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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0067

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Deesdorf.

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gelegentlich einer Taufe zugefügt: Eodem momento, quo puella haec ad baptismi
fontem ferebatur, inter horas XII et I. pomeridianas in casa Salome Lessen,
obstetricis atriusqne Dedelebii, sed in magno pago habilantis, Ingens flamma ex
improviso orta est, quae Euro ocior viginti et septem domos cum horreis frumento
repletis aliisque ingentibus frugum acervis (rustici appellant Icorndimmen) corripuit:
turris etiam in auram fästig iata conflagrata est et cum tribus campanis decidit,
templi vero tectum ab igne correptum magna ex parte adhuc servatum est cum
dimidia parte aeäium clomin i pastoris domini Georgii Wilhelmi Streithofn [1670 —
1708], cuius horreum tarnen frugibus etiam ad summum usque impletum a Vul-
cano veloci totum consumptum est. et nisi dominus Leus noster alias aedes tarn
illius quam huius pagi custodivisset, essent forsan omnes sicut Sodom et Gomorrha. —
Auch Kirchenrechnungen aus der Zeit des 30jährigen Krieges sind erhalten. Ueber
die Geschichte des Dorfes in neuerer Zeit, insbesondere auch über die Kriegs-
ereignisse im Fürstenthum Halberstadt seit Ende des vorigen Jahrh., hat ausführ-
liche Aufzeichnungen der auch sonst als Schriftsteller bekannte Pastor Job. Chr. Lud-
wig Niemeyer (1803—56, j als Emeritus 1857 März 23) im Kirchenbuche hinterlassen.
Nach Nord-D. ist der sogen. Kibitzdamm, ein Gasthof an der Strasse nach
Jerxheim, eingepfarrt.
Deesdorf.
Pfarrkirchdorf, 1785: 387, 1885: 417 Einwohner, mit 2009 M. Acker, 286 M.
Wiesen, 9 M. Gärten, 15 M. Weiden, 3 M. Holzungen.
Schon 1136 hatte das Stift S. Pauli hier (Thidestorp) eine Hufe und eine
Wort, ein Geschenk des Domprobstes Martin oder vielmehr des Domherrn Adel-
hard. Der Ort wird Dedestorp (1267), Dezstorp (1303), Dizstorp (1325.1369),
später regelmässig Destorp geschrieben, aber noch im 17. Jahrh. kommt auch die
Form Dedestorp vor.
Ursprünglich war es Anhaitischer Besitz, darum bestätigt Albrecht der Bär
die Schenkung an S. Pauli 1136 und tragen 1267 die Grafen von Aschersleben
mit Schloss und Stadt Wegeleben neben Besitz in andern Dörfern auch 7 Hufen
in D. dem Erzbischöfe von Magdeburg auf und übereignen dieselben 1267 dem
Stifte U. L. Frauen eine Hufe daselbst, die ihnen Bernhard von Ditfurt auf-
gelassen hat. Von den Grafen von Aschersleben hatten die Edlen von Hadmers-
leben Dorf und Yogtei zu Lehn, deshalb versprechen diese, als sie 1303 in der
vüla Dezstorp ein Schloss bauen wollen, das Gebiet der Grafen und ihre Rechte
von hier aus nicht zu schädigen. Als aber die Edlen von Hadmersleben 1367
ausstarben, fielen ihre Rechte an D. an das Hochstift, nachdem Wegeleben seiner
Zeit an dasselbe gekommen war. So belehnte Bischof Albrecht 1369 Ritter Albrecht
Spiegel mit 10 Mark jährlich aus der Yogtei über 13 Flufen, behielt sich aber
die Lösung gegen eine Zahlung von 100 Mark vor. Zwei Mark aus dem Dorfe
hatte er schon 1368 zur Dumburg gelegt, was auch bei späteren Verpfändungen
dieses Schlosses blieb.
Ob die Edlen von Hadmersleben hier wirklich ein Schloss gebaut haben, ist
fraglich: urkundlich lässt es sich wenigstens nicht nachweisen.
Das Stift U. L. Frauen hat schon 1189 eine Hufe hier erworben und einen
Meier (villicus) hatte es schon unter Bischof Gardolf (1193—1201) in I). Nach-
 
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