. November 1769 Waren-
dorf-14. Februar 1845 Münster) in Münster und des-
sen Ehefrau Maria Anna Zurmühlen (8. November
1773 Münster-22. März 1842 Münster). Er war zeit-
weilig bis 1821 auch Mitglied des Magistrats der Stadt
Münster und Bürgermeister.27 Zugehörig zu dem Hof
waren zu dieser Zeit drei Kotten und das Obereigen-
tum an dem Eschkotten.28 Der Hof hatte ein Wohn-

haus, zwei Schoppen, ein Backhaus und einen Kirch-
stuhl in der Pfarrkirche zu Everswinkel. 1829 und
1832 wird der Bürgermeister Bernhard Christian Zum-
loh in Münster als Besitzer des Hofes genannt.29 Die
neuen Eigentümer ließen zunächst umfangreiche Er-
neuerungen an den Bauten durchführen und 1832
wurden dem Hof bei der Teilung der Gemeinheit Gro-
ße Heide weitere Flurstücke zugewiesen. Nach dem
Tod der Eltern wurde ab 1846 Erbe ihr jüngster Sohn
Andreas Martin Zumloh (*11. November 1815). Er
bezeichnete sich fortan als Ökonom Andreas Zumloh
zu Lohfeld bzw. ab 1861 als Andreas Zumloh in Dors-
ten.30 Mit Urkunde vom 5. März 1864 übertrug er das
Gut seinem Sohn Louis Zumloh, wobei er seiner Frau
Lina geb. Wilkes ein lebenslanges Wohnrecht mit Ver-
pflegung auf dem Hof und einem jährliches Taschen-
geld von 200 Mark zusicherte.31 Auf dieser Grundlage
lebte sie als Witwe noch 1896 auf dem Hof.
Ab dem Winter 1870/71 wurde der Hof nicht mehr
verpachtet, sondern von Louis Zumloh fortan selber
bewirtschaftet, der sich daher nun als Ökonom auf
Lohfeld bezeichnete. Er heiratete 1874 Franziska
Schulze Bockholt, die als Mitgift aus einer früheren
Ehe den benachbarten Hof Wegmann32 zu den be-
wirtschafteten Ländereien beibrachte.33 Nach seinem
frühen Tode vor 1886 wurde der Hof von ihrem Sohn
Bernhard Ludwig Zumloh übernommen, nachdem
dieser seiner Mutter 1887 in der Stadt Telgte an der
zu dem soeben neu eröffneten Bahnhof führenden
Straße ein Wohnhaus (Bahnhofstraße 31) als ihren Al-
terssitz hatte errichten lassen.34 1 891 lebte Gutsbe-
sitzer Ludwig Zumloh mit Familie sowie seiner Groß-
mutter auf dem Hof. Nach dem frühen Tod des Ehe-
paares Zumloh wurde das Gut Lohfeld im Jahre 1900
durch Rentmeister Schütte in Münster verwaltet, der
es spätestens seit dem Frühjahr dieses Jahres zum
Verkauf anbot.
Mit Datum35 vom 21. Dezember 1900 wurde der
gesamte Hof mit 188 Morgen Land und anderen
Zubehörungen (darunter auch das noch bis nach
1909 von der Witwe Zumloh bewohnte Wohnhaus in
der Stadt Telgte) von den Vormündern der fünf min-
derjährigen Kinder36 des verstorbenen Ehepaares
Zumloh für 66 500 RM an die Familienstiftung
Scheffer-Boichorst verkauft37 und von dieser danach
an ihren Vertreter Fritz Scheffer-Boichorst (1865-
1931) für 500 Mark jährlich verpachtet.38 Nachdem
dieser 1904 geheiratet hatte, wurde für ihn das auf
dem Hof stehende Wohnhaus zunächst renoviert und
dann nach mehrjähriger Planung in den Jahren
1907/08 wesentlich erweitert. Die bewirtschafteten
Flächen des Hofes wurden von der Stiftung zudem in
diesen Jahren durch Zukauf weiterer Grundstücke in
der Umgebung ergänzt, darunter der Aulickskotten39
und 1910 für 1400 Mark Land des Anwesens
Röttgermann.40 Nachdem Fritz Scheffer-Boichorst
schon früh starb, wurde der Hof zunächst von seiner
 
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