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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 46.1911

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Heft 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.60742#0221
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va5Luchfül*fM
Illustrierte Damilienreitung
10. fjest. 1911.

Vg5 wogende Dicht.
stomari au5 den Kreisen der Hoden Diplomatie-
Don k. o. Ddlersfeld-Dallestrem.

lvortseliung.)

(Nachdruck verboten.)

die Borzimmer in ihre eigenen Räume trug, in die
wir natürlich unaufgefordert nicht folgen konnten.
Wer wir blieben im Vorsaal wartend zurück, und
nach einer Weile erschien James wieder.
„Die Kammerfrau bringt Mylady zu Bett,"
meldete er mit der vollen Korrektheit eines wohl-
erzogenen, langjährigen Kammerdieners. „Mylady
leiden an solchen plötzlichen Herzzufällen — Alters-
erscheinungen hat der Arzt sie genannt. Eine gute
Nachtruhe stellt Mylady wieder her. Wir sind das
schon gewohnt bei Mylady. Die Kammerfrau hat

m Palazzo angelangt, rief ich gleich den
Ws jedenfalls in der Nähe gebliebenen James
herbei, der seine Herrin, ohne lange zu
IlM fragen, wie ein Kind auf die Arme nahm
und durch die Loggia, den Treppenflur und


die Tropfen immer bereit, die darin gegeben werden
müssen."
„Wahrscheinlich Digitalis," meinte Frau v. Burg-
fried verständnisvoll.
James bestätigte diese Annahme, und dann sahen
wir drei uns an.
„Ich bleibe natürlich hier," beantwortete ich die
stumme Frage von Mutter und Sohn.
„Natürlich, Herzel, dein Posten ist unter diesen
Umständen in Lady Desmonds Nähe," sagte die
Mutter, indem sie mir einen tüchtigen Klaps gab,
was immer ein besonderes Liebeszeichen von ihr ist
und mein Herz mit Freude, unsagbarer Freude er-
füllte. „Wir müssen natürlich zu unserem Gast zurück,
werden aber später kommen, uns nach dem Befinden
der Kranken zu erkundigen!"
Selbstverständlich begleitete ich Fritz und seine
Mutter, wieder unter dem Vorantritt von James
mit seinem Windlichte, zurück bis zu dem Berbin-
dungsgang, durch den Tante Burgfried, mir noch
zunickend, rasch hindurchlief, vorbei an dem sein
Licht hoch emporhaltenden James.
Während er uns, das heißt Fritz und mir, den

Rücken drehte-aber nein, das kann ich wirklich
und wahrhaftig nicht niederschreibeu, was Fritz da
tat. Jedenfalls kam's mir so überraschend, daß ich
an nichts dachte als an eine schleunige, wenn auch
feige Flucht.
Aber Fritz hielt mich fest. „Oliva — woher hast
du diesen Schmuck?" fragte er dicht an meinem
Ohr, indem er auf den Chrysoberyll deutete, der
sich bei — bei diesem meuchlings ausgeführten
Überfall aus dem Spitzenjabot befreit hatte und
nun mit seinem eigentümlich wogenden Lichte auf
meiner Brust funkelte.
„Lady Desmond hat ihn mir geschenkt," flüsterte
ich ihm zu.
Auf meinen Knalleffekt verzichtend und mich
losreißend floh ich in die Loggia zurück.
Nun ja — wenn James uns gesehen, was hätte
der sich von uns denken sollen!
Ich hörte den Würdevollen, der sicher über solch
einen Legationssekretär und solch eine Adoptivnichte
seiner Herrin in Ohnmacht gefallen wäre, den Gang
mit dem Schlüssel abschließen, mit dem in der Hand
er alsbald in der Loggia erschien. Auf meine Ver-


X. INI-

üm lveihnachtsrnorgen in einer pariser parniiie. (5. 220)
 
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