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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Fabricius, Ernst: Alterthümer auf Kreta, 1, Gesetz von Gortyn
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0385

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ALTERTHUEMER AUF KRETA

365

So ausgerüstet kam ich im weiteren Verlauf meiner Reise
Ende Oktober nach H. Deka. Nach langen Unterhandlungen
mit den Eigenthümern des Ackers, in welchem der Anfang
der Inschrift verschüttet lag, gelang es mir die übertriebenen
Forderungen auf einen annehmbaren Betrag herabzudrücken
und die Erlaubniss zum Aufdecken der Mauer zu erlangen.
Mit zwei Arbeitern begann ich am 25. Oktober die Ausgra-
bung, liess die 1 l/2m hohe Erdschicht über dem oberen Rand
der Mauer abtragen und an der beschriebenen Fläche, die als-
bald zum Vorschein kam, entlang zunächst auf 3m Länge von
dem Bache aus, einen 3/4m breiten Graben ziehen. Am Abend
des zweiten Tages konnte ich constatiren, dass wir 5 weitere,
und zwar vollständige Golumnen gefunden hatten, und be-
merkte zugleich an den übergeschriebenen Zahlen AH, AZ
bis ΑΔ, dass rechts noch 3 Columnen bis zum Anfang feh-
len mussten. Unglücklicherweise stand aber hier ein grosser
Maulbeerbaum gerade über der Inschrift. Mein Ansinnen, den
Baum umhauen zu lassen, bot den Besitzern die erwünschte
Gelegenheit zu neuen unerhörten Forderungen, sodass mir
nichts anders übrig blieb, als auf der anderen Seite des Bau-
mes einen Schacht traben und unter dem Baum hindurch
Ό
einen 2 l/2m langen Gang anlegen zu lassen, der den Schacht
mit dem Graben verband. So gelangte ich an die drei fehlen-
den Columnen und fand eine vorspringende Ante, welche
rechts deutlich den Anfang der Inschrift erkennen lässt. In
dem Schacht war die Mauer frei von Inschriften gefunden
worden. Es waren also im Ganzen zu den von Halbherr ent-
deckten 4 Columnen 8 weitere, und zwar vollständige Colum-
nen hinzugekommen.
Erst am Nachmittag des dritten Tages konnte ich mit der
Abschrift beginnen, die mich, die Unterbrechungen abge-
rechnet, 7 Tage beschäftigt hat. Ich stand dabei in dem 3 l/9m
tiefen Graben, mit den Füssen im Wasser, das fortwährend
aus dem Mühlbach sowohl von der Seite her, wie durch die
Fugen der Mauer selbst in die Ausgrabung eindrang und von
Stunde zu Stunde ausgeschöpft werden musste. In dem Tun-
 
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