Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 3.1923

DOI Artikel:
Suida, Wilhelm: Eine Ausstellung lombardischer Malerei der Renaissance
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52317#0409

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EINE AUS STELLUNG
LOMBARDISCHER MALEREI
DER RENAISSANCE
WILHELM SUIDA

Der Circolo d’Arte e di alta coltura in Mailand, in dem sich die Kunst-
freunde der Stadt zu gemeinsamem Wirken zusammengeschlossen
haben, hat schon im Laufe der ersten zwei Jahre seines Bestehens
eine ganz erstaunlich reiche und glänzende Tätigkeit entfaltet. Ausstellungen,
von denen diejenige von Werken Magnascos im „Belvedere“ durch Mario
Salmi näher besprochen worden ist, die aber außerdem altvenezianische und
altniederländische Malerei, Kunst des fernen Ostens sowie moderne Italiener
umfaßten, wechselten mit musikalischen und literarischen Veranstaltungen
und Vorträgen aus den verschiedensten Wissensgebieten. Für April und
Mai 1923 hatten sich in den schönen Räumen, deren Mitte eine planmäßig
ausgestaltete kunstgeschichtliche Bibliothek einnimmt, lombardische Gemälde
des 15. und 16. Jahrhunderts aus Privatbesitz zusammengefunden. Der Ver-
anstaltung darf erhöhte Bedeutung zugemessen werden, da es sich fast aus-
nahmslos um Stücke aus schwer zugänglichen Sammlungen handelte und
manche der ausgestellten Bilder von hervorragender Qualität geradezu zu
den Hauptwerken der betreffenden Künstler gezählt werden müssen.
Zeitlich stehen am Beginn der ausgestellten Werke die beiden anmutigen
jugendlichen Köpfe, die gelegentlich der Neuaufstellung eines Altars in der
Kapelle der Königin Theodolinde im Dom zu Monza aus der Wandbilderserie,
welche die Zavattari 1444 vollendet haben, 1771 herausgesägt wurden und
bald darauf in den Besitz der Familie Trivulzi kamen1. Es sind laut Bel-
tramis Nachweis, der die Herkunftsstellen beider Bruchstücke genau be-
zeichnet, die Idealporträts der Königin Theodolinde und ihres ersten Gemahls,
des Königs Authari (j- 590). Wirkliches Porträt ist der Profilkopf des Herzogs
Galeazzo Maria Sforza (f 1476), ebenfalls aus der Sammlung des Fürsten
Trivulzio. Der lebhafte Kopf mit dem sicher gezeichneten klugen Auge ver-
bindet sich äußerst reizvoll mit dem goldunterlegten prunkvollen Brokatkleid.
Bernardino de’ Conti scheint mir als Autor schon zeitlich ausgeschlossen, ich
denke bei diesem besten aller uns erhaltenen Bildnisse des Galeazzo Maria an
den Hofporträtisten Zanetto Bugatto, eine Annahme, für die allerdings bis
jetzt ein Beweis unmöglich ist, da wir kein gesichertes Werk dieses am Hofe
des Francesco I. und Galeazzo Maria vielbeschäftigten Malers kennen2.
1 Vgl. Luca Beltrami e Carlo Fumagalli, „La capella della Regina Teodolinda in Monza“, Milano 1891, Seite 14.
2 Vgl. Francesco Malaguzzi Valeri, „Pittori lombardi del Quattrocento“, Milano 1902, Seite 123ff., und „La corte
di Lodovico il Moro“, Milano, Hoepli, 1913, Bd. I.

Belvedere III/12

197

3
 
Annotationen