Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 3.1923

DOI Artikel:
Glück, Gustav: Ein Gemälde von Claes Moyaert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52317#0284

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EIN GEMÄLDE VON CLÄES
MOYÄERT
GUSTAV GLÜCK

Das Studium der Arbeiten von Rembrandts Nachfolgern und Nachahmern
ist dadurch so wichtig und dringend geworden, weil davon die Säube-
rung von Rembrandts Lebenswerk, wie es uns heute erscheint, von
fremden Zutaten abhängt, worauf erst kürzlich A. Bredius und W. Martin
hingewiesen haben. Leider ist in den öffentlichen Wiener Sammlungen nur
wenig aus dieser Richtung vorhanden. Doch hat sich gerade in jüngster Zeit
sowohl im Privatbesitz als auch im Kunsthandel in Wien manches bedeutende
Gemälde gezeigt, das verdienen würde, in den Kreis solcher Betrachtungen
und Studien gezogen zu werden. Zwei Werke dieser Art sind in den letzten
Jahren in die ausgezeichnete Sammlung des Herrn Stefan von Auspitz ge-
langt: Ferdinand Bois Opfer Gideons, in der märchenhaft poetischen Figur
des durch die Berührung mit dem Stabe das Feuer entzündenden Engels und
in dem feinen Helldunkel an den Dresdner Traum Jakobs erinnernd, und Salo-
mon Könincks vorzüglich gemalte Darstellung der Bathseba mit Davids Brief in
den Händen, wovon sich eine kleinere und, wie es scheint, schwächere Wieder-
holung im Museum zu Kopenhagen befindet. Herr Kommerzialrat Willibald
Duschnitz hat ein großes, bedeutendes, in der lebendigen Erzählung höchst
wirksames Gemälde von Govaert Flinck, die Opferung Isaaks, erworben, und
seit nicht langer Zeit schmückt die feinsinnig gewählte Galerie des Herrn
Maximilian Kellner ein vorzügliches, in der breiten und weichen malerischen
Behandlung Rembrandts Weise nahe stehendes männliches Bildnis von dem-
selben vielseitigen und verschiedenartigen Meister. Auch ein schönes Jünglings-
porträt im schwungvollen Stil der späteren Zeit des gleichen Künstlers sahen
wir kürzlich im Handel. Ebenfalls auf dem Kunstmarkt kamen zwei hervor-
ragende Werke des sonst oft etwas nüchternen Jan Victors vor: ein sehr
großes, prächtiges Gemälde mit Esther und Ahasver beim Mahl (früher irr-
tümlich Aert de Gelder zugeschrieben, gegenwärtig im Besitz von Max
Schmidt) und eine kleine sittenbildlich aufgefaßte, farbig reizvolle Darstellung
des verlorenen Sohnes. Besonders merkwürdig war auch die Arbeit eines
Künstlers, der sich auf dem Gebiet der Architekturmalerei seinen größten
Ruhm erworben hat und von dem Historienbilder in Rembrandts Geschmack
nicht häufig sind. Es ist dies Hiob Berckheide, von dem wir im Kunsthandel
ein großes, figurenreiches Gemälde mit der Werbung von Abrahams Knecht
um Rebekka gesehen haben. Ohne die echte Bezeichnung J. Berckheide 1657
würde man wohl kaum auf diesen Maler geraten haben, dem vielleicht noch
manches unter anderen Namen geführte Bild zuzuteilen sein wird, wie z. B.

124
 
Annotationen