Bigottismus. — Mönche. 259
reden. Mein Wirt gab mir einige wolgemeinte An-
schläge, und nannte mich dabei du, eben so der Vettu-
rin, mit dem ich, wegen Maulesel uns weiter zu brin-
gen, einig geworden war. Er verlangte Handgeld,
das ich ihm nicht nur nicht geben wollte, sondern von
ihm forderte, weil ich glaubte, daß ich ihm sicherer sei,
als er mir. Darauf warf er voll Ungestüm einen Du-
kato auf den Tisch, und sagte dabei vuoi csmbiaro
r nostri coliumi! (du willst unsre Sitten veränderen!)
Bigottismus hsrscht hier überdieß in der Stadt
sehr; ich fand zu jeder Zeit des Tages die Kirchen voll
seufzender und betender Menschen, und immer Beich-
tende bei den Beichtstülen. Die Stadt ist von Mön-
chen überschwemmt, die jedem Hause eine drückende Last
sind, und gegen die die Wut der Einwoner, wenn ihre
Bedrükungen gar zu hesiig werden, sich oft tätig aus-
laßt ; besonders von den Kapuzinern sagte mir ein lusti-
ger Kopf, daß sie zum Fenster wieder herein kamen,
wenn man sie zur Türe hinaus würfe. In dieser Pro-
vinz sind, bis izt, die Klöster noch nicht aufgehoben;
diese Reformation fand nur noch im jenseitigen Kalabrien
statt. Den Mönchen ist hier einzig die Erzihung der
Kinder anvertraut; der Mönch selbst ein roher unwissen-
der Mensch, der oft, wenn er zu nichts weiter taugt,
in die Kutte gestekt wird, oder wenn er den Bedrükun-
gen der Großen entgehen, oder Buße für feine Sünden
tun will, den Mvnchsrok anlegt; der oft weder lesen
R 2 noch
reden. Mein Wirt gab mir einige wolgemeinte An-
schläge, und nannte mich dabei du, eben so der Vettu-
rin, mit dem ich, wegen Maulesel uns weiter zu brin-
gen, einig geworden war. Er verlangte Handgeld,
das ich ihm nicht nur nicht geben wollte, sondern von
ihm forderte, weil ich glaubte, daß ich ihm sicherer sei,
als er mir. Darauf warf er voll Ungestüm einen Du-
kato auf den Tisch, und sagte dabei vuoi csmbiaro
r nostri coliumi! (du willst unsre Sitten veränderen!)
Bigottismus hsrscht hier überdieß in der Stadt
sehr; ich fand zu jeder Zeit des Tages die Kirchen voll
seufzender und betender Menschen, und immer Beich-
tende bei den Beichtstülen. Die Stadt ist von Mön-
chen überschwemmt, die jedem Hause eine drückende Last
sind, und gegen die die Wut der Einwoner, wenn ihre
Bedrükungen gar zu hesiig werden, sich oft tätig aus-
laßt ; besonders von den Kapuzinern sagte mir ein lusti-
ger Kopf, daß sie zum Fenster wieder herein kamen,
wenn man sie zur Türe hinaus würfe. In dieser Pro-
vinz sind, bis izt, die Klöster noch nicht aufgehoben;
diese Reformation fand nur noch im jenseitigen Kalabrien
statt. Den Mönchen ist hier einzig die Erzihung der
Kinder anvertraut; der Mönch selbst ein roher unwissen-
der Mensch, der oft, wenn er zu nichts weiter taugt,
in die Kutte gestekt wird, oder wenn er den Bedrükun-
gen der Großen entgehen, oder Buße für feine Sünden
tun will, den Mvnchsrok anlegt; der oft weder lesen
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