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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0081

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Gröningeti.

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and an einer anderen Stelle das Bild des h. Stephanns mit dem Wappen des
Administrators Ernst von Sachsen und der Jahrzahl MGCGCC. — Ein doppelter
Graben mit Zugbrücke — die Beste sind noch heute, wenigstens auf der Nordseite,
zu erkennen — deckte das Schloss, das auf einem grossen freien Platze, mit Hof,
Nebengebäuden und Garten lag. Den östlichen Theil baute 1535 Cardinal Albrecht
um, seinen Namen und den des Stiftshauptmanns Heinrich von Hoym, nebst
Wappen und Jahreszahl, sah man noch im vorigen Jahrhundert.
Aber den Hauptbau führte Bischof Heinrich Julius 1586 — 94 durch den
Baumeister Christoph Tendeler von Torgau aus. Zum Bau wurde übrigens das
ganze Land, auch die Klöster, durch eine Steuer herangezogen, gegen die der Abt
von Huysburg, der Prior von Hamersleben, der Probst von S. Johann in Halber-
stadt und die Convente der 4 Nonnenklöster Adersleben, Hadmersleben, Heders-
leben und S. Burchardi vergeblich, mit Hinweis auf Feuerschaden, Hagel und
Misswachs, Viehsterben und Verluste durch die wilden Schweine u. s. w., 1594
protestirten. Heinrich Julius war einer der baulustigsten Pürsten seiner Zeit, der
im Stifte wie in seinen Erblanden Braun schweig-Wolfenbüttel viel geschaffen
hat: aber das Gröninger Schloss war unstreitig sein glänzendster Profanbau und
noch im vorigen Jahrh. Gegenstand ungetheilter Bewunderung. 3 Flügel fügte er
zu dem Bau des Cardinais Albrecht hinzu. An den 4 Ecken standen 4 steinerne
Thtirme mit Wendeltreppen: die Schloss-Kapelle, gewöhnlich die „schöne Kirche“
genannt, lag nach Norden im Erdgeschoss. Im Oberstock nach Westen befand
sich das güldene Gemach oder die Tafelstube, von einem Hängewerk getragen,
von keiner Säule gestützt, das Getäfel und die Säulen des Gesimses waren reich
vergoldet. Dann folgte nach Süden der grosse Saal, 60 Ellen lang und 20 breit,
mit 15 Fenstern nach Westen und Osten: an der Decke waren in 9 Feldern
Arbeiten des Hercules dargestellt, in den 4 Ecken Adam und Eva, ein Indianer,
Neptun und Nymphen, eine alte Frau mit Beutel in der Hand, als allegorische
Darstellung der verschiedenen Menschen- und Weltalter; allerlei „historische
Emblemata,“ Darstellungen der Musen u. s. w. füllten die Zwischenräume aus.
Ferner wird das grüne Gemach gepriesen, das blaue mit „Historien aus dem
Ovidio,“ der grüne grosse Saal und das Hirschgemach, in welchem — der Fürst
war ein grosser Liebhaber der Jagd — 14 Hirsche in Lebensgrösse gemalt waren,
die Geweihe aber mit 12 — 18 Enden waren nicht gemalt, sondern im Original
auf holzgeschnitzte Köpfe aufgesetzt, u. s. w.
Das Hauptstück aber war die schon erwähnte Kapelle, über deren Eingangs-
thür die Wappen des Bischofs und seiner ersten Gemahlin Dorothea von Sachsen
(f 1587) standen. Sie war nicht gross, aber mit Stuck, Beliefs und Oelgemälden
reich geschmückt, über dem Altar war die Schöpfung dargestellt, an der Decke
liefen nach der Orgel zu auf der einen Seite Bilder aus dem alten, auf der andern
aus dem neuen Testament. Kanzel und Altar waren aus Marmor und ebenso die
fürstliche Prieche, an der mit goldenen Buchstaben stand:
Henrlcus Julius Dei gratia postulatus episcopus Halberstadensis
ordine quadragesimus quartus, dux Brunsvieensis et Luneburgensis,
invenit et fundavit hoc opus anno Christi MDXCIII. Honestum
pro patria.

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