EINE THONSCHERBE MIT DEM TEXTE DES VATERUNSER
Im athenischen Nationulmnsenm befindet sich als Nr. 12227
eine unscheinbare aber recht interessante Thonscherbe. Sie
stammt aus Megara , wo sie ihrem Finder, einem Knaben,
um wenige Pfennige abgekaulL wurde; ihr Käufer schenkte
sie dann, nachdem ihre Bedeutung erkannt worden war, dem
griechischen Nationalmuseum. Fälschung ist hei dieser Sach-
lage von vornherein ausgeschlossen. Das Stück ist nur ein
Fragment, 13,5cm hoch. 12cm breit, 2cm dick, von rotbrauner
Farbe, oben und links gebrochen. Die Schrift ist so herge-
stellt, dass die Buchstaben mit dem Griffel in den noch wei-
chen Thon, wie in eine Wachstafel, eingegraben und dann
durch Brennen des Thons fixirt wurden ; die Tafel ist also
gleich von Anfang an für den Zweck, Träger ihres Textes zu
sein, hergestellt, und nicht erst später, nachdem sie anderen
Zwecken gedient hatte, als Schreibstoff verwendet worden,
wie dies bei den vielen mit Tinte beschriebenen Scherben der
Fall ist,die uns erhalten sind und von denen wir eine später
noch etwas näher kennen lernen werden (vgl. U. Wilekens
Griechische Ostraka, Einleitung).
Das, Fragment enthält auf 8 Zeilen Teile des Vaterunser
nach dem Matthäustexte (Mt. 6.9-13). und zwar vertei-
len sich die Bruchstücke des Textes auf Worte zwischen
Ρ-ιούσ'.ον und πονηρού Die Buchstaben der ersten erhalte-
nen Zeile sind zum Teil am oberen Bande noch etwas be-
schädigt (vgl. die Abbildung). Mit τοντ,οοϋ sch 1 iesst der
Text des Vaterunser, wie ihn unsere Tafel giebt; die nächste
Zeile, die letzte des Ganzen, mit der wir uns nachher noch
beschäftigen werden, enthält, wie auf den ersten Blick zu er-
kennen ist, keine Worte des Vaterunser mehr. Ergänzt man
die links abgebrochenen Zeilen des Fragmentes zu ihrer vollen
ATHEN. MITTHEILUNGEN XXV. 21
Im athenischen Nationulmnsenm befindet sich als Nr. 12227
eine unscheinbare aber recht interessante Thonscherbe. Sie
stammt aus Megara , wo sie ihrem Finder, einem Knaben,
um wenige Pfennige abgekaulL wurde; ihr Käufer schenkte
sie dann, nachdem ihre Bedeutung erkannt worden war, dem
griechischen Nationalmuseum. Fälschung ist hei dieser Sach-
lage von vornherein ausgeschlossen. Das Stück ist nur ein
Fragment, 13,5cm hoch. 12cm breit, 2cm dick, von rotbrauner
Farbe, oben und links gebrochen. Die Schrift ist so herge-
stellt, dass die Buchstaben mit dem Griffel in den noch wei-
chen Thon, wie in eine Wachstafel, eingegraben und dann
durch Brennen des Thons fixirt wurden ; die Tafel ist also
gleich von Anfang an für den Zweck, Träger ihres Textes zu
sein, hergestellt, und nicht erst später, nachdem sie anderen
Zwecken gedient hatte, als Schreibstoff verwendet worden,
wie dies bei den vielen mit Tinte beschriebenen Scherben der
Fall ist,die uns erhalten sind und von denen wir eine später
noch etwas näher kennen lernen werden (vgl. U. Wilekens
Griechische Ostraka, Einleitung).
Das, Fragment enthält auf 8 Zeilen Teile des Vaterunser
nach dem Matthäustexte (Mt. 6.9-13). und zwar vertei-
len sich die Bruchstücke des Textes auf Worte zwischen
Ρ-ιούσ'.ον und πονηρού Die Buchstaben der ersten erhalte-
nen Zeile sind zum Teil am oberen Bande noch etwas be-
schädigt (vgl. die Abbildung). Mit τοντ,οοϋ sch 1 iesst der
Text des Vaterunser, wie ihn unsere Tafel giebt; die nächste
Zeile, die letzte des Ganzen, mit der wir uns nachher noch
beschäftigen werden, enthält, wie auf den ersten Blick zu er-
kennen ist, keine Worte des Vaterunser mehr. Ergänzt man
die links abgebrochenen Zeilen des Fragmentes zu ihrer vollen
ATHEN. MITTHEILUNGEN XXV. 21