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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Fabricius, Ernst: Alterthümer auf Kreta, 1, Gesetz von Gortyn
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0384

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364

ALTERTHUEMER AUF KRETA

Bett des Baches vor der beschriebenen Seite der Mauer einen
Graben ziehen zu lassen, und entdeckte so die grosse In-
schrift. Gerade unter dem Bache fand er über drei Schichten
der Quadermauer hinweg eingehauen, 4 oben unvollständige
Columnen der Inschrift, von denen die äusserste links nicht
wie die anderen bis zum Fuss der Wandfläche hinabreichte,
also nur das Ende des Ganzen sein konnte. Sowohl nach links
wie nach rechts setzte sich die Mauer, auf beiden Seiten um
eine Schicht höher erhalten, vom Bache aus fort, und wäh-
rend sie links unbeschrieben war, sah Halbherr rechts noch
die Zeilenenden einer weiteren, also der fünftletzten Columne,
die aber vom Erdreich eines am 1. Ufer des Mühlbaches ge-
legenen Ackers bedeckt war. Von den Besitzern dieses Ter-
rains, den Gebr. Kuridakis, konnte er indessen die Erlaub-
niss zur Fortsetzung seiner Ausgrabung nicht erlangen und
musste sich mit der Aufnahme der vier Schlusscolumnen be-
gnügen. Da das Wasser des Baches nur gerade 48 Stunden
abgeleitet war, so standen Dr. Halbherr zu der ganzen Ar-
beit nur 2 Tage zur Verfügung, von denen der erste durch die
Ausgrabung und Reinigung der Inschrift ganz in Anspruch
genommen war. Für die Anfertigung eines Facsimiles der vier
Columnen reichte die verfügbare Zeit natürlich nicht aus,
doch konnte Halbherr seine Copie noch einmal vor dem Ori-
ginal genau revidiren, wenn auch zuletzt tief im Wasser ste-
hend, das wieder in das Bett des Mühlbaches geleitet war und
in die Ausgrabung einströmte.
Diesen Sachverhalt theilte mir Dr. Halbherr in Candia mit
und bot mir seine Hülfe an, wenn ich nochmals den Ver-
such machen wollte, ob nicht die Erlaubniss zum Ausgraben
des noch fehlenden Anfanges der Inschrift zu erlangen sei. In
freundschaftlichster Weise versah mich Halbherr mit Skizzen
der Mauer und des Terrains, sowie mit einer Empfehlung an
den Besitzer der Mühle, den trefflichen Manolis Eliakis, Sohn
des aus Spratt’s Reisewerk rühmlich bekannten Kapitän Elias,
der Halbherr auf das Wirksamste bei seinen Unternehmun-
gen unterstützt hatte.
 
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