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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 49.1914

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Vas Luch fülMe
Illustrierte fgmllienreitung
2. kjest. 1914.
voxxrixkt ISIS bx Union vsutseks VerlaZSAsssNsoLüft, Stuttgart.

ver werroolf.
stomun von Friedrich jacobsen.
lrorisctzung.l —.. -.—. — Nachdruck oerboien.i
Silvester und Frank gingen lang-
I /1 /ll !^m nebeneinander die Berliner Tier-
II I /1 gartenstraße entlang, deren eine Seite
I» !W D von vornehmen Villen eingefaßt wird,
während jenseit des breiten Fahr-
dammes das dichte Laub der Anlagen im Nach-
mittagsonnenschein herüberglänzte. Sie trugen
beide einen bequemen Tennisanzug, der die schlanke
Sportgestalt der jungen Engländerin ganz be-
sonders günstig hervorhob, denn heute hatte der
Rechtsanwalt zum ersten Male wieder am Spiel
teilgenommen, nachdem er vorgestern von seiner
Badereise zurückgekehrt war.
Die beiden unterhielten sich sehr lebhaft in eng-
lischer Sprache, denn obwohl Maud das Deutsch
fließend beherrschte, zog sie doch als waschechte
Britin die heimatlichen Laute vor, und Frank tat

ihr darin den Gefallen, wie er überhaupt so ziemlich
alles tat, was seine Partnerin von ihm verlangte.
Sie waren im Laufe des Sommers sehr gut
miteinander bekannt geworden, denn der kleine ge-
schlossene Tennisklub war fast täglich zu einer be-
stimmten Stunde zufammengekommen, und Maud
klagte nun darüber, daß die letzten Wochen recht
langweilig gewesen wären.
Frank lächelte. „Darf ich hoffen, Miß Silvester,
daß Sie mich ein klein wenig vermißten?"
„Wir haben uns gut miteinander eingespielt,"
entgegnete sie ausweichend. „Aber auch außerdem
— ich glaube, daß die Herbstsehnsucht über mich
kommt. Sehen Sie, da fiel eben ein Blatt aus meine
Hand, das beginnt schon sich zu färben."
Sie reichte es ihm hin und guckte in die Luft,
als er seine Brieftasche hervorzog, um das Blatt
darin zu bergen.
„Und die Vögel ziehen auch schon," setzte sie
dann hinzu.
„Sind Sie in Deutschland sentimental geworden,
Miß Silvester?"
„Nein, das liegt mir ganz und gar nicht, darauf

können Sie sich verlassen. Aber es ist doch natürlich,
daß man dieses Nomadenleben allmählich satt be-
kommt und sich nach dem eigenen Heim sehnt."
„Also Blackhouse auf Dartmoor."
„Daß es einen so düsteren Namen trägt, ist nicht
meine Schuld. Unsere Vorfahren haben das Haus
nun einmal so genannt."
„Ist wirklich nur der Name düster?"
Maud machte kleinere Schritte und sah nach-
denklich vor sich hin. „Nein, vielleicht ist es die ganze
Gegend. Das Moor reicht bis an die Kreidefelsen,
an deren Fuß die Wellen branden, und wenn es
im Winter stürmt, dann wissen wir oft nicht, was
schlimmer ist, das Meer oder der Wind. Sie sollten
sich das einmal ansehen."
„Im Winter?"
„Oder im Sommer — ganz einerlei. Wenn
Mama und ich nach England zurückgekehrt sind,
werden wir wohl vorläufig dort bleiben; ich wüßte
wenigstens keinen Grund, der das ändern könnte."
Da kam ein zweites Blatt geflogen, und diesmal
fing es Frank auf. Er reichte es gewissermaßen als
Gegengabe seiner Gefährtin und machte ein kl-


ein ttinothester im fahrenden eisendahnrug. vriginaireichnung von ti. Waid. (5. 34)
 
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