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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0165

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Huysburg und Röderhof.

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Eine Urkunde erwähnt 1460 einen Hof zwischen Jordan von Bornstedt und
der Peters-Kapelle. Die Kapelle auf dem Keseberge, 1478 noch vorhanden, nennt
das Yisitations- Protokoll von 1589 desolatum Keseburgense: die Sage verlegt
hierher eine Burg, von der aus die Kaufleute und Wanderer geplündert
worden wären.
Endlich ist noch des Hospitals U. L. Frauen zu gedenken, das der parrochia-
nus Eilbert 1211 oder 1212 stiftete: 1225 wurde es von der Kirche eximirt, 1226
von Pabst Honorius III, 1391 von Pabst Bonifatius IX. bestätigt: das Patronat
hatte der Oschersleber Kaland. Noch im 16. Jahrh. hatte der Kaland 2 Höfe mit
4 und 10 Hufen in H., ein Holzrevier im Brandsleber Holz, das nach der Tradition
Graf Heinrich von Schladen und seine Gemahlin Lutgard 1214 (?) geschenkt haben
sollen, sowie Haus und Land in Oschersleben, aber des Hospitals in H. wird bei
den Visitationen nicht mehr gedacht. Doch soll die Kalands-Kapelle erst im
30jährigen Kriege abgebrannt sein.

Huysburg und Röderhof.
Ehemaliges Kloster und Gut, 1785: 171, 1885: 392 Einw., mit 1200 M. Acker,
72 M. Wiesen, 120 M. Wald (1885: 450 Hekt. Acker, 26 Wald).
Der Huv, ein mit herrlichem Laubwald bewachsener Höhenzug, dessen
Untergrund zumeist Muschelkalkboden ist, erhebt sich etwa 3/4 Stunden westlich
von Schwanebeck, zieht sich anfangs schmal, dann breiter werdend, von Osten
nach Westen, wo sich zuletzt die Breite wieder verringert, und läuft in einer
schmalen Zunge südlich von Badersleben aus. Die grösste Breite zwischen Sarg-
stedt und Dingelstedt beträgt etwa 6, die Länge etwa 20 Kilometer. Drei Warten
krönen den Höhenzug, im Osten die Eilenstedter oder Paulskopfwarte, 691 Fuss
über dem Meere, in der Mitte über Sargstedt die Sargstedter (fast abgetragen) und
im Westen die Hoikenthalswarte, 713' über dem Meere. — Der Südabhang gehört
zum Kreise Halberstadt. — Der Huy wird zuerst 997 erwähnt, als Kaiser Otto III.
dem Hochstift den Bann (s. S. 141) über die Wälder Hakel, Huy (Hui), Fall-
stein, Asse, Elm und Nordwald schenkt: lateinisch heisst er Huio oder Hugo.
An seiner höchsten Stelle, da wo der Höhenzug steil nach Süden, Westen
und Norden abfällt, nur nach Südost mit dem Hauptrücken zusammenhängend,
liegt auf einem Vorsprung, 806' über dem Meere, das altehrwürdige Benediktiner-
Manns-Kloster Huysburg oder, wie es im Volksmunde genannt wird, Huyseburg
(Nr. 75 S. 148). Seine Anfänge sind sagenhaft. Sogar von einer Stadt ist die Rede,
die hier gelegen haben soll, weil man das Wort urbs in einer Urkunde falsch ver-
stand. Man könnte höchstens an einen befestigten d. h. einfach umwallten Punkt
denken, der in den Zeiten der Noth ein Zufluchtsort für die Nachbarschaft war.
Wahrscheinlich aber handelt es sich nur um ein kleines Gehöft, das mitten im
Walde als Jagdhaus hier im Anfänge des 11. Jahrh. angelegt worden ist und von
Halberstädter Chronisten palatium genannt wird. Dicht dabei erbaute Bischof
Burchard I. eine kleine Kapelle, zu der er in heiligem Glaubenseifer mit eigner
Hand den Bauleuten Steine und Kalk gereicht haben soll. Dieser erste Anfang
wird ins Jahr 1038 gesetzt. Es war die Zeit, wo Klausner und Klausnerinnen
finclusi, inclusae) durch vollständige Zurückgezogenheit von der Welt, in der
 
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