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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 3.1923

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Winkler, Erich: Die Buchmalerei in Niederösterreich von 1150-1250, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52317#0236

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DIE BUCHMALEREI IN NIEDER-
ÖSTERREICH VON 1150-1250
ERICH WINKLER
I. HEILIGENKREUZ UND KLOSTERNEUBURG. 1150—1175
Zu den unbekanntesten Kapiteln der Geschichte der Kunst gehört auch
jenes über die Kunst Österreichs. Selbst deutsche Fachmänner sprechen
von ihr oft so, wie man früher von der Kunst des Ostens sprach. Die
Ursachen dieser Erscheinung sind verschiedener Art. Man bereist dieses
Land weniger, weil die Denkmäler mehr zerstreut und oft schwer zugäng-
lich sind, bis vor kurzem fehlte es ferner an Inventaren, und selbst die öster-
reichischen Kunsthistoriker haben sich der Erforschung der Kunst ihrer
Heimat erst verhältnismäßig spät zugewandt.
Von der Kunst des frühen Mittelalters in Niederösterreich ist weiteren Kreisen
noch immer allzuwenig bekannt. Die spärlichen Reste romanischer Archi-
tektur sind durch spätere Umbauten, Zubauten und Restaurierungen so ent-
stellt, daß sie in den seltensten Fällen ein Bild vom ursprünglichen Bestand
geben, von Skulpturen, Wandmalereien, Glasfenstern, Buchmalereien und
Arbeiten des Kunstgewerbes weiß man tatsächlich nichts1. Und doch ist die
Zahl an erhaltenen Denkmälern nicht gering. Das meiste Material enthalten
die illuminierten Handschriften, von welchen ich gegen 200 photographische
Aufnahmen besitze, die jedoch nur etwa ein Drittel des erhaltenen Bestandes
ausmachen.
Der künstlerische Mittelpunkt der österreichischen Länder war im 12. Jahr-
hundert Salzburg, der Sitz des mächtigsten geistlichen und weltlichen Herrn, des
Erzbischofs von Salzburg. Aber auch von der dortigen Kunst haben sich fast nur
Denkmäler der Buchmalerei erhalten, von Swarzenski vorbildlich in seiner
„Salzburger Malerei“ veröffentlicht2. Wer ein vollständiges Bild von der süd-
deutschen Kunst des 11. und 12. Jahrhunderts bekommen will, kann dies in
Regensburg tun. Dort steht eine ganze Reihe von Kirchenbauten aus dieser
Zeit, geschmückt mit Skulpturen und Wandmalereien, von denen manche
sogar von den Händen fleißiger Restauratoren verschont blieben. Die Hand-
schriften liegen allerdings heute zum großen Teil in München.
In seinem grundlegenden Werk über die „Salzburger Malerei“ behandelt
Swarzenski in einem kurzen Kapitel den Einfluß dieser Illuminatorenschule
auf die östlichen Nachbargebiete. Durch den Mangel an Vorarbeiten war es
1 Vgl. R. K. Donin, „Romanische Portale in Niederösterreich.“ „Kunstgeschichtliches Jahrbuch der Zentral-
kommission“ 1915.
2 Swarzenski, „Die Salzburger Malerei. Von den ersten Anfängen bis zur Blütezeit des romanischen Stils“.
„Studien zur Geschichte der deutschen Malerei und Handschriftenkunde des Mittelalters.“

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