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Das ZuUd - Tür AlLe
Heft 17.
gegenkam. Dieſe Konſervenfabrikation fand bald in
allen Ländern Nachahmung und hat in verhältnismäßig
kurzer Zeit ihre jetzige Höhe und Vielſeitigkeit erreicht.
Wir haben gegenwärtig trodene und naſſe Kon-
ſerven, Konferven, die als Material zur Zuberei-
tung von Speiſen dienen, und ſolche, die gleich fertig
zum Eſſen ſind.“
„Das heißt, nachdem man die Speiſen angewärmt
4
„Das iſt nicht einmal immer nötig Wir haben
hier zum Beiſpiel verſchiedene Sorten Käſe in Blech-
büchſen gepackt und verlötet, ebenſo Butter in Blech-
büchſen und vor allem Wurſt in verlöteten Blech-
büchſen.“
dann in die Büchſen gepackt?“
„Nur die feineren Sorten, deren Geſchmack durch
einfaches Einfüllen in die Büchſe leiden könnte, ſind
erſt in Därme und dann in die Büchſe gepackt, wie
Sie da zum Beiſpiel ſehen: Trüffelleberwurſt, Gänſe-
leberwurſt, Sardellenleberwurſt, dann die Wurſtſorten,
die warm gemacht werden müſſen, wie zum Beiſpiel
durch Blechkonſerven mag wohl in der That dem Körper
nicht zuträglich Jein. Indes hat man ja gegenwärtig
die Möglichkeit, ſich die Koſt abwechslungsreich und
nach hygieiniſchen Prinzipien zuſammenzuſetzen, ohne
forlwaͤhrend Konſerven aus der Blech büchſe genießen
zu müjjen. Dann aber auch wird jetzt das Verzinken
des Eiſenblechs, aus dem die geſamten Konſerven-
büchſen hergeſtellt werden, viel ſorgfältiger und ſichexex
bewirkt, als früher. Dieſes Verzinken erfolgt nämlich
durchweg ſehr ſauber und beguem auf elektriſchem Wege.
Aber wie geſagt, kein Menſch braucht doch, ſelbſt unter
den ſchwierigſten Verhältniſſen, nur aus der Blechdoſe
zu leben. Wir haben ja die trockenen Konſerven, die
getrockneten Früchte und Genüſe. Pflanzennahrung
iſt nun einmal für unſeren Körper unentbehrlich, be-
ſonders wenn dem Körper, wie dem des Matroſen,
öfters Salzfleiſch geboten wird.! Heute nimmt jedes
Segelſchiff außer natürlichen Kartoffeln auch ganze
Zentner von getrocknetem Gemüſe an Bord, das ja
verhältnismäßig billig iſt. Es koſtet ein Kilogramm
getrocknetes Gemüſe 1 bis 4 Mark, aber ein ſolches
Kilogramm erſetzt mindeſtens 10 Kilogramm beſten,
friſchen Gemüſes. Der Kapitän eines Segelſchiffes
braucht, ſelbſt wenn er in den arktiſchen Gegenden
herumfährt, nicht mehr zu fürchten, daß ihm die ganze
Beſatzung am Skorbut zu Grunde geht, wie dies früher
die Frankfurter. Die kräftigeren Wurſtſorten, wie
Cervelatwurſt, Schinkenwurſt, Schlackwurſt werden ohne
Darm direkt in die Büchſe gefüllt.“
„Dient dieſe Art von Konſerven auch zur Verpro-
viantierung von Schiffen?“
Wohl ſelten, höchſtens nimmt einmal der Kapitän
eines Segelſchiffes dieſe Konſerven für ſeinen Privat-
gebrauch mit an Bord. Nein, dieſe Art von Kon-
ſerven, wie Wurſt, Butter, Käſe in Büchſen, iſt für
die Beamten und Offiziere in den Kolonien beſtimmt,
für Hoſpitäler in den Tropen, für Forſchungsreiſende
und Jäger, die in tropiſche Gegenden gehen. Für die
modernen Dampfſchiffe werden nur ſolche Konſerven
benutzt, die kein Reſtaurant heutzutage entbehren kann,
aber auch kein beſſerer Haushalt mehr, wenigſtens in
den Wintermonaten nicht. Es ſind dies die Gemüſe
aller Art, in Waſſer gekocht, die dann erſt in der
Küche, ſei es auf dem Dampfer, fei e& an Land, fertig-
geſtellt werden. Solche ſind: Spargel, Schnittbohnen,
zrüne Erbſen, Blumenkohl, Wirfingkohl, Kohlrabi.
Dieſe Gemüſe in Büchſen nehmen aber nur die Dampfer,
keinen Hafen anlaufen, um friſches Gemüſe aufzu-
nehmen. Die Dampfer, die nach Nord amerika gehen,
haben meiſt friſches Gemüſe an Bord, das ſie in
Southampton noch ergänzen; nur im Winter nehmen
ſie Konſervengemüſe mit ſich! Wohl verſehen ſich dieſe
Dampfer aber auch im Sommer mit eingemachten
Pilzen, die in der Küche verwertet werden, wie: Trüf-
feln, Champignons, Morcheln, Pfifferlinge, ferner mit
in Eſſiß eingemachten Früchten, wie Mirxed Pickles,
Eſſiggurken, Salzgurken, Senfgurken, eingelegten Zwie-
beln, Kapern u. |. w. Dieſe Eſſigfrüchtẽ ſind aber in
Fäſſern oder großen, ſehr feſten Gläſern vexpackt. Man
füllt Eſſigkonſerven nicht gern in die eiſernen, ver-
zinkten Büchſen, trotzdem man Neunaugen und Lachs
in Gelee für die Troßen auch in die Blechbüchſen packt,
da Glas auf dem weiten Transport zu leicht zer-
brechen würde.“
„Entſteht nicht durch vielen Genuß von Konſerven
eine beſondere Krankheit, die ſogenannte Konſerven-
krankheit?“
„Es ſoll etwas derartiges geben, und längere Zeit
hindurch ununterbrochene und ausſchließliche Ernährung
oft genug vorkam. Giebt er den Leuten nur außer
ſund Man nimmt für dieſe getrockneten Gemüſe zum
Zweck des Seetransports und des Aufenthalts in den
Tropen eine Verpackung in luftdicht ſchließenden aber
nicht verlöteten Büchſen, damit die Konſerve vor Feuch-
tigkeit geſchützt iſt.“
„Werden für dieſen Zweck beſtimmte Arten bevor-
zugt?“
„O nein, die Auswahl iſt eine ſehr große. Sie
ſehen da in den Kiſten an getrockneten Gemüſen: grüne
Bohnen, Spinat, Wirſingkohl, Rotkohl, Weißkohl,
Grünkohl, Roſenkohl, Zwiebeln, Karotten, Peterſilie,
Sellerie in Streifen oder Scheiben, ferner Suppen-
kraut, junge Erbſen u. ſ. w. Zu den getrockneten
Konſerven ſind auch die aus Amerika kommenden ſo-
genannten Ringäpfel zu rechnen, die gekocht ein ſehr
geſundes Eſſen geben. Für den Fall eines Feldzuges
wird das getrocknete Gemüſe eine große Rolle in der
Ernährung unſerer Soldaten ſpielen, die erſt recht hin
und wieder der Pflanzennahrung und vor allem des
Gemüſes bedürfen. Sie ſehen hier kleine Blechkäſtchen.
Jedes Käſtchen oder jede Doſe .enthält zehn Platten
gepreßten Gemüſes Jede Platte iſt in vier Abtei-
ungen geteilt, die ſich leicht auseinanderbrechen laſſen,
und jede Abteilung bildet eine Ration Gemüſe für
den Wert von 250 Gramm, alſo einem halben Pfund
Gemüſe. Ein einziger Mann, der eine ſolche Doſe
im Brotbeutel trägt, hat damit vierzig Portionen Ge-
müſe für ſich und ſeine Kameraden bei ſich. Auch
Suppenkräuter aller Art hat man in dieſer Form von
Tabletten.“
„Das ſind aber doch nicht die ſogenannten Militär-
konſerven, welche die Leute im Manoͤver öfter bekommen?“
„Nein. Solche Militärkonſerven finden Sie in-
deſſen auch bei uns. Sie rühren in unſerem Lager
allerdings aus Privatfabriken her, während die meiften
Armeekoͤnſerven in Staatsfabriken zu Mainz, Spandau
u. ſ. m. hergeſtellt werden. Dieſe Armeekonſerven ſind
dazu beſtimmt, den Truppen ein gutes nahrhaftes
Mahl zu geben und doch das eigentliche Kochen zu er-
ſparen. Sie brauchen nämlich nur in heißem Waſſer
gewärmt zu werden, um eine kräftige, gutgewürzte
Erbſen⸗ oder Bohnenſuppe mit einem Stück guten
Fleiſches ſofort ferkig zu haben. Wenn Sie den deutſch-
franzöſiſchen Krieg mitgemacht haben, werden Sie wiſſen,
welchen Fammer es mit dem Abkochen gab. Entweder
man hatte übexhaupt keine Zeit dazu, oder es wurde
während des Kochens alaxmiert, und man bekam oft
im Laufe mehrerer Tage kein ordentliches Eſſen. Und
ſelbſt wenn man Zeit und Material zum Kochen hatte,
Das ZuUd - Tür AlLe
Heft 17.
gegenkam. Dieſe Konſervenfabrikation fand bald in
allen Ländern Nachahmung und hat in verhältnismäßig
kurzer Zeit ihre jetzige Höhe und Vielſeitigkeit erreicht.
Wir haben gegenwärtig trodene und naſſe Kon-
ſerven, Konferven, die als Material zur Zuberei-
tung von Speiſen dienen, und ſolche, die gleich fertig
zum Eſſen ſind.“
„Das heißt, nachdem man die Speiſen angewärmt
4
„Das iſt nicht einmal immer nötig Wir haben
hier zum Beiſpiel verſchiedene Sorten Käſe in Blech-
büchſen gepackt und verlötet, ebenſo Butter in Blech-
büchſen und vor allem Wurſt in verlöteten Blech-
büchſen.“
dann in die Büchſen gepackt?“
„Nur die feineren Sorten, deren Geſchmack durch
einfaches Einfüllen in die Büchſe leiden könnte, ſind
erſt in Därme und dann in die Büchſe gepackt, wie
Sie da zum Beiſpiel ſehen: Trüffelleberwurſt, Gänſe-
leberwurſt, Sardellenleberwurſt, dann die Wurſtſorten,
die warm gemacht werden müſſen, wie zum Beiſpiel
durch Blechkonſerven mag wohl in der That dem Körper
nicht zuträglich Jein. Indes hat man ja gegenwärtig
die Möglichkeit, ſich die Koſt abwechslungsreich und
nach hygieiniſchen Prinzipien zuſammenzuſetzen, ohne
forlwaͤhrend Konſerven aus der Blech büchſe genießen
zu müjjen. Dann aber auch wird jetzt das Verzinken
des Eiſenblechs, aus dem die geſamten Konſerven-
büchſen hergeſtellt werden, viel ſorgfältiger und ſichexex
bewirkt, als früher. Dieſes Verzinken erfolgt nämlich
durchweg ſehr ſauber und beguem auf elektriſchem Wege.
Aber wie geſagt, kein Menſch braucht doch, ſelbſt unter
den ſchwierigſten Verhältniſſen, nur aus der Blechdoſe
zu leben. Wir haben ja die trockenen Konſerven, die
getrockneten Früchte und Genüſe. Pflanzennahrung
iſt nun einmal für unſeren Körper unentbehrlich, be-
ſonders wenn dem Körper, wie dem des Matroſen,
öfters Salzfleiſch geboten wird.! Heute nimmt jedes
Segelſchiff außer natürlichen Kartoffeln auch ganze
Zentner von getrocknetem Gemüſe an Bord, das ja
verhältnismäßig billig iſt. Es koſtet ein Kilogramm
getrocknetes Gemüſe 1 bis 4 Mark, aber ein ſolches
Kilogramm erſetzt mindeſtens 10 Kilogramm beſten,
friſchen Gemüſes. Der Kapitän eines Segelſchiffes
braucht, ſelbſt wenn er in den arktiſchen Gegenden
herumfährt, nicht mehr zu fürchten, daß ihm die ganze
Beſatzung am Skorbut zu Grunde geht, wie dies früher
die Frankfurter. Die kräftigeren Wurſtſorten, wie
Cervelatwurſt, Schinkenwurſt, Schlackwurſt werden ohne
Darm direkt in die Büchſe gefüllt.“
„Dient dieſe Art von Konſerven auch zur Verpro-
viantierung von Schiffen?“
Wohl ſelten, höchſtens nimmt einmal der Kapitän
eines Segelſchiffes dieſe Konſerven für ſeinen Privat-
gebrauch mit an Bord. Nein, dieſe Art von Kon-
ſerven, wie Wurſt, Butter, Käſe in Büchſen, iſt für
die Beamten und Offiziere in den Kolonien beſtimmt,
für Hoſpitäler in den Tropen, für Forſchungsreiſende
und Jäger, die in tropiſche Gegenden gehen. Für die
modernen Dampfſchiffe werden nur ſolche Konſerven
benutzt, die kein Reſtaurant heutzutage entbehren kann,
aber auch kein beſſerer Haushalt mehr, wenigſtens in
den Wintermonaten nicht. Es ſind dies die Gemüſe
aller Art, in Waſſer gekocht, die dann erſt in der
Küche, ſei es auf dem Dampfer, fei e& an Land, fertig-
geſtellt werden. Solche ſind: Spargel, Schnittbohnen,
zrüne Erbſen, Blumenkohl, Wirfingkohl, Kohlrabi.
Dieſe Gemüſe in Büchſen nehmen aber nur die Dampfer,
keinen Hafen anlaufen, um friſches Gemüſe aufzu-
nehmen. Die Dampfer, die nach Nord amerika gehen,
haben meiſt friſches Gemüſe an Bord, das ſie in
Southampton noch ergänzen; nur im Winter nehmen
ſie Konſervengemüſe mit ſich! Wohl verſehen ſich dieſe
Dampfer aber auch im Sommer mit eingemachten
Pilzen, die in der Küche verwertet werden, wie: Trüf-
feln, Champignons, Morcheln, Pfifferlinge, ferner mit
in Eſſiß eingemachten Früchten, wie Mirxed Pickles,
Eſſiggurken, Salzgurken, Senfgurken, eingelegten Zwie-
beln, Kapern u. |. w. Dieſe Eſſigfrüchtẽ ſind aber in
Fäſſern oder großen, ſehr feſten Gläſern vexpackt. Man
füllt Eſſigkonſerven nicht gern in die eiſernen, ver-
zinkten Büchſen, trotzdem man Neunaugen und Lachs
in Gelee für die Troßen auch in die Blechbüchſen packt,
da Glas auf dem weiten Transport zu leicht zer-
brechen würde.“
„Entſteht nicht durch vielen Genuß von Konſerven
eine beſondere Krankheit, die ſogenannte Konſerven-
krankheit?“
„Es ſoll etwas derartiges geben, und längere Zeit
hindurch ununterbrochene und ausſchließliche Ernährung
oft genug vorkam. Giebt er den Leuten nur außer
ſund Man nimmt für dieſe getrockneten Gemüſe zum
Zweck des Seetransports und des Aufenthalts in den
Tropen eine Verpackung in luftdicht ſchließenden aber
nicht verlöteten Büchſen, damit die Konſerve vor Feuch-
tigkeit geſchützt iſt.“
„Werden für dieſen Zweck beſtimmte Arten bevor-
zugt?“
„O nein, die Auswahl iſt eine ſehr große. Sie
ſehen da in den Kiſten an getrockneten Gemüſen: grüne
Bohnen, Spinat, Wirſingkohl, Rotkohl, Weißkohl,
Grünkohl, Roſenkohl, Zwiebeln, Karotten, Peterſilie,
Sellerie in Streifen oder Scheiben, ferner Suppen-
kraut, junge Erbſen u. ſ. w. Zu den getrockneten
Konſerven ſind auch die aus Amerika kommenden ſo-
genannten Ringäpfel zu rechnen, die gekocht ein ſehr
geſundes Eſſen geben. Für den Fall eines Feldzuges
wird das getrocknete Gemüſe eine große Rolle in der
Ernährung unſerer Soldaten ſpielen, die erſt recht hin
und wieder der Pflanzennahrung und vor allem des
Gemüſes bedürfen. Sie ſehen hier kleine Blechkäſtchen.
Jedes Käſtchen oder jede Doſe .enthält zehn Platten
gepreßten Gemüſes Jede Platte iſt in vier Abtei-
ungen geteilt, die ſich leicht auseinanderbrechen laſſen,
und jede Abteilung bildet eine Ration Gemüſe für
den Wert von 250 Gramm, alſo einem halben Pfund
Gemüſe. Ein einziger Mann, der eine ſolche Doſe
im Brotbeutel trägt, hat damit vierzig Portionen Ge-
müſe für ſich und ſeine Kameraden bei ſich. Auch
Suppenkräuter aller Art hat man in dieſer Form von
Tabletten.“
„Das ſind aber doch nicht die ſogenannten Militär-
konſerven, welche die Leute im Manoͤver öfter bekommen?“
„Nein. Solche Militärkonſerven finden Sie in-
deſſen auch bei uns. Sie rühren in unſerem Lager
allerdings aus Privatfabriken her, während die meiften
Armeekoͤnſerven in Staatsfabriken zu Mainz, Spandau
u. ſ. m. hergeſtellt werden. Dieſe Armeekonſerven ſind
dazu beſtimmt, den Truppen ein gutes nahrhaftes
Mahl zu geben und doch das eigentliche Kochen zu er-
ſparen. Sie brauchen nämlich nur in heißem Waſſer
gewärmt zu werden, um eine kräftige, gutgewürzte
Erbſen⸗ oder Bohnenſuppe mit einem Stück guten
Fleiſches ſofort ferkig zu haben. Wenn Sie den deutſch-
franzöſiſchen Krieg mitgemacht haben, werden Sie wiſſen,
welchen Fammer es mit dem Abkochen gab. Entweder
man hatte übexhaupt keine Zeit dazu, oder es wurde
während des Kochens alaxmiert, und man bekam oft
im Laufe mehrerer Tage kein ordentliches Eſſen. Und
ſelbſt wenn man Zeit und Material zum Kochen hatte,