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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 3.1923

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Suida, Wilhelm: Meisterwerke italienischer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.52317#0062

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MEISTERWERKE
ITALIENISCHER MALEREI
WILHELM SUIDA
I. EIN TRIPTYCHON DES JACOPO DI CASENTINO
Seitdem ich durch den Hinweis auf das signierte Triptychon im Besitze
von Nobile Guido Cagnola in Mailand1 den Schatten Jacopos zuerst zur
greifbaren Künstlerpersönlichkeit zu machen in der Lage war, ist ge-
rade über diesen von Vasari als engeren Landsmann mit einer eigenen „Vita“
bedachten Maler ziemlich viel Neues geschrieben worden2.
Immer blieb der Ausgangspunkt das kleine Altärchen der Sammlung Guido
Cagnola, welches als einziges die Inschrift „Jacobus de Casentino me fecit“
trägt. Das Triptychon, in seinem ganzen Aufbau sehr gut erhalten, ruht auf
einem nach unten verbreiterten Sockel und zeigt im Mittelfelde die Madonna
mit dem Kind auf gotischem Thron, zu dessen Seiten der heilige Johannes
der Täufer und Johannes Gualbertus (von Siren irrigerweise als Benedikt [?]
bezeichnet), darunter je zwei Engel stehen. Das Bildfeld ist nach oben in
Kleeblattbogenform mit außen begrenzendem Spitzgiebel abgeschlossen. Die
rahmenlosen beweglichen Flügel, die geschlossen unter den Spitzgiebel des
Tabernakels einpassen, tragen nur an den Innenseiten Bemalung: links zwei
heilige Frauen, vermutlich Magdalena und Apollonia, und darüber die Stigmati-
sation des heiligen Franziskus, rechts Christus am Kreuze zwischen Maria
und Johannes nebst zwei kleinen flatternden Engeln. Über die zeitliche Ein-
ordnung des Bildes ist ein Zweifel kaum möglich. Drei datierte kleine Ma-
donnentriptychen, von 1333 im Bigallo zu Florenz, von 1334 von Taddeo
Gaddi in Berlin, von 1336 von dem Bernardo Daddi nahe stehenden „Maler
der Kreuzigungen“ in Siena, weisen dem signierten Stück des Jacopo di
Casentino seine feste Stelle innerhalb der florentinischen Kunst an.
Die Eigentümlichkeit, daß der eine Flügel auf ungeteiltem Felde die Kreuzi-
gung, der andere durch horizontale Teilung zwei Bildfelder und im unteren
zwei stehende Heilige enthält, findet sich ähnlich noch auf einem Triptychon
der Straßburger Galerie, das von einem Taddeo Gaddi nahe stehenden Maler
herrührt. Das meines Erachtens von dem Bigallo-Meister herrührende Tri-
ptychon in Meiningen nähert sich insofern dem reiferen Typus, als eine Sym-
metrie der Flügelbilder durch Einfügung der Maria und des Verkündigungs-
engels in die spitzen Dreiecksfelder erreicht ist. Doch entsprechen auch hier
1 W. Suida, „Ein bezeichnetes Werk des Jacopo di Casentino“, „Kunstchronik“ XVII, Leipzig 1906, S. 335.
3 A. Venturi, „Storia dell’Arte Italiana“ V, Milano 1907, S. 864. — H. Horne in „Rivista d’Ärte“ 1909. — Vasari,
„Vita di Jacopo di Casentino con introduzione ecc. di G. B. Goretti Miniati“, Firenze 1913. — Siren in „Burlington
Magazine“ und in „Giotto and some of his followers“, Cambridge 1917. — Mario Salmi, „Pittori Toscani II.“.

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