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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 25.1900

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Heft 4
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Körte, Alfred: Zu dem Ehrendekret für die Phylekämpfer
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https://doi.org/10.11588/diglit.39818#0403

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ZU DEM EHREN'DEKRET FUER DIE PHYEEKAEMPFER

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mit dem Bürgerrecht beschenkt werden. Wie ist es aber denk-
bar, dass Arcbinos in dem feierlichen Ehrendekret für die
Helden von Phyle den Nichtbürgern den Vortritt vor den
Bürgern gestattet hätte? Der meines Erachtens schon durch
diese Erwägung aufgedrängte Schluss, dass die Inschrift gar
nicht das von Aischines besprochene Psephisma enthält son-
dern ein verwandtes,das für die Metöken dasselbe leistete, was
Archinos den Bürgern gewährte, wird nun durch eine Be-
trachtung der Liste auf der Rückseite des Steines bestätigt.
Aufgezählt werden hier Bürger, denn sie sind, wie Prott er-
kannte, nach Phylen geordnet; nahezu drei Spalten füllten
Bürger der Erechtheis, dann ist uns die Überschrift Αίγηίδος
und eine Anzahl stark verstümmelter Namen erhalten. Nun
sind aber von den 20 kenntlichen Mitgliedern der ersten Phyle
19 nach ihrem Gewerbe als γεωργοί, μάγειροι, τέκτονες, όρεωκό-
μοι u.s.w. bezeichnet, nur hei einem Namen Έγερσις fehlt ein
solcher Zusatz.. Eine derartige Charakterisirung durch das
Handwerk ist aber in einer Liste attischer Bürger ganz uner-
hört, um deren Gewerbe kümmern sich offizielle Urkunden
nicht, nur Demos und Vatersname könnten in einem regulä-
ren Bürgerverzeichniss erwähnt sein. Dagegen liebt man es,
die Metöken durch Angabe ihres Berufs genauer zu kenn-
zeichnen1. Es scheint mir deshalb sicher, dass die Liste aus-
schliesslich gewesene Metöken enthält, eben jene Männer, die
durch den Volksbeschluss auf der anderen Seite der Stele mit
dem Bürgerrecht beschenkt worden sind ihre Zahl ist nicht
klein,erhalten sind aus der Erechtheis 20 Namen, und da links
eine Spalte fehlt (vgl. oben S. 34) und der Stein auch unten
nicht vollständig ist, muss die erste Phyle mehr als 30 Neu-
börger aufgenommen haben2. Von den 7 Kolumnen, die auf
dem Stein vorauszusetzen sind, nahm sie etwa ein Drittelein,
der Zudrang der Neubörger war also zu ihr besonders stark.
1 Vgl. besonders C.I.A. II 768 -776.
2 Die dritte arg verstümmelte Columne hat 14 Zeilen, die erste muss also
nach Abzug der grösser geschriebenen Überschrift mindestens 12 Namen
enthalten haben, vermutlich enthielt sie aber erheblich mehr.

ATHEN. MITTHEILUNGEN XXV.

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