ZU DEN BAUWERKEN ATHENS
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dass er sich der notwendigen, für seine Theorie aber ge-
fährlichen Folgerung entziehen will. Durfte aber das aus
Poros bestehende und mehrere Jahrhunderte alte Hekatompe-
don am Ende des V. Jahrhunderts, wie Petersen und Michae-
lis jetzt zugeben, als na^cn6$ vadi; bezeichnet werden, so be-
rechtigt uns nichts, den ap/alog ve(6$ der Inschriften in
einem anderen Tempel zu suchen. Trotzdem behaupten
Petersen und mehrere andere Forscher, dass an der Stelle
des Erechtheions vorher noch ein anderer Tempel der Atheua
gestanden habe, der noch mehr als das Hekatompedon das
Beiwort ap/alog verdient habe, und dass von ihm der Name
dp/otlog veoog auf das neue Erechtheion übergegangen sei.
Dieser "Urtempel der Athena", wie ihn Petersen nennt, ist
jedoch von den Neueren erfunden und zwar zu einer Zeit,
als man das Hekatompedon noch gar nicht kannte. Die alten
Schriftsteller und die Inschriften wissen von ihm nichts. Sie
sprechen nur von einem einzigen alten Tempel der Athena
und die Hekatompedon-Inschrift (Arx AE 20) kennt im Jahre
484 sogar nur einen einzigen Tempel der Athena auf der
Burg, den sie kurz als 6 vean bezeichnet. Und tatsächlich ist
auch unter dem Erechtheion, ausser den Resten des von He-
rodot (VIII 54) erwähnten älteren Erechtheus-Tempels, auch
nicht ein Stein eines älteren Tempels der Athena erhalten.
Ferner sagt uns keine Inschrift und keine Schriftstellernach-
richt, dass der apxctlog veoog, wie Petersen noch immer be-
hauptet, ein Doppeltempel mit zwei Cellen gewesen sei.
In Bezug auf den uralten, unter dem Erechtheion ange-
nommenen Athena-Tempel hat Petersen jetzt die Schwäche
seiner bisherigen Ansicht selbst eingesehen. Aber anstatt die
nahe liegende Gleichsetzung des alten Hekatompedon mit
dem apxalog ved)$ anzunehmen, sucht er jetzt nach einem an-
deren Urtempel der Athena und äussert die Vermutung (S.1 8),
dass es einen solchen westlich vom Erechtheion an der Stelle
des von Pausanias erwähnten Pandrosos-Tempels gegeben
habe. Pandrosos sei eine alte vorhomerische Göttin, aber spä-
ter mit Athena gleichgesetzt worden. Auch ich bin der Mei-
nung, dass Pandrosos eine uralte Göttin der vorgriechischen
Bewohner Athens ist, an deren Stelle und neben die später
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dass er sich der notwendigen, für seine Theorie aber ge-
fährlichen Folgerung entziehen will. Durfte aber das aus
Poros bestehende und mehrere Jahrhunderte alte Hekatompe-
don am Ende des V. Jahrhunderts, wie Petersen und Michae-
lis jetzt zugeben, als na^cn6$ vadi; bezeichnet werden, so be-
rechtigt uns nichts, den ap/alog ve(6$ der Inschriften in
einem anderen Tempel zu suchen. Trotzdem behaupten
Petersen und mehrere andere Forscher, dass an der Stelle
des Erechtheions vorher noch ein anderer Tempel der Atheua
gestanden habe, der noch mehr als das Hekatompedon das
Beiwort ap/alog verdient habe, und dass von ihm der Name
dp/otlog veoog auf das neue Erechtheion übergegangen sei.
Dieser "Urtempel der Athena", wie ihn Petersen nennt, ist
jedoch von den Neueren erfunden und zwar zu einer Zeit,
als man das Hekatompedon noch gar nicht kannte. Die alten
Schriftsteller und die Inschriften wissen von ihm nichts. Sie
sprechen nur von einem einzigen alten Tempel der Athena
und die Hekatompedon-Inschrift (Arx AE 20) kennt im Jahre
484 sogar nur einen einzigen Tempel der Athena auf der
Burg, den sie kurz als 6 vean bezeichnet. Und tatsächlich ist
auch unter dem Erechtheion, ausser den Resten des von He-
rodot (VIII 54) erwähnten älteren Erechtheus-Tempels, auch
nicht ein Stein eines älteren Tempels der Athena erhalten.
Ferner sagt uns keine Inschrift und keine Schriftstellernach-
richt, dass der apxctlog veoog, wie Petersen noch immer be-
hauptet, ein Doppeltempel mit zwei Cellen gewesen sei.
In Bezug auf den uralten, unter dem Erechtheion ange-
nommenen Athena-Tempel hat Petersen jetzt die Schwäche
seiner bisherigen Ansicht selbst eingesehen. Aber anstatt die
nahe liegende Gleichsetzung des alten Hekatompedon mit
dem apxalog ved)$ anzunehmen, sucht er jetzt nach einem an-
deren Urtempel der Athena und äussert die Vermutung (S.1 8),
dass es einen solchen westlich vom Erechtheion an der Stelle
des von Pausanias erwähnten Pandrosos-Tempels gegeben
habe. Pandrosos sei eine alte vorhomerische Göttin, aber spä-
ter mit Athena gleichgesetzt worden. Auch ich bin der Mei-
nung, dass Pandrosos eine uralte Göttin der vorgriechischen
Bewohner Athens ist, an deren Stelle und neben die später