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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Dörpfeld, Wilhelm: Der Tempel von Sunion
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0348

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DER TEMPEL VON SUNION

Pteron (im Grundrisse mit M bezeichnet) zu Tage gefördert.
Da die Platten ein werthvolles und leicht transportirbares
Material bildeten, werden sie gewiss schon im frühen Mittel-
alter geraubt worden sein. Die als Fundament des Marmors
dienenden Porosplatten haben wir, wie der Grundriss zeigt,
fast in der ganzen östlichen Hälfte des Tempels noch aufge-
funden. In der anderen Hälfte fehlen sie, mit Ausnahme ei-
niger fast ganz zerstörter Reste im westlichen Pteron (B auf
Tafel XV).
Was den Aufbau des Marmortempels betrifft, so haben
uns die Ausgrabungen nicht viel Neues gelehrt. Der von Blouet
gegebene Aufriss ist im Wesentlichen richtig. Als Ergänzun-
gen hebe ich nur Folgendes hervor: Das Profil der Stufen ist
falsch, die Ausladung beträgt nicht ca 0,29m, sondern 0,38m.
Der Architrav des Pronaos hat an seiner oberen Kante unter
dem Friese ein lesbisches Kyma, nicht eine einfache Junctur.
Das Profil des Geison ist nicht ganz richtig angegeben.
Ein weiterer Punkt, den alle bisherigen Besucher des Tem-
pels übersehen haben, verdient etwas eingehender bespro-
chen zu werden, weil er möglicher Weise eine der schwie-
rigsten Stellen des Vitruv, diejenige über die scamilli impares
(III 4, 5) aufzuklären vermag. Unter den beiden Pteronsäulen
an der Nordseite des Tempels gewahrt man nämlich an dem
Stylobate eine schräge Anarbeitung, eine keilförmige Säulen-
trommel von winziger Höhe, die als scamillus imparis bezeich-
net werden muss. Die Höhe beträgt an der Aussenseite 5mtn,
und geht nach Innen allmählich in Null über. Dieser Scamil-
lus hat nicht, wie man vermuthen wird, den Zweck, der
Säulenaxe eine Neigung nach Innen zu geben, sondern dient
dazu, die Berührungsfläche zwischen Stylobat und Säule ho-
rizontal zu legen Die Oberfläche.i des Stylobates besitzt näm-
lich ein Gefälle von 5 — 6mm nach Aussen zum Abfluss des
Regenwassers und dieser Höhenunterschied muss durch den
keilförmigen Scamillus ausgeglichen werden (Stylobaten exae-
quari oportet). Vitruv giebt für die Unebenheit des Stylobat
scheinbar einen anderen Grund an. Indem er von dem Sty-
 
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