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Heftl





Grzeichnet.

Roman von Hedwig Schmerkebier-Erlin. x

(ForffeRung.)

Nachdruck verboten)

n tadelloſer Haltung ſtand Graf Eichen-
jeld am Wege und ſtarrte Käthe und
dem langen Maler nach. Er war einfach
„baff”, was ihm allerdings öfter be-
gegnete. Wie er dabei den Mund öffnete.
und ratlos den Scheitel ſtrich, mar er
höchſt komiſch anzuſehen.
„Aeh — neben welchem Bleiſtift marſchierte denn
da die kleine Wallwitz? Dem Kerl ſeine Beine waren
ja endlos. Wie kommt denn ſo was von kraſſem
giviliſten hierher?“

In ſeine Betrachtung tönte das Plaudern und Lachen
der Sängerin, und fein ſuchender Blick entdeckte Olden.
hofen, deſſen Braut und die Hateras. Er iteuerte
auf den kleinen Kreis zu.






Und auch Käthe v. Wallwitz, die am Arme Tonio
Hatexas, ehen um eine Tarushecke biegend, unverhofft
vor ihrem ſie ſuchenden Vater ſtand, beeilte ſich ſofort,
ihm mit ihrer kindlichſten Stimme anzuvertrauen, Hert
Haterg habe ſich ſoeben dahin geäußert, daß er für
den Reiz Jolch eines deutſchen Sommerabends gern
die ganze Tropenherrlichkeit „Ddort drüben“ hingebẽ.

So? Ya, da kann der junge Herr mal mir ein
bißchen ſeine Meinung über die klimatiſchen Vorzüge
von hüben und drüben entwickeln,“ meintẽ der Oberft,
und wies ſein Töchterchen kurzerhand an, drinnen im
Salon der Mutter behilflich zu ſein, die Honneurs des
Hauſes zu machen. ;

Alsdann wandelte er ſelber gelaffenen Schrittes


dem Maler, der ihm ſchon fo manche ungemütliche
Stunde in ſeiner Familie verurſacht, der erleuchteten
Terxraſſe zu, auf der man die Muſik vom Sagle her ver-
nahın. Er hatte keine Ahnung, wovon er mit dem jungen
Menſchen reden ſollte, der nicht Leutnant, nicht Student,
nicht einmal Kaufmann, ſondern „nur Künſtler“ mwar.
„Was malen Sie denn eigentlich?“ fragte er.






Jahrg. 1900.

Hatera lachte. „Fürs, „Ordentliche“ gehört 4
dung
gehabt ſonſt vielleicht. Vorläufig geht meine Kunit
nach Brot.“

Und das Gepinſel macht Ihnen Spaß?“ meinte
der Oberſt kopfſchüttelnd.

„Spaß?! Der andere ſchlug ſorglos ein Schnipp-
chen in die Luft. „Jedenfalls mehr al8 andere Arbeit,
wenn ich auch noch lieber den ganzen Tag kutſchierte,
ritte, Pferde bändigte, wie drüben in Ymerika.“

„Sie kutſchiexen reiten, bändigen Pferde — wilde
Pfexde?“ Der Oberſt war vor dem Maler ſtehen ge-


Natürlich wilde Pferde, das iſt ja das Haupt-
vergnügen drüben.“

„Juͤnger Freund, davon müſſen Sie mir mehr er-
zählen; kömmen Sie, wir ſetzen uns dort in die Ecke,
da ſind wir ungeſtört.“

‘ Und mit dem ganzen leidenſchaftlichen Intereſſe
des Pferdekenners wollte er den Maler mit fich fort:
ziehen, als plötzlich ſeine Bertha in folch unmittelbarer
Nähe hinter ihm auftauchte, daß ſie jedes Wort der

beiden verſtanden haben mußte.
Nit eifigem Geſicht nahm ſie den Arm ihres



Meine Damen, näſelte er, „was thut man,
venn man ſeine
Schönheit auf einem Flecke nicht in Feiſt um:
Zuſetzen verſteht?“

„Soll das eine Preisfrage ſein, Herr Graf?
warf Frau Hatera ein, während Margarete mit
einem finſteren Ausdruck das Geſicht zur Seite
wandte!
Unter der Bedingung, daß die Erlaubnis,
dieſe zarte Hand zu fülfen, der Preis iſt“

Damit hatte Eichenfeld ſich über Anitas Hand
Lbeugt, ſeine Lippen auf die widerſtrebenden
Fingerchen drückend.

Der Herr Graͤf ſcheint den Preis als ge-
wonnen zu betrachten.“

Oldenhofens irbniſcher Zwiſchenruf wurde vom
hellen Lachen der Sängerin gemildert. *

‚ „Dart er auch, denn ex bewies, wie man
ſeinẽ Bewunderung, auch ohne ſie in Geiſt um-
Zzuſetzen, ausdrücken kann.“

Aeh, gnädige Frau nicht nur Nachtigall,
auch Stechpalme. Gnädiges Fräulein ge-
tatten —
Mit einem ſchelmiſchen Vexzweiflungsblick
nahm Anita den dargebolenen Arm.
Der Abend war inzwiſchen vorgerüct, und '
in fälterer Lufthauch begann durch den Garten
zu ſtreichen, die meiſten Gäſte ſuchten die Zim-



Mer auf, und die Jugend verſammelte ſich im
Tanzſaal einem prachlig hergerichteten Raume
Mif graziöſen Rokokomalereien an den Wänden
und yntjeidenen Seſſeln an den, Seiten, ;

— Wer /ebt noch im Garten blieb, hatte ſich




Leutnant Zulius v. Queis,
4 bei einem Ueberfall im Hinterland von Kamerun. (S. 307)



Satten und führte dieſen mit ſich fort. „Du
biſt ja neuerdings ſehr — weitherzig gewolden
Bezug auf die Wahl deiner Freunde, lieber
d |

Meine liebe Bertha, mir ſcheint, wir haben
den jungen Mann ünterſchätzt. Reiten und
Pferdehändigen ſcheint er aus dem Fundament
zu verſtehen!“

Aber der Bewunderungston des Gatten rief
nur ein ſpoͤttiſches Lippenzucken hervor. „Gott, ja
— deelleicht war er in irgend einem Zirkus.“

Der Oberſt hielt es nicht weiter für nötig,

den Malex gegen ſeine Gattin zu verteidigen;
ſtumm geleiteté er ſie nach dem Speiſezimmer,
um da ſeinen Pflichten als Wirt nachzukommen!
Cr gab das Signal zum Angriff der materiellen.




reichbeſtellten Büffetts lockten.
K Nach dem Souper trat Frau v. Wallwitz zu
Frau Hatera heran, dieſe um ein Lied zu bitten.
Bereitwillig betrat die Sängerin das mit
Blumen geſchmückte Bodium. Das Geplauder
| und Lachen der Gäſte verſtummte! Erwaͤr—
| tungsvolle Blicke richteten ſich auf die Sängerin
| mit dem rötlich blonden Flimmerhaar, dem ju-
gendlich lächelnden Munde, von dem niemand
anderes verlangte, als Singen und Lachen —
nur Singen und Lachen.



Sie hatte den Schattenwalzer aus „Dinorah“
zum exſten Vortrag gewählt. Ihre weiche, gold-
klare Stimme, in der Koloratur beſonders voll-
| endet, hatte Gelegenheit, ihren bezauberndſten





vihtiges zu ſagen. Leutnant Wedekind und
Öräulein v. Ejohen freilich verſicherten jedwedem,


hätten fich eben dahin miteinander ausgefprochen, deß
Man doch einen ganz ausnehmend ſchtöen Sommer in
dieſem Jahre habe.

Lauter Zeugs, was mir gerade ſo einfällt. Kari-
faturen, allerhand Illuſtrationen, Titelbilder moderner


„Warum denn nichts Ordentliches?“

Reiz zu entfalten
„Wundervoll,“ raunte Haſſo ſeiner Braut zu,
deren Hand in der ſeinen lag „Schade, daß
Mama teine Geſellſchaften befucht, ihr entgeht heute
viel. Aber wenn du wirklich bei Frau Hatera Unter-
richt nähmeſt, ließe ſich vielleicht einmal eine kleine,
familiäre Soiree auf Oldenhofen veranftalten. “

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