DER FREMDE RITTER UND SEIN ZWERG
7
SO1' als ez die magt bete getan,
ouch wolt’ er sich gerochen hau,
wan daz er wislichen
sinem zorne künde entwichen,
der ritter bet im genomen den lip,
wand’ Erec was bloz sam ein wip.
er gelebt’ im nie leidem tac
danne umbe den geiselslac
und schämt’ sich nie so sere,
wan daz dise unere
diu künegin mit ir frowen sach.
Als im der geiselslac geschach,
mit grözer schäme er wider reit,
also klagete er sin leit
(schamvar wart er undern ougen).
«frouwe, ich’n mac des niht verlougen,
wand’ ir ez selbe habt gesehen,
mir ensi vor in geschehen
eine schände also gröz,
daz ir nie dehein min genoz
eines häres me gewan.
daz mich ein sus wenic man
so lästerlichen hat geslagen
und ich im daz muoz vertragen,
des schäm ich mich so sere
daz ich iuch nimmer mere
fürbaz getar schouwen
und dise juncfrouwen.
ich’n weiz zwiu mir daz leben sol,
ez’n si daz ich mich des erhol
daz mir vor iu geschehen ist.
ich ensterbe in kurzer frist,
100
105
110
115
120
125
97 tuon vertritt hier das vorhergehende slahen (sluoc), daher mit dem
Accusativ. — 99 wan daz, außer daß, nur daß. — 102 bloz, unbewaffnet. —
103—104 ihm widerfuhr nie größeres Leid als in Bezug auf den Geisel-
schlag. — 106 wan daz, abgesehen davon daß.
109 er wider reit, ritt zurück. — 111 schamvar, schamroth. — 112 ver-
lougen mit gen. = etwas leugnen, in Abrede stellen. — 114 ensi; die im
Mhd. übliche Negation in dem von ich’n mac des niht verlougen abhängigen
Satze fällt im Nhd. weg; vgl. zu dem 1. Büchlein 547 und Iwein 2967 und
Winli 1, 4 in HMS. 2, 28lj. — 117 nie — eines hareTme, nicht um ein Haar
mehr. — 118 wenic, klein. — 121 des, deshalb. — 123 ich getar, ich getraue
mich. — 125 zwiu=ze wiu, wozu. — 126 sich erholn eines d., etwas wieder
einbringen, wieder gut machen, sich dafür rächen. — 128 ich ensterbe, wo-
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SO1' als ez die magt bete getan,
ouch wolt’ er sich gerochen hau,
wan daz er wislichen
sinem zorne künde entwichen,
der ritter bet im genomen den lip,
wand’ Erec was bloz sam ein wip.
er gelebt’ im nie leidem tac
danne umbe den geiselslac
und schämt’ sich nie so sere,
wan daz dise unere
diu künegin mit ir frowen sach.
Als im der geiselslac geschach,
mit grözer schäme er wider reit,
also klagete er sin leit
(schamvar wart er undern ougen).
«frouwe, ich’n mac des niht verlougen,
wand’ ir ez selbe habt gesehen,
mir ensi vor in geschehen
eine schände also gröz,
daz ir nie dehein min genoz
eines häres me gewan.
daz mich ein sus wenic man
so lästerlichen hat geslagen
und ich im daz muoz vertragen,
des schäm ich mich so sere
daz ich iuch nimmer mere
fürbaz getar schouwen
und dise juncfrouwen.
ich’n weiz zwiu mir daz leben sol,
ez’n si daz ich mich des erhol
daz mir vor iu geschehen ist.
ich ensterbe in kurzer frist,
100
105
110
115
120
125
97 tuon vertritt hier das vorhergehende slahen (sluoc), daher mit dem
Accusativ. — 99 wan daz, außer daß, nur daß. — 102 bloz, unbewaffnet. —
103—104 ihm widerfuhr nie größeres Leid als in Bezug auf den Geisel-
schlag. — 106 wan daz, abgesehen davon daß.
109 er wider reit, ritt zurück. — 111 schamvar, schamroth. — 112 ver-
lougen mit gen. = etwas leugnen, in Abrede stellen. — 114 ensi; die im
Mhd. übliche Negation in dem von ich’n mac des niht verlougen abhängigen
Satze fällt im Nhd. weg; vgl. zu dem 1. Büchlein 547 und Iwein 2967 und
Winli 1, 4 in HMS. 2, 28lj. — 117 nie — eines hareTme, nicht um ein Haar
mehr. — 118 wenic, klein. — 121 des, deshalb. — 123 ich getar, ich getraue
mich. — 125 zwiu=ze wiu, wozu. — 126 sich erholn eines d., etwas wieder
einbringen, wieder gut machen, sich dafür rächen. — 128 ich ensterbe, wo-