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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 3.1923

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Mayer, August Liebmann: Ein Stilleben aus der Sevillaner Frühzeit des Velazquez
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https://doi.org/10.11588/diglit.52317#0039

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EIN STILLEBEN AUS DER
SEVILLANER FRÜHZEIT DES
VELAZQUEZ
AUGUST L. MAYER
Mit Recht hat bereits Carl Justi eine große Anzahl von Stilleben, die
Velazquez zugeschrieben waren, aus der Liste der eigenhändigen
Arbeiten des großen Spaniers gestrichen. Immer wieder tauchen der-
artige Arbeiten auf, die auf den ersten Blick eine gewisse Verwandtschaft
mit Jugendarbeiten des Sevillaner Meisters zu besitzen scheinen, aber viel-
fach überhaupt nicht spanisch sind. Ich habe bereits an einer anderen Stelle
vor einigen Jahren gezeigt, daß unter den spanischen Malern jener Zeit Juan
Sänchez Cotän sehr gute Arbeiten dieses Stiles geschaffen hat, die ähnlich
wie die des Velazquez mittelbar unter dem Einfluß Caravaggios entstanden
sind1. Freilich ist Cotän in seinen Kompositionen mehr als banal, wenn man
überhaupt von einer strengen Komposition hier sprechen darf. Die inter-
essante Mostra der italienischen Barockmalerei in Florenz hat verschiedene
ausgezeichnete Stilleben von der Hand des Paolo Antonio Barbieri (1603—1649),
des Bruders Guercinos, der Allgemeinheit zugänglich gemacht, die viel Ver-
wandtschaft mit der hier in Frage kommenden Gruppe der spanischen Stil-
leben zeigen, nur daß auch hier der weichere bolognesische Charakter sich
stets verrät.
Das hier (Tafel 10) abgebildete Stilleben möchte ich aber im Gegensatz zu so
vielen anderen als ein unzweifelhaftes Jugendwerk des Velazquez betrachten.
In erster Linie ist die Qualität der Malerei schon hier allen ähnlichen Arbeiten
anderer spanischer Maler weit überlegen. Die ungeheure Sachlichkeit, der
Fanatismus dieses nach eindringlichster Plastik strebenden Naturalismus ist
der gleiche, den wir auf allen frühen Arbeiten des Velazquez vorfinden. Die
Art der Präparierung der Leinwand, die schwärzlichen Schatten, die Eigen-
tümlichkeit des Pinselstriches, all dies scheint mir keinen Zweifel darüber
zu lassen, daß wir es mit einem authentischen Jugendwerk des Velazquez zu
tun haben. Das Stück ist übrigens nicht gänzlich unbekannt; denn es figu-
rierte vor zwanzig Jahren in einem der Sammelkataloge von Charles Sedl-
mayer in Paris unter der alten richtigen Bezeichnung Velazquez, die es be-
reits in der alten Sammlung von D. Jose Canaveral in Sevilla trug. Aus dieser
berühmten, 1867 aufgelösten Sammlung stammen noch andere Arbeiten des
Meisters. Unser Stilleben gelangte zunächst in die Sammlung von D. Jose
Jever y Paroldo in Cordoba und von da auf verschiedenen Umwegen nach Paris.
1 „Monatsschrift für Kunstwissenschaft“, VIII. 124 ff.

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