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Jahrg 1900





Lieben und Schweigen.

Roman von L. Haidheim.

orkſekung.)

Nachdruck verboten)

Jeine liebe Lia! Mein Herzenskind!“ rief die
l alte Prinzeſſin und füßte das ganz aufge-
regte Mädchen innig. „Siehft du,“ xief
E ßa ſie ihrem Gemahl zu, „ich wußte ja, daß du
heule noch eine beſondere Freude haben würveft.“
„Aber, bitt' ſchön, jetzt kommt doch wohl endlich








meine Wenigkeit an die Reihe?“ hatte der Prinz da-
zwiſchen gerufen und Lia v. Gellsberg ganz väterlich
auf die Stirn geküßt.

Dieſe Wiederſehensſcene, dieſer Wert, welcher der
kleinen ſtummen, unbedeutenden Pflegetochter des Grafen
beigelegt murde, dieſe ſichtbare Herzlichkeit zwiſchen Lia
und dem prinzlichen Ehepaare erregte allgemeines Er-
ſtaunen.

Was hieß das denn nur, daß Gräfin Klariſſa immer
gethan hatte, als wäre die „Deutſche“ ſo etwas wie
eine bezahlte Geſellſchafterin?

Die Gräfin bedurfte aller ihr zu Gebote ſtehenden
Selbſtbeherrſchung, um ihrer üblen Laune zu gebieten.
Es konnte ihr nicht enigehen, daß Lias ſtrahlende



Freude zum guten Teil ihrem eigenen Aerger galt,
daß Lia triumphierte, ſich ſo auf den Platz geſtellt zu
ſehen der ihr von Rechts wegen gebührte.

Die gütige alte Fürſtin hatte inzwiſchen bemerkt,
wie ſehnfüchtig die Jugend nach dem Beginn des
Tanzes verlangte.

Lia an der Hand mit ſich nehmend, begleitet von
mehreren ihrer alten Freunde, zog ſie ſich auf die
Eſtrade zurück von der herab die nicht tanzende Ge-
ſellſchaft der Luſt der Yugend zuſah.

Iſt zwiſchen all dieſen jungen Herren denn keiner,
der dir gefällt?“ fragte ſie ſcherzend.

Lia derneinte lächelnd. „Die jungen Herren haben
jedenfalls nichts gethan, um Sympathien bei mir zu


 
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