Osciierslebeii.
183
schon 1326/27 war heftiger Streit, indem die Bauern eigenmächtig den ehemaligen
Probst von Hadmersleben Johann zum Pfarrer gewählt hatten: der Bischof aber
beseitigte ihn. — Bas Kloster liat das Patronat bis zu seiner Aufhebung im Jahre
1804 gehabt. — Wer der Schutzheilige der Kirche gewesen ist, ist nicht bekannt:
bei dem Neubau 1817 wollte man auf den Vorschlag des Pastors Stein die Kirche
Luther-Kirche nennen; da das aber nicht gut anzugehen schien, heisst sie jetzt
Martins-Kirche.
Die Umgegend ist eine reiche Fundstätte für vorgeschichtliche Alterthümer
(s. a. Zeitschr. des Harzver. 1872, 499): manches ist durch den f Abt Thiele in
das Braunschweiger Museum gekommen.
Ministerialen von N. werden von 1186—1306 urkundlich erwähnt: von den
beiden ältesten dieses Namens war Friedrich bischöflicher Truchsess, sein Bruder
Ludger Marschall. Zu Ende des 13. und zu Anfang des 14. Jahrh. kommt auch
eine bürgerliche Familie des Namens in Halberstadt vor.
Oschersleben.
Stadt, 1785:2243, 1885:9671 Einw., mit 12171 M. Acker, 2408 M. Wiesen,
133 M. Gärten, 80 M. Holzungen und 251 M. Weiden, 12 M. Wasserstücke.
0. wird zum ersten Mal in der Urkunde genannt, in der König Otto III.
994 Nov. 23. den Markt in Quedlinburg errichtet; hier wird das Bruch erwähnt:
palus quae ex Oscherslevo tenditur usque Hornaburhc. Dagegen ist das 0., das
der Gegenkönig Hermann 1083 dem Hochstift Halberstadt schenkt, Klein-0. (im
Kreise Wanzleben), wie aus der Erwähnung des in der Nähe liegenden Pesecken-
dorf zu schliessen ist.
In der Namensform findet sich wenig Verschiedenheit, einmal heisst es Oshers-
leve (1215), in einer Urkunde Bischof Volrads (1286) Osghersleve, sonst immer
Oschersleve, oder Osschersleve, lateinisch öfters Oscharia, nach Analogie von Ascharia
= Aschersleben. Schon seit Ende des 13. Jahrh. und häufiger später, bis ins
16. Jahrh., wird 0. gern Bruch-0. (1289 Magdeburger Urk.), BroJc-O., Bruch-
Oschersleben wegen seiner Lage, später auch bis in die neuste Zeit Gross-O. zum
Unterschiede von dem erwähnten Klein-0. genannt.
Von der goschap 0., als Theil der Grafschaft Somerschenburg ist schon in
der Einleitung gesprochen.
Der ursprüngliche Plan der Stadt, der sich in den letzten Jahrzehnten bei
dem überraschenden Wachsthum bis zur Unkenntlichkeit verändert hat, hat fast
Hufeisenform, nach Norden, Osten und Süden abgerundet, nach Westen gradlinig:
das alte Schloss liegt in der Süd westecke. Drei Tliore führten und führen aus
der Stadt, deren Befestigungswerke seit 1700 grösstentheils planirt und in Gärten
umgewandelt sind, das Halberstädter nach Süden, das Magdeburger (1458 erwähnt)
nach Osten, das Hornhäuser nach Westen. Diesen drei Thoren entsprechen die
drei Vorstädte: der Damm, das Kröppeldorf und das Altedorf.
Die ältere Ansiedlung ist das Altedorf (antiqua villa), älter als die Stadt
selbst. Hier stand die Stephans-Kirche, die 1564 als desolat erwähnt wird; das
Visitations-Protokoll sagt: „zur alten Steffanskirche soll etliches Einkommen gehört
haben, der Suffraganeus zu Halberstadt soll possessor seiu und der Dombaumeister
„12 *
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schon 1326/27 war heftiger Streit, indem die Bauern eigenmächtig den ehemaligen
Probst von Hadmersleben Johann zum Pfarrer gewählt hatten: der Bischof aber
beseitigte ihn. — Bas Kloster liat das Patronat bis zu seiner Aufhebung im Jahre
1804 gehabt. — Wer der Schutzheilige der Kirche gewesen ist, ist nicht bekannt:
bei dem Neubau 1817 wollte man auf den Vorschlag des Pastors Stein die Kirche
Luther-Kirche nennen; da das aber nicht gut anzugehen schien, heisst sie jetzt
Martins-Kirche.
Die Umgegend ist eine reiche Fundstätte für vorgeschichtliche Alterthümer
(s. a. Zeitschr. des Harzver. 1872, 499): manches ist durch den f Abt Thiele in
das Braunschweiger Museum gekommen.
Ministerialen von N. werden von 1186—1306 urkundlich erwähnt: von den
beiden ältesten dieses Namens war Friedrich bischöflicher Truchsess, sein Bruder
Ludger Marschall. Zu Ende des 13. und zu Anfang des 14. Jahrh. kommt auch
eine bürgerliche Familie des Namens in Halberstadt vor.
Oschersleben.
Stadt, 1785:2243, 1885:9671 Einw., mit 12171 M. Acker, 2408 M. Wiesen,
133 M. Gärten, 80 M. Holzungen und 251 M. Weiden, 12 M. Wasserstücke.
0. wird zum ersten Mal in der Urkunde genannt, in der König Otto III.
994 Nov. 23. den Markt in Quedlinburg errichtet; hier wird das Bruch erwähnt:
palus quae ex Oscherslevo tenditur usque Hornaburhc. Dagegen ist das 0., das
der Gegenkönig Hermann 1083 dem Hochstift Halberstadt schenkt, Klein-0. (im
Kreise Wanzleben), wie aus der Erwähnung des in der Nähe liegenden Pesecken-
dorf zu schliessen ist.
In der Namensform findet sich wenig Verschiedenheit, einmal heisst es Oshers-
leve (1215), in einer Urkunde Bischof Volrads (1286) Osghersleve, sonst immer
Oschersleve, oder Osschersleve, lateinisch öfters Oscharia, nach Analogie von Ascharia
= Aschersleben. Schon seit Ende des 13. Jahrh. und häufiger später, bis ins
16. Jahrh., wird 0. gern Bruch-0. (1289 Magdeburger Urk.), BroJc-O., Bruch-
Oschersleben wegen seiner Lage, später auch bis in die neuste Zeit Gross-O. zum
Unterschiede von dem erwähnten Klein-0. genannt.
Von der goschap 0., als Theil der Grafschaft Somerschenburg ist schon in
der Einleitung gesprochen.
Der ursprüngliche Plan der Stadt, der sich in den letzten Jahrzehnten bei
dem überraschenden Wachsthum bis zur Unkenntlichkeit verändert hat, hat fast
Hufeisenform, nach Norden, Osten und Süden abgerundet, nach Westen gradlinig:
das alte Schloss liegt in der Süd westecke. Drei Tliore führten und führen aus
der Stadt, deren Befestigungswerke seit 1700 grösstentheils planirt und in Gärten
umgewandelt sind, das Halberstädter nach Süden, das Magdeburger (1458 erwähnt)
nach Osten, das Hornhäuser nach Westen. Diesen drei Thoren entsprechen die
drei Vorstädte: der Damm, das Kröppeldorf und das Altedorf.
Die ältere Ansiedlung ist das Altedorf (antiqua villa), älter als die Stadt
selbst. Hier stand die Stephans-Kirche, die 1564 als desolat erwähnt wird; das
Visitations-Protokoll sagt: „zur alten Steffanskirche soll etliches Einkommen gehört
haben, der Suffraganeus zu Halberstadt soll possessor seiu und der Dombaumeister
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