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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Heft 3
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Maaß, Ernst: Über das Rheaepigramm aus Phaistos
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0294

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276 E. MAASS, UEBER. DAS RHEAEPIGRAMM AUS PHAISTOS
tin Rhea mit dem Zeusknaben darstellt, scheint mir Rheas
Prophetenamt, das unsre Inschrift voraussetzt, leicht zu ver-
stehen. Gern werden — begreiflicher Weise — die mit prophe-
tischer Kraft begabten Schicksalsgöttinnen mit der Geburts-
göttin gepaart: Plato Sy mp. 206 D Μοϊοα καί Εϊλείθυια ή καλ-
λονή ίστι τή γενέσει (Hug ζ. d. St., Kai bei Epigr. 238. Wila-
mowitz, Isyllos S. 13), Pindar Olymp. VI 41 (von Euadne)
τα (αεν 6 Χρυσοκόαας πραϋρήτίν τ’ Είλείθυιαν παρέστασέν τε Μοίρας,
u. Λ. Die Weissagungen verheisst in dem kretischen Epi-
gramm nur nicht Moira, sondern Rbea-Eileithyia seihst, und
dies ist meines Wissens neu, aber nicht befremdlich. Die
herodotische Geschichte von dem Wunder der Helena in The-
rapne (VI 61) mag als Parallele dienen. Demaratos’ Mutter
war als kleines Kind sehr hässlich. Da trägt die Amme sie
Tag für Tag in den Tempel der Helena κουροτροφος. Einmal
erscheint die Göttin, streichelt das Kindchen und prophezeit ώς
καλλιστευσει πασε'ων των εν Σπάρτη γυναικών. Und SO geschieht
es. Jamblichos erzählt ein ähnliches Wunder von Aphrodite
(Erotici ecl. Hercher I p. 224 ). Übrigens war, nach dem Ton
des Gedichtes zu urteilen, zur Zeit, da es entstand, das Rtiea-
orakel, für Phaistos wenigstens, noch etwas Neues. Auch das
ist eine nicht zu unterschätzende Bereicherung unseres Wissens.
Greifswald. 7. August 1893.
O
ERNST MAASS.

—•‘'fisgar’··—
 
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