Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann (35.1900)

Zahrg. 1900.





AUm ewigen Schnee.
Roman von Paul Dsakar Pöcher.

(FoxifeBung.}

Nachdruck verboten.)

Iin mundervoller Sommertag brach an. Die
Luft war friſch und kühl durch den neu-
N yl gefallenen Schnee, glänzender Sonnen-
Achein lag über den Alpen, und kein Wölk-
—— en war am Himmel zu ſehen.
Stehhan hatte gebeten, daß das Jeinem Lager gegen-
über befindliche Fenſter offen gelaſſen mwerde. Wenn







er ſich nun im Bett aufrichtete, konnte ev Marianne
noch eine weite Strecke Weges mit den Blicken ver-
folgen. Der Marſch ſchien recht beſchwerlich zu ſein;
ſtellenweiſe ſank fie bis an die Kniee in den weichen
Schnee ein! Doch rüſtig folgte ſie ihrem Führex. Die
Wichtigkeit ihrer Miſſion erfuͤllte ſie mit einer bewun-
dernswerten Energie. \

Am Einſchnitt des erſten Bogens, der um die große
vergletſcherte Felswand der Fee herumführte, blieb ſie
ſtehen und winkte mit dem Taſchentuch einen Abſchieds-
gruͤß nach der Schutzhütte zurück.

Er erkannte ſie nur noch als winzigen Punkt und
erwidern konnte er den Gruͤß nicht; aber die Erinne-
rung an dieſen Augenblick gab ihm eine ſeltſame Friſche,
die ihn über die Trübſeligkeit der Vereinſamung noͤch



für eine längere Zeit hinwegbrachte. Denn eine grau-
ſame Periode des Wartens brach für ihn nun an, die
große Anforderungen an ſeine Geduld ſtellte.

Abends kam eine Botenfrau, die Mutter des Burſchen,
aus dem Dorfe, um ihm auf Mariannes Veranlaſſung
Milch, Brot, Butter, Schinken und Eier zu bringen;
ſie erflärte auch, daß die junge Frau ſie beauftragt
habe, dem kranken Herrn die Mahlzeiten zuzurichten,
und daß ſie anderen Tags zu dieſem Zwecke wieder-
fehren werde. Aber Touͤriſten, mit denen er ſich in
eine Unterhaltung hätte einlaſſen können, fanden ſich
nicht ein. Es war, als habe der Schneefall den
Sommerverkehr total abgeſchnitten.

Der erſte Tag ging hin. Auch am zweiten ertrug
er noch die Einfanikeit. Ungeduldig harrte er aber