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ALFRED KOERTE
Plumpe Schrift fast ohne Ligaturen. Θείω ist nach dem Ab-
klatsch ganz sicher, das naheliegende Όσίω ausgeschlossen.
Mir ist sonst kein Beispiel für appellativischen Gebrauch von
θείος bekannt; auf einer Weihungaus Phanagoria(C./.G. 2119)
ΐσχυρω θείω Σανεργεϊ καί Άστάρα ist θείος sicher adjectivisch zu
fassen. In unserer Inschrift ist das Adjectivum genau so zum
Götternamen geworden wie so oft όσιος mit oder ohne δίκαιος1.
Wenn ausser Theios auch noch Apollon genannt wird, so sind
das parallele Bezeichnungen, die beide das Wesen des über
der Inschrift dargestellten Gottes nicht erschöpfen. Dieser Rei-
ter mit Strahlenkranz und Doppelaxt ist jener alte im In-
nern Kleinasiens so viel verehrte Gott, dessen Wesen in allen
griechischen Namenshüllen doch immer seine barbarische
Eigenart bewahrt. Mag er Apollon heissen, wie hier und z.B.
auf zwei aus Kula (Koloe) ins berliner Museum gelangten
Reliefs2, oder Ares, wie auf der Felswand von Zekeria-köi3,
oder "Οσιος καί Δίκαιος, wie in der folgenden Nummer, in Do-
rylaion und anderwärts4, oder mit dem besonders beliebten
Namen Σώζων bezeichnet werden 5, er bleibt doch immer der
Gleiche6. Dies proteische Wesen tritt meist als Einheit auf,
kann aber auch in zwei Personen gespalten werden. Mordt-
mann a. a. 0. hat bereits auf die θεοί "Οσιοι καί Δίκαιοι einer
phrygischen Inschrift C.I.G 3830 hingewiesen ; auf dem in
' "Οσιος allein in zwei von J. H. Mordtmann M.A.l. 1885 S. 11 f. gut be-
handelten Inschriften.
2 Beschreibung der antiken Skulpturen des berliner Museums 680 und
681; vgl. auch Benndorf, Reisen in Lykien und Karien S. 153 und M.A.l.
1887 S. 250.
3 Vgl. Sarre, Archäol.-epigr. Mittheilungen 1896 S. 4811'.
4 ln Dorylaion Archäol.-epigr. Mittheilungen 1883 S. 177 Nr. 24, Göttingi-
sche geh Anzeigen 1897 S. 408 Nr. 50, sonst vgl. Mordtmann a.a.O.
3 Über Sozon handeln am ausführlichsten Ramsay Cities and bishoprics of
Phrygia l S. 262 tf. und Usener, Götternamen S. 174 ff. Ramsays Einfall,
Σώζων sei eine griechische Umbildung von Σαυάζιος wird von Usener sicher-
lich mit Rechtabgelehnt, aber irrtümlich Lanckoronski zugeschrieben. Über
das Vorkommen des Sozon auf Münzen vgl. auch Drexler, Numismatische
Zeitschrift 1886 S. 234.
6 Noch andere Gleichungen bei Lanckoronski,Städte Pisidiensund Pam-
phyliens II S. 8 f.
ALFRED KOERTE
Plumpe Schrift fast ohne Ligaturen. Θείω ist nach dem Ab-
klatsch ganz sicher, das naheliegende Όσίω ausgeschlossen.
Mir ist sonst kein Beispiel für appellativischen Gebrauch von
θείος bekannt; auf einer Weihungaus Phanagoria(C./.G. 2119)
ΐσχυρω θείω Σανεργεϊ καί Άστάρα ist θείος sicher adjectivisch zu
fassen. In unserer Inschrift ist das Adjectivum genau so zum
Götternamen geworden wie so oft όσιος mit oder ohne δίκαιος1.
Wenn ausser Theios auch noch Apollon genannt wird, so sind
das parallele Bezeichnungen, die beide das Wesen des über
der Inschrift dargestellten Gottes nicht erschöpfen. Dieser Rei-
ter mit Strahlenkranz und Doppelaxt ist jener alte im In-
nern Kleinasiens so viel verehrte Gott, dessen Wesen in allen
griechischen Namenshüllen doch immer seine barbarische
Eigenart bewahrt. Mag er Apollon heissen, wie hier und z.B.
auf zwei aus Kula (Koloe) ins berliner Museum gelangten
Reliefs2, oder Ares, wie auf der Felswand von Zekeria-köi3,
oder "Οσιος καί Δίκαιος, wie in der folgenden Nummer, in Do-
rylaion und anderwärts4, oder mit dem besonders beliebten
Namen Σώζων bezeichnet werden 5, er bleibt doch immer der
Gleiche6. Dies proteische Wesen tritt meist als Einheit auf,
kann aber auch in zwei Personen gespalten werden. Mordt-
mann a. a. 0. hat bereits auf die θεοί "Οσιοι καί Δίκαιοι einer
phrygischen Inschrift C.I.G 3830 hingewiesen ; auf dem in
' "Οσιος allein in zwei von J. H. Mordtmann M.A.l. 1885 S. 11 f. gut be-
handelten Inschriften.
2 Beschreibung der antiken Skulpturen des berliner Museums 680 und
681; vgl. auch Benndorf, Reisen in Lykien und Karien S. 153 und M.A.l.
1887 S. 250.
3 Vgl. Sarre, Archäol.-epigr. Mittheilungen 1896 S. 4811'.
4 ln Dorylaion Archäol.-epigr. Mittheilungen 1883 S. 177 Nr. 24, Göttingi-
sche geh Anzeigen 1897 S. 408 Nr. 50, sonst vgl. Mordtmann a.a.O.
3 Über Sozon handeln am ausführlichsten Ramsay Cities and bishoprics of
Phrygia l S. 262 tf. und Usener, Götternamen S. 174 ff. Ramsays Einfall,
Σώζων sei eine griechische Umbildung von Σαυάζιος wird von Usener sicher-
lich mit Rechtabgelehnt, aber irrtümlich Lanckoronski zugeschrieben. Über
das Vorkommen des Sozon auf Münzen vgl. auch Drexler, Numismatische
Zeitschrift 1886 S. 234.
6 Noch andere Gleichungen bei Lanckoronski,Städte Pisidiensund Pam-
phyliens II S. 8 f.