F. DÜEMMLER, ZWEI FELS INSCHRIFTEN VON AMORGÖS
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zeigen, dass die Crux in dem fünftletzten Buchstaben der er-
sten Zeile steckt, denn an dem vorausgehenden deutlichen E
mit Comparetti zu rütteln ist gar kein Grund. Aber auch je-
ner Buchstabe bietet keine ernstliche Schwierigkeit. Man
muss sich nur erinnern, dass in sehr alten Inschriften die
Richtung der Zeichen vielfach noch beliebig ist, wie in Zeile
2 unsrer Inschrift ja auch das Π auf dem Kopf steht. Dann
wird man das Zeichen als Koppa fassen und die Inschrift würde
lauten :
Έρασίς αε Ιο^οίη Έπαρ.είνον[ι.
Dass gutturale Tenuis nicht nur unmittelbar vor O-und U-
Lauten, sondern auch vor Silben, die solche enthalten, durch
o wiedergegeben werden kann, ist ja bekannt. Ich erinnere
an die Schreibung Λο9ρός in dem naupaktischen Epoikiege-
setz I.G.A. Nr. 321, an die Schreibung Ηε'9-rop, φλύτος, Περι-
9>λύμενος und Ηίππαλ^ος auf korinthischen Vasen 1. Allerdings
sind unter den bis jetzt bekannten Beispielen keine Composita
mit Praepositionen. doch hat die Ausdehnung der graphischen
Gewohnheit auf diese so wenio; etwas Befremdliches, wie etwa
die Assimilation ihres Auslauts an den Anlaut des Verbums.
Dass t. das am Schluss ergänzt werden muss, kann flach ee-
schrieben gewesen und verscheuert sein.
Ist die vorgeschlagene Deutung richtig, so würde die In-
schrift von einem-Mädchen herrühren, welches wünscht, dass
ihr κύριος Erasis (Kurzform für Erasistratos) sie dem Epamei-
non vermählen möge. Der Ursprung der Inschrift ist vielleicht
kein rein lyrischer, vielleicht liegt das Bedürf'niss vor, den
säumigen Freier anzutreiben; die Schrift ist fest und deutlich
und der Ort dicht neben der Landstrasse auffällig genug ge-
wählt. Ob das in der Nähe unsrer Inschrift befindliche Al-
1 Blass in Collilz’ Sammlung Nr. 3130. 3135. 3140. Mil Recht erklärt
sich an letzterem Ort Blass wegen des Koppa gegen die Ergänzung—αλφ(ι)-
ρος (Robert, Kretschmer). Die richtige Form Hippalkmos ist erhalten bei
Plutarch Qiust. Grsecx 37 und Schol. Eurip. Orest. 5, bei Äpollodor I 9,16
und sonst in Hippalmos verderbt. — Vgl. auch Gerhard A. V. III Taf. 190.
191. 237. Athen. Mitth. XV Taf. 1.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XVIII.
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zeigen, dass die Crux in dem fünftletzten Buchstaben der er-
sten Zeile steckt, denn an dem vorausgehenden deutlichen E
mit Comparetti zu rütteln ist gar kein Grund. Aber auch je-
ner Buchstabe bietet keine ernstliche Schwierigkeit. Man
muss sich nur erinnern, dass in sehr alten Inschriften die
Richtung der Zeichen vielfach noch beliebig ist, wie in Zeile
2 unsrer Inschrift ja auch das Π auf dem Kopf steht. Dann
wird man das Zeichen als Koppa fassen und die Inschrift würde
lauten :
Έρασίς αε Ιο^οίη Έπαρ.είνον[ι.
Dass gutturale Tenuis nicht nur unmittelbar vor O-und U-
Lauten, sondern auch vor Silben, die solche enthalten, durch
o wiedergegeben werden kann, ist ja bekannt. Ich erinnere
an die Schreibung Λο9ρός in dem naupaktischen Epoikiege-
setz I.G.A. Nr. 321, an die Schreibung Ηε'9-rop, φλύτος, Περι-
9>λύμενος und Ηίππαλ^ος auf korinthischen Vasen 1. Allerdings
sind unter den bis jetzt bekannten Beispielen keine Composita
mit Praepositionen. doch hat die Ausdehnung der graphischen
Gewohnheit auf diese so wenio; etwas Befremdliches, wie etwa
die Assimilation ihres Auslauts an den Anlaut des Verbums.
Dass t. das am Schluss ergänzt werden muss, kann flach ee-
schrieben gewesen und verscheuert sein.
Ist die vorgeschlagene Deutung richtig, so würde die In-
schrift von einem-Mädchen herrühren, welches wünscht, dass
ihr κύριος Erasis (Kurzform für Erasistratos) sie dem Epamei-
non vermählen möge. Der Ursprung der Inschrift ist vielleicht
kein rein lyrischer, vielleicht liegt das Bedürf'niss vor, den
säumigen Freier anzutreiben; die Schrift ist fest und deutlich
und der Ort dicht neben der Landstrasse auffällig genug ge-
wählt. Ob das in der Nähe unsrer Inschrift befindliche Al-
1 Blass in Collilz’ Sammlung Nr. 3130. 3135. 3140. Mil Recht erklärt
sich an letzterem Ort Blass wegen des Koppa gegen die Ergänzung—αλφ(ι)-
ρος (Robert, Kretschmer). Die richtige Form Hippalkmos ist erhalten bei
Plutarch Qiust. Grsecx 37 und Schol. Eurip. Orest. 5, bei Äpollodor I 9,16
und sonst in Hippalmos verderbt. — Vgl. auch Gerhard A. V. III Taf. 190.
191. 237. Athen. Mitth. XV Taf. 1.
ATHEN. MITTHEILUNGEN XVIII.
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