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397


1. Abgrätschen aus dem Hand stand.

Bilder aus dem Kunstturnen.
Nach Aufnahmen von Sportlehrer Rudolf Kobs.

s schien in letzter
Zeit so, als ob
das Kunstturnen
Geräten, das so-
genannte Gipfelturnen,
nicht mehr auf derselben
Höhe stünde wie ehedem.
Als aber am 3. April die-
ses Jahres die große Heer-
schau in Leipzig und das
Ringen um die deutsche
Meisterschaft an den Ge-
räten stattfand, da konn-
ten wir doch zur größten
Freude feststellen, daß die
Leistungen unserer Zeit
sich getrost mit denen
früherer Turnfeste ver-
gleichen lassen und dabei
nicht schlecht wegkommen.
Unsere Abbildungen

an den


mit Strecken des Körpers
recht spät ausgeführt. Ich
komme dann nämlich
leichter zum Stütz aus
die Barrenholme.
Eine Grätsche vor-
wärts aus der Felge rück-
wärts (Bild 1) ist schwer
zu erlernen. Man muß
dabei die Reckstange in
dem Augenblick loslassen,
wenn andere gewöhnliche
Sterbliche froh sind, ein-
mal um die Stange her-
umgekommen zu sein,
das heißt, wenn der Bo-
den wieder in Sicht ist.
Schwerer ist die Reck-
grätsche rückwärts (Bild 6).
Die Sehnsucht eines
jeden Gerätturners ist die


2. Abgrätschen am Barren.

Riesenfelge (Bild 3). Auf nebenstehender Abbildung wird die Aus-

lassen erkennen, wie die verschiedenen Übungen auf die Entwicklung und

Ausbildung der einzelnen Muskeln wirken. Nament-
lich die Bauch- und Rückenmuskeln finden bei jedem
guten Kunstturner eine starke Entwicklung.
Eine Wage vorlings (Bild 5) kann darum
auch nur von solchen Turnern ausgeführt werden,
die tatsächlich allseitig durchgebildet sind, denn
diese Übung bedingt einen kräftigen Handgriff. Die
Folge davon sind starke Unter- und Ober-
arme, sowie eine kräftige Schulter- und Hals-
muskulatur.
Sämtliche übrigen Bilder stellen Schnelligkeits-
und Mutübungen dar. Bei ihnen kommt es weniger
auf robuste Kraft als auf sachgemäße, ökonomische
Verteilung der Arbeit auf die einzelnen Muskeln
an. Gewisse Kunstgriffe erhöhen die Reize, sich der
Laufbahn eines Eerätturners zu widmen.
Die Hocke (Bild 4) ist ein begehrtes Ziel man-
ches jungen Turners; sie ist eine herrliche Übung,
wenn sie richtig ausgeführt wird. Ich nenne sie erst
einwandfrei, wenn nach dem eigentlichen Hocken über
die Stange die Beine wieder gänzlich gestreckt wer-
den und der Oberkörper aufgerichtet wird. Man
sieht oft ähnliche Gebilde, die alles andere, nur keine
richtigen Hocken sind.
Ein besonderes Kapitel bilden die Grätschübungen.
Eine Grätsche über den Bock oder über den
Buckel eines Kameraden hat wohl schon jeder gemacht.


führung durch Grätschen und engen Griff erschwert.
Inwieweit hierbei die einzelnen Muskeln in Tätig-
keit treten, ist recht gut auf dem Bild wiedergegeben.
Man hat dabei alle Mühe, den Körper durch den
engen Griff im Gleichgewicht zu halten. R. Kobs.
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-t-
Das Turnen am Reck und am Barren ist unend-
lich viel wertvoller als die sportlichen Leibesübungen
anderer Art, wie Ringen, Boren, Fußballspielen,
Rodeln und die sonstigen heute so stark im Schwange
befindlichen, oft recht rohen Sportveranstaltungen.
Das Turnen dient der gleichmäßigen Stärkung aller
Muskeln und der inneren Organe des mensch-
lichen Körpers. Das Gefühl, Herr seines Körpers,
stark zu sein, gibt dem Turner seine seelische Frische.
Kommenden Zeiten wird nichts kostbarer erscheinen
als die Erhaltung und Zucht einer gesunden Gene-
ration. Nur auf der Grundlage von Kraft und Ge-
sundheit wird es möglich sein, unsere durch die
Hungerjahre des Kriegs geschwächte Jugend, die erst
allmählich wieder zu erstarken ist, und der man größere
körperliche Anstrengungen nicht plötzlich zumuten kann,
zur Gesundung zu bringen. Rodeln, Boren, Ringen,
Z. Riesenfelge rückwärts/ Fußball usw. können niemals das Turnen ersetzen, da
sie nur eine einseitige Kraftanspannung verursachen
Rückwärts über den und vielfach zur Verbildung des Körpers führen. Die turnerische Aus-


Bockoder den Buckel ausgeführt
ist sie aber weit schwerer.
Am Reck (Bild 1, 3 und 6)
muß man die Beine weit aus-
einanderreißen, damit sie mit
der harten Stahlstange nicht
kollidieren, und amBarren
(Bild 2) wird das Grätschen

bildung des Körpers gewähr-
leistet seine Vervollkommnung
zur Formenschönheit; sie för-
dert allein die ebenmäßige
Ausgestaltung des Knochenge-
rüstes und der Muskulatur und
trägt auch zur Angewöhnung
einer guten Körperhaltung bei.



4- Die Hocke.

). Hängewage vorlings.

6. Abgrätschen rückwärts.
 
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