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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Kaspar, Fred: Pachthof mit bürgerlichem Sommerhaus von 1774: Haus Lohfeld (ehemals Hof Wiggermann) bei Everswinkel (Kr. Warendorf), Müssingen Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0424
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

Verbindung zwischen der Diele und der Herdküche
herstellte. Zur Erschließung des Flures gibt es von der
Herdküche eine breite Tür, deren beide Flügel im obe-
ren Bereich verglast sind und daneben jeweils ebenso
gestaltete einflügelige Türen zu den beiden seitlichen
Wohnräumen. Diese dürften der den Hof bewirt-
schaftenden Pächterfamilie gedient haben. Nach-
träglich vor 1900 wurde linksseitig (südlich) von der
großen Küche ein Esszimmer abgetrennt, wobei man
die trennende Fachwerkwand an den Luchtbalken an-
blattete. Die Herdküche wurde 1907 und 1955 im Zu-
sammenhang mit Umbauten des Herrenhauses mo-
dernisiert.
Das Bauernhaus erhielt am Wirtschaftsgiebel südlich
einen niedrigeren Anbau unter eigenem Satteldach.
Er dürfte als zusätzlicher Stall gedient haben und ist
1956 im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Brand
abgebrochen worden.
Nach einem Brand im Herbst 1955 erneuerte man
den gesamten Bereich der Wirtschaftsdiele einschließ-
lich des östlichen Wirtschaftsgiebels im Frühjahr 1956
nach Plänen des Warendorfer Architekten Theodor
Altefrohne45 in den bestehenden Proportionen durch
das Bauunternehmen W. Brandhofe in Warendorf.46
Hierbei erhielt das Gebäude nun massive, mit Klinker
verkleidete Umfassungswände und einem inneren
Traggerüst aus Beton. Statt Längsdiele mit Dielentor
schuf man nur noch einen Futtergang zwischen

Tiefställen mit einem kleinen Tor. Hierbei gestaltete
man die Giebelfront mit Klinker ausgemauertem
Fachwerk in Formen heimatverbundener Bauformen.
In der Mitte der nördlichen Traufwand entstand ein
neues Tor zu einer kurzen Quer-Wirtschaftsdiele.
Am 11. November 1983 brannte der Dachstuhl über
dem Wirtschaftsteil erneut teilweise ab und wurde
danach im Frühjahr 1984 neu verzimmert.
Das Sommerhaus oder
„Herrenhaus" (von 1774d)
Vor dem westlichen Giebel des bäuerlichen Haupt-
hauses steht ein zweigeschossiger und massiver An-
bau. Dieser wurde nach verschiedenen Quellen in der
Tradition Münsteraner Bürger als durch sie genutztes
Sommerhaus errichtet. Nach den überlieferten Pacht-
verträgen, die die Eigentümer des Hofes mit dem die-
sen bewirtschaftenden Pächtern abschlossen - stand
ebenso wie bei anderen vergleichbaren Höfen - ein
Teil der im Haus vorhandenen Wohnräume nicht den
Pächtern zur Nutzung zur Verfügung; diese blieben
als eine eigenständige Wohnung den Eigentümern
vorbehalten. Schon in Pachtverträgen von 1762 und
1773 sind die zwei hintersten Zimmer des Bauern-
hauses zum Gebrauch der Vermieter vorbehalten. Das
bis heute erhaltene Sommerhaus scheint demnach
eine schon zuvor bestehende Sommerwohnung an
gleicher Stelle ersetzt zu haben. Sie dürfte wesentlich


6 Haus Lohfeld. Zustand des Sommerhausanbaus von um 1774 nach Ausbau zum Wohnhaus 1908. Die zeitgenössische
Postkarte wurde von der Familie der Bewohner verschickt und zeigt ihr Haus inmitten einer aufwändigen sommerlichen

Gartenanlage.
 
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