Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 49.1914

Zitierlink: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bfa1914/0347
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Va5 Such MMe
Illustrierte ^amilienreitung
16. 6est. 1614.
voxxrigkt 19It bx llnioii Dsutsods V«rlL8»8SsöUsoIir>.tt, StuttMt.

Der Liede ewig wechselnd Lied,
koman von krich kdensteiri.
lrvNsetmng.) tNschümci! mi^doien.)
ei'riurid7lvan7i'gste5 Kapitel.
war sehr schweigsam während
MliWI des Essens. Stumm saß er auf seinem
Mv/inM P^tz neben der Generalin und konnte
aus dem Staunen über Sibylle innerlich
gar nicht herauskommen. Heute brauchte
er sich ihrer wahrlich nicht zu schämen! Sie
überstrahlte alle, nicht nur äußerlich, sondern
auch durch den liebenswürdigen, vornehmen Ton
ihrer Unterhaltung.

Eine schwarze Spitzentoilette mit eingearbeiteten
Silbersternen umschloß ihre mädchenhaft schlanke
Gestalt und ließ die Weiße ihrer Haut geradezu
blendend erscheinen. In dem welligen gold-
braunen Haar, das scheinbar ganz einfach, in Wahr-
heit aber mit ebensoviel Geschmack als Geschick lose
über der Stirn gepufft war, schimmerten halb ver-
steckt zwei kleine Brillantsterne, Erbstücke der Familie
Thuren. Drei andere dazugehörige lagen auf einem
Samtband um den feinen weißen Hals.
Degenwart bemerkte mit Mißfallen, daß Sibylle
auch heute kein einziges der Schmuckstücke an sich
trug, die ihr von ihm geschenkt worden waren.
Es war lauter Thurensches Eigentum.
Und heute leuchteten ihre blauen Augen, und
ein liebreizendes Lächeln schwebte beinahe be-

ständig um ihre Lippen. Herr v. Manderscheid,
ein Schulfreund Bernds, jetzt Ministerialrat, sowie
die beiden jungen Barone Millner schienen ganz
enthusiasmiert von ihr und Überboten sich in Artig-
keiten.
Aber auch Leo, der Sibylle zu Tisch geführt
hatte und nun zwischen ihr und Ilse saß, sah sie
zuweilen bewundernd an. Er hatte den finster
erstaunten Blick Degenwarts wohl bemerkt, den
dieser eintretend auf seine Gattin warf, und ein
wenig später auch die ihr höhnisch zugeflüsterte
Bemerkung aufgefangen: „Du hast dich ja heute
erstaunlich herausgeputzt! Es lag dir wohl sehr
daran, die anderen Damen gerade heute zu über-
strahlen? Freilich scheint mir ein einfaches Jagd-
essen dazu nicht gerade die passendste Gelegenheit!"


XVI. IS14.

Lin verdrießliches paar. Nach einem 6em3Ide von p. 5teinmeh-Noris.
 
Annotationen