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fläche mit einer grauen oder schwarzen Decke vertauschten,
als unedle.
Jndeß fand man bald heraus, daß diese als unedel
bezeichneten und äußerlich unscheinbaren Gesellen von der
Natur vorzugsweise bestimmt seien, die Freunde und
wahren Wohlthäter der Menschen zu werden, während
die sogenannten edlen mehr geeignet erscheinen, durch
Glanz und herrliche Farbe das Auge zu bestechen und
vermöge ihrer Seltenheit begehrenswerth zu sein. Liegt
es doch tief in der menschlichen Natur, das äußerlich
glänzende und sich keck hervordrüngende den: stillen un-
scheinbaren, wenn auch gediegeneren und allgemein nütz-
licheren nur zu oft vorzuziehen. Wie sich das Kind und
der uncivilisirte Wilde an bunten glänzenden Steinen
erfreut, so wünscht ja auch die gewiß sehr civilisirte Daine
unserer Großstädte nichts sehnlicher, als daß das Feuer
ihrer Augen mit dem Feuer glänzender blitzender Steine
im Wettstreit die Blicke ihrer Verehrer zur Bewunderung
hinreißen möge und findet Diamanten als ein sehr-
passendes Geburts- oder Weihnachtsgeschenk, denen ihr
leicht bewegliches Herz selten zu widerstehen vermag.

Das Buch für Alle.

Alle Metalle, mit Ausnahme eines einzigen, des
Quecksilbers, sind bei unserer gewöhnlichen Temperatur-
fest. Auch das Quecksilber wird bei 40 Grad 0. fest und
hämmerbar und schmilzt erst über diesem Punkte zu einer-
höchst beweglichen, stets wie jede andere Flüssigkeit die
Tropfenform anstrebenden Masse. Im Allgemeinen ist
der Schmelzpunkt der Metalle sehr verschieden, so schmilzt
z. B. Blei bei 380 Gr. 6., Zinn bei 228 Gr. 0., Silber
bei 1000 Gr. 0., Gold ebenfalls bei 1000 Gr. 0., Platin
zwischen 1460—1480 Gr. 0., Eisen erst bei 1800 bis
2000 Gr. 0.
In früherer Zeit betrachtete man vorzugsweise das
spezifische Gewicht als charakteristisches Kennzeichen
der Metalle. Heute ist dies weniger mehr maßgebend,
da wir Metalle kennen, wie das Kalium und Natrium,
die sogar leichter als Wasser sind. Die Grenzscheide des
spezifischen Gewichts der Metalle liegt zwischen 0,59 und
23. Das leichteste bis jetzt bekannte Metall ist das
Lithium (0,59), d. h. es ist etwas weniger als ein
halbmal so schwer als Wasser, schwimmt also auf dem-
selben; das schwerste dagegen, das Iridium, ist 23mäl

Heft 18.
schwerer als ein gleiches Volumen Wasser. Von den
bekannteren Metallen hat das Gold mit 19,2 das größte
spezifische Gewicht. So verschieden die Metalle in dieser
Beziehung sind, ebenso verschieden sind sie in Bezug auf
ihre Härte.. Daß Blei, Zinn, Zink, selbst Gold so weich
sind, daß man sie in reinem Zustand leicht mit dem
Messer schneiden kann, ist bekannt. Kalium und
Natrium, zwei leichte Metalle, sind so weich, daß inan
sie sogar ohne Mühe mit den Fingern knetet. Von sehr-
bedeutender Härte sind nur wenige. Allen voran steht
hierin das Eisen, das vorzugsweise dieser Eigenschaft
wegen so allgemeine Verwendung in jedem Zweige der
Jndustrie gefunden hat, so daß es im vollsten Sinne des
Wortes der Grundstein der jetzigen menschlichen Kultur
geworden ist.
Neben der Härte sind die Dehnbarkeit und Geschmeidig-
keit mancher Metalle höchst geschätzte Eigenschaften der-
selben, wodurch sie zu vielen Zwecken der Industrie ge-
fchickt erscheinen. Dehnbar und geschmeidig nennt man
ein Metall dann, wenn es sich leicht in dünne Platten
ausschlagen oder auswalzen läßt, oder wenn es zu sehr

Die Einweihung deS Manin-Denkmals zu Venedig. (S. 426.)


dünnen Drähten ansgezogen werden kann. Beide Eigen-
schaften sind jedoch nicht immer in einem lind demselben
Metall vereinigt. Eisen läßt sich in nur mäßig dünne
Platten ausschlagen oder Walzen, dagegen in die feinsten
Drähte ausziehen, während sich Blei gerade umgekehrt
verhält. Gold besitzt beide Eigenschaften in hohen: Grade;
ma:r kann Granin: zu einen: Blatt vor: 57 Quadrat-
zoll ausschlagcn oder zu einen: 550 Fuß langen Draht
ansziehen.
Wenn zur Dehnbarkeit eines Metalls eine große
Festigkeit hinzutritt, so wird dessen technischer Werth da-
durch bedeutend erhöht, da es in diesen: Falle den: Zer-
reißen einen großer: Widerstand entgegensetzt. Da für
technische Zwecke eine genaue Kenntniß des Widerstands,
der: ein Metalldraht dem Zerreißen entgegensetzt, von
großer Wichtigkeit ist, so hat man eingehende Experi-
mente in dieser Richtung eingestellt, die ganz interessante
Resultate geliefert haben. Aller: Metallen voran steht
auch in dieser Beziehung das Eisen. Man hat gefunden,
daß ein zwei Millimeter dicker Eisendraht erst bei einem
Gewicht von 500 Zollpfund zerreißt, ein höchst erstaun-
liches Resultat, das uns erklärlich macht, wie eine Brücke

von Eisen die schwersten Eisenbahnzüge zu tragen in:
Stande ist, ohne merklich von der Richtungslinie abzu-
weichen. Im Gegensatz davon würde ein gleich starker
Bleidraht schon bei einer Belastung von 24 Pfund reißen.
Demnach besitzt das Eisen also nahezu eine 21mal größere
Festigkeit als Blei.
In chemischer Beziehung findet unter den Metallen
ebenfalls ein großer Unterschied statt. Die sogenannten
edlen Metalle: Gold, Silber, Platin Verhalten sich fast
ganz passiv: sie zeigen wenig oder' gar keine Neigung,
ihren metallischen Charakter zu ändern, d. h. sich mit
andern Körpern, Metallen oder Nichtmetallen chemisch
zu verbinden. Nur auf künstlichen: Wege können sie
dazu gebracht werden, lösen aber bei erster günstiger Ge-
legenheit das ihnen aufgezwungene Band wieder auf.
Die übrigen Metalle dagegen gehen mehr oder weniger-
leicht Verbindungen nut anderen einfachen Stoffen ein,
die je nach der Innigkeit von verschiedener Dauer und
Festigkeit sind. Merkwürdig ist, daß kein Metall als
i solches in irgend welcher Flüssigkeit löslich ist. Ein
Metall kann nur dann gelöst werden, wenn es zuvor
mit einem Befiandtbeil des Lösungsmittels in chemische

Verbindung getreten ist. Ein Beispiel einer solche:: Lösung
wird dies leichter verständlich machen. Uebergicßen Unr-
eine Kupfermünze mit Salpetersäure (Scheidewasser), so
wird sich in kurzer Zeit das Kupfer zu einer blauen
Flüssigkeit auflöscn. Lassen wir diese Flüssigkeit an einen:
warmen Orte ruhig stehen, so werden sich beim allmähligcn
Verdunsten derselben nach einiger Zeit blaue Krhstalle
daraus abscheiden, die an die Luft gebracht leicht zer-
fließen. Das Kupfer hat sich bei diesem kleinen Experi-
ment zuerst mit eine::: Theil des Sauerstoffes der Sal-
petersäure chemisch zu Knpferoxhd verbunden, und dieses
erst mit der überschüssigen Salpetersäure zu einen: Salz,-
dem salpetcrsauren Kupfervxyd vereinigt. War hinreichend
Salpetersäure vorhanden, so wird man nach völligem
Verdampfen der Flüssigkeit auch keine Spur von metalli-
schem Kupfer mehr finden. Löst man dagegen Schwefel,
Phosphor, Jod, Brom re., so bleiben nach dem Ver-
dunsten der Lösungsmittel diese Körper nut allen ihren
physikalischen und chemischen Eigenschaften als Rückstand.
Die größte Zuneigung oder, wissenschaftlich gesprochen,
die größte chemische Verwandtschaft (Affinität) besitzen
die Metalle zu Sauerstoff, Schwefel und Chlor. Wir
 
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