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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 49.1914

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Illust nette stsmiiienreitung
11. kiest. 1914.
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DerHiede ewig wechselnd Hied.
stoman von krich kdensteln.
lroUsehung.) ..- -. tllachdmck verboten.)
5i'edente5 Kapitel.
orwärts Kinder! Es wird gleich Abend
sein, und wenn der Herr aus Waldried
zurückkommt, muß alles fix und fertig sein!
Das wißt ihr doch, Scheuern und Rein-
machen kann er nicht vertragen. Das muß
alles immer sozusagen heimlich gemacht werden. —
Übrigens, Mine, hast du Herrn v. Römers Zimmer
hergerichtet? Du weißt, er kommt mit und bleibt
morgen da!"
„Freilich, Mamsell. Alles ist in Ordnung. Sie
brauchen wirklich nicht so aufgeregt zu sein. Den
Kopf wird's wohl nicht kosten, wenn morgen das
Fräulein Braut hier ihre Augen spazieren gehen
läßt!"
„Und das Scheuern hätten wir überhaupt bleiben
lassen können," brummte eine zweite Magd, die die
Halle auswusch. „Haben wir doch erst vor vierzehn
Tagen, als der gnädige Herr heimkam, alles blitz-
blank gemacht!"
„Ach, Kinder, was versteht >denn ihr davon!"
seufzte Mamsell Jeannette,-sich den Schweiß von der
Stirn wischend. „In vierzehn Aagen wird gerade
genug Staub ins Haus getragen! Und diesmal
gilt's die Ehre des Hauses. Die Frau Schwieger-


mutter kommt doch auch mit, und wenn die ein ein-
ziges Stäubchen fände — ich müßte mich ja zu Tode
schämen! — Himmel, jetzt hab' ich ganz vergessen,
die Blumen vom Gärtner zu holen!"
Und sie schoß zur Halle hinaus.
Mine sah ihr lachend nach. „Na, ich bin nur neu-
gierig, wie's morgen wird!" sagte sie. „Was meinst
du, Hanne, ob sie wohl jung und schön ist?"
Hanne wand gelassen ihr Scheuertuch aus und
schob den Kübel weiter. „Glaub's kaum! Wo wird
sich denn der Herr als Witwer mit zwei Kindern
und bei der großen Wirtschaft eine von wegen der
Schönheit nehmen! Da hätte er doch gleich die
Gräfin Testen heiraten können — in den Weg ge-
laufen ist sie ihm ja genug! Nein, das wird schon
eine Gesetzte sein, die nene Frau, die überall scharf
anpackt, und ich meine, man wird nichts zu lachen
haben unter ihr."
„Du — das mit der Gräfin ist eigentlich komisch!
Immer hat's geheißen, die würde mal Gnädige
hier, und drüben auf Reitzenstein haben sie behauptet,
sie hätte ihn so mächtig gern gehabt, daß sie ganz
krank wurde, als er verlobt wiederkam."
„Ja, darum ist sie ja auch Knall und Fall ab-
gereist — zu Verwandten hat's geheißen. Aber
das Reitzensteiner Stubenmädchen hat mir's an-
vertraut: sie ist nur fort, weil sie mit unserem Herrn
nicht mehr zusammentreffen wollte. Soll sie's etwa
merken lassen, daß er sie einfach sitzen ließ wegen
einer andern?"
Mine lächelte. „Da hast du dir wieder mal was

weismachen lassen von der Bärbe drüben. Wenn
sie deswegen fortgegangen wäre, säße sie jetzt doch
sicher noch bei ihren Verwandten und setzte keinen
Fuß mehr nach Hagenbach."
„Wird sie wohl auch bleiben lassen."
„Im Gegenteil. Heute früh ist sie nach Reitzen-
stein zurückgekommen, und nachmittags war ihr erster
Weg nach Hagenbach zum Rolandchen."
„Jst's die Möglichkeit? Sie war hier, die Gräfin
Testen?"
„Ist sogar noch hier! Drüben in Bubis Spiel-
zimmer sitzt sie. Eben hat mir's das Kinderfräulein
gesagt."
Hanne schüttelte den Kopf. „Das mag begreifen,
wer will!" murmelte sie und begann mit erneutem
Eifer zu scheuern. „Ich könnt' es nicht."
„Wird eben wohl alles anders zusammenhängen,
als es den Anschein hat," meinte Mine noch.
„Wahrscheinlich hat sie ihn selber nicht gemocht.
Sie war ja doch auch eine Zeitlang mit einem
Offizier verlobt, obwohl unser Herr damals noch
frei war."-
Meta v. Testen saß in der Tat seit zwei Stunden
im Kinderzimmer, hielt Roland auf dem Schoß und
erzählte ihm Märchen. Mit großem Geschick wählte
sie nur solche, in denen die „böse Stiefmutter" eine
Rolle spielte. Als aber unten am Tor ein Wagen
vorfuhr, erhob sie sich hastig, um Abschied zu nehmen.
„Komm bald zu mir hinüber, Liebling, und — sei
artig morgen, hörst du?"
Der Knabe, der die dunkelgrauen Augen des


eine interessante stelle am SroUchissahrtsweg Serlin-Lettin bei ederswaide. Nach einer Photographie de; lilustratlonsphoto-verlag; in Lettin. (8. 240)

XI. IS11.
 
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