Bartels, Johann Heinrich; Dieterich, Johann Christian; Dieterich, Johann Christian [Editor]; Bartels, Claes [Oth.]; Riepenhausen, Ernst Ludwig [Oth.]: Briefe über Kalabrien und Sizilien (Theil 1): Reise von Neapel bis Reggio in Kalabrien (Göttingen: Dieterich, 1791) [VD18 90408470]

78 Einschränk, der Bezalung d. Advokaten.
gleich nicht den ganzen Schaden auf einmal heilen.
Dieß ist hier der Fall: man hat bei dieser neuen Ein»
richtung mehr Rükstcht auf das Wol einer gewissen
Menschenklasse, als des Volks überhaupt genommen.
Hören Sie: der größte Teil der Bürger ist dem Advo-
katen tributair; sobald sich nur von ferne ein Anlaß zum
Streite zeigt, so machen sie mit dem Advokaten einen
Akkord, järlich ihm eine gewisse Summe zu bezalen, und
verbinden ihn dadurch zugleich, die Verteidigung der Ge-
genpartei nicht zu übernemen. Daß die Advokaten, die
Zeit dieses Gehalt so lange wie möglich verlängern, kön-
nen Sie sich leicht denken, und daß, wenns ein berüm-
ter Advokat ist, er seine Sailen sehr hoch spannt, und
sich nur dem Meistbitenden, nicht dem, der ihn zuerst
um seine Hülfe bittet, verkauft, ist beinah eine unaus-
bleibliche Folge. In einigen Familien soll man gar
auf Lebenszeit einen solchen Akkord mit den Rechtsgeler-
ten machen, und so wird dieser, Hausadvokat, wie man
bei uns Hausärzte hat; er macht auch Zuweilen, wie
diese seinen Besuch um anzufragen, ob nichts vorfalle?
Diese Besoldung nennt man im Neapolitanischen i Vi-
gliettl. Aber das ist noch nicht genug: wenn die Sache
gewonnen ist, so erhält der Advokat noch überdieß eine
reiche Betonung, die il Palmario heißt; und bei dieser
istö eben, wo die oben erwänte Einschränkung statt hak.
Die Herrn müssen die Forderung dieses Palmario über-
mäßig hoch angestellt haben, deswegen verordnete Ta-
nkcci, dessen Namen das Land noch izt segnet, daß
. kein