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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Fabricius, Ernst: Alterthümer auf Kreta, 1, Gesetz von Gortyn
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0386

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366

ALTERTHUEMER AUF KRETA

nel unter dem Maulbeerbaum und sonst namentlich bei den
untersten Zeilen war die an sich schon unbequeme Aufnahme
durch Mangel an Licht erschwert. Zweimal haben wolken-
bruchartige Gewitterregen den Graben 2m tief mit Wasser an-
gefüllt, so dass die Arbeit durch Stunden langes Ausschöpfen
unterbrochen wurde. Endlich, und dies war nicht die gering-
ste Erschwerung, hatte ich fortwährend die Fragen und Ver-
muthungen der vielen neugierigen Kretenser beiderlei Ge-
schlechtes anzuhören, die von früh bis spät die Grube umstan-
den, sowie die Wuthausbrüche des Besitzers von Acker und
Inschrift auszuhalten, der sich durch mich überlistet und sei-
nes Schatzes beraubt glaubte und unter Drohungen Entschä-
digung verlangte für den unterhöhlten Maulbeerbaum. Diese
Umstände, unter denen die Copie der Inschrift entstanden ist,
werden es erklären, wenn sich meine Abschrift trotz der auf-
gewendeten Sorgfalt später einmal, wenn das ganze Denkmal
bequem zugänglich gemacht ist, als nicht so correct erweisen
sollte, wie es die Aufnahme einer solchen Urkunde sein muss.
Der Versuch, Abklatsche anzufertigen, misslang, da das an-
haltend über die Inschrift herabrinnende Wasser das Aufle-
gen des Papiers unmöglich machte, geschweige denn die Ab-
klatsche trocknen liess. Nur einige Stellen konnte ich daher
als Schriftproben abklatschen, und musste mich damit be-
gnügen, meine Copie noch einmal vor dem Original genau con-
trolirt zu haben. Am 7. November, nach vierzehntägiger an-
gestrengter Arbeit, liess ich den Graben wieder zuwerfen, um
die Inschrift vor der drohenden Zerstörung zu schützen. Spä-
ter hat sich die Kretische Regierung mit rühmlichem Eifer
angelegen sein lassen, den Besitzer, der nur auf meine Abreise
gewartet hatte, um die Blöcke aus dem Boden zu reissen, an
der Ausführung dieses Vorhabens zu hindern.
Schon Dr. Halbherr war es nicht entgangen, dass die In-
schriftwand ein Wenig gerundet sei. Bei der genaueren Auf-
nahme des Terrains um die Fundstelle, die ich während des
Ausgrabens ausführte und von der eine verkleinerte Copie
diesem Artikel beigegeben ist, ergab sich, dass die Inschrift
 
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