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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Rodenwaldt, Gerhart: Fragmente mykenischer Wandgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0261

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FRAGMENTE MYKENISCHER WANDGEMÄLDE 243
dem 'Flower gatherer' nahe stehen. Auch dort die weisse
Conturlinie in einigem Abstande von dem blau-weiss-hell-
rot getönten Inneren, in dem schwarze Bogenlinien noch
deutlicher als hier eine Marmorierung bezeichnen. Offenbar
ist das Terrain als vorne abgeschnittenes Gestein gedacht,
wie das oft in den Anfängen der Malerei geschieht. Die Über-
einstimmung des mykenischen Fragments zeigt die Stärke
der Tradition; wird doch der 'Flower gatherer' von Evans,
allerdings nur aus stilistischen Gründen, nicht wegen der
Fundumstände, noch in mittelminoische Zeit datiert (Essai
de classific. 8).
Diese Marmorierung des Terrains im Bilde lässt sich
nicht trennen von der Marmorierung auf Ornamentstreifen.
Den gleichen Farbenwechsel und dieselbe Innenzeichnung
finden wir bei der Umrahmung des knossischen Stierspiel-
frescos (Oest. Jahresh. 1907, 66 Fig. 21) und an den seitlichen
Pfeilern und den unteren Horizontalbalken des Sarkophages
von Hagia Triada. An den letzteren stehen die Felder wie auf
den Bildern parallel nebeneinander, an den Pfeilern liegen sie
in wellig conturierten Zacken übereinander \ am Stierspiel-
fresco greifen sie schuppenförmig aufeinander über. Genau
wie die erste Art finden sich nun auch die beiden anderen
Variationen desselben Themas auf bildlichen Darstellungen.
Den Schuppen entspricht die Terrainbildung am unteren
Rande des Vaphio-Bechers mit dem Stierfang, der wellen-
artigen Gestaltung das untere Terrain auf dem zweiten Be-
cher mit den ruhig weidenden Rindern. Beide Arten sind
sich sehr ähnlich und gehen ineinander über. Bald der einen,

^ Die vier Eckpfeiler und die unteren Querleisten bilden das, wie die
Marmorierung zeigt, steinern gedachte, bettförmige Gerüst des Sarkopha-
ges. Dazwischen sind dann gleichsam dünnere Platten eingeschoben, die je
ein richtiges Gemälde tragen, das in der üblichen Weise oben und unten
von einem Ornamentstreifen eingefasst ist. Von der Nachahmung eines
Gewebes und von textilen Elementen, wie sie v. Duhn annahm (Arch. f.
Rel. XII 1909, 181; Sitte, Oest. Jahresh. 1909, 308 f.), ist keine Rede. An
Volants von Frauenröcken kommen ähnliche Muster vor, aber hier zeigt
ein Blick auf die Nebenseiten, dass mit dem völlig gleichen Wechsel der
Farben und Innenzeichnung nur das Gleiche gemeint sein kann.
 
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