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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 49.1914

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va5LuchMMe
Illustrierte furnilieriieiturig
20. Hest. 1Y14.
vox^riAlit 1914 bz, lliiiou vontseks VsrlsASsesellsvdatt, StuttALrt.

k^errenrecht.
stomun von Henriette o. Meersteimb.

(roNseNnng.) : (Nachdruck oordoien-l
b I WVNrau Wera in einer höchst eleganten Pa-
riser Toilette, einem Gewirr von grünem
ImM ^pe de Chine, schwarzen Schmelzspitzen
I und lila Samtbändern, stieg an Lauen-
! steins Arm die Treppe hinauf. Ihr girren-
des Lachen und unaufhörliches Sprechen, ein Ge-
misch von Polnisch, Französisch und Deutsch, schwirrte
durch die Räume. Ilona kam sich dieser ZuGgen-
gewandtheit gegenüber immer stocksteif vor. Die
beiden polnischen Jünglinge, Herr v. Koschelszky
und Herr v. Ketzcschitzky, deren Namen man nur
behielt, solange man sie buchstabierte, sahen tadel-

los aus. Oblonsky, ein großer, dicker Mann mit
listigen, wasserhellen Augen, erschien in losem Smo-
king. Auch er begrüßte Ilona überaus höflich,
nagelte dann aber Lauenstein gleich mit seinem
Dampfpflug fest.
Ilona versuchte einiges von der Unterhaltung der
beiden Herren zu verstehen, aber sie fing nur wenige
unzusammenhängende Sätze auf, weil Frau Wera
tausenderlei dazwischen schwatzte und fragte.
„Wann kommt denn Ihre Frau Schwester end-
lich wieder zurück?" Dabei bohrten sich ihre Augen
förmlich auf Ilonas Gesicht fest, denn obgleich ihre
Eitelkeit groß war, bemerkte sie doch, daß sie trotz
der Pariser Toilette gegen Ilonas blühende Jugend
verwelkt und chiffonniert aussah. Das reizte und
verdroß sie.
„Es ist noch unbestimmt," entgegnete Ilona ruhig.
„Ja, Ihnen geht's wirklich gut, lieber Lauen-

steiu!" rief Wera zu den in der Ecke stehenden Herren
hinüber. „Mein armer Mann ist verwaist, wenn
ich fortreise, aber Sie haben gleich einen hübschen
Ersatz für Ihre Frau gefunden."
Ihre Augen blitzten boshaft. Lauensteins ab-
gekühlte Haltung ihr gegenüber ärgerte sie. Wie
selten ließ er sich jetzt in Schenin sehen! Früher
verging keine Woche ohne seinen Besuch. Kam er jetzt
wirklich einmal, dann brachte er stets das junge
Mädchen mit.
„Ja, die Anwesenheit meiner Schwägerin ist eine
wahre Wohltat für mich und ganz Kaderzin," ant-
wortete Lauenstein warm. „Meine Kinder sind seit-
dem gesund, das Haus ist in Ordnung, und ich selber
bin viel leistungsfähiger geworden."
„Arme Victoire!" sagte Wera vor sich hin, aber
laut genug, daß die Worte von allen verstanden
werden konnten.

1. Königin von Lagern. 2. Königin von Württemberg.


ver besuch der Königinnen von Sagern und Württemberg im Münchener Zoologischen Sarten. (5. YZ8)
Nach einei NNowgrapine von NI. vbei-gaknsr, NoNieftiani in München.

XX. 1S14.
 
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