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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0163

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Hornhausen.

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über seiner Tharfahrt das Bild des h. Stephanus. An dem Eingänge des Asse-
burgischen Gutes ist ein Portal von 1660, mit dem Beverschen Wappen. Ausser-
halb des Hofes steht ein sechseckiger Thurm, der aus dem 16. Jahrh. stammen
mag. — Auch der 1677 verstorbene Halberstädter Domherr Johann Friedrich von
Arnstedt nannte sich Erbherr auf Hornhausen (und Bromby).
Nachdem im 30jährigen Kriege H. durch Plünderung und Verwüstung, auch
durch Feuer arg gelitten hatte, kam eine kurze Zeit wunderbarer Bltithe durch
den 1646 plötzlich entstandenen Gesundbrunnen. Es ist eine ganze Reihe von
Schriften seiner Zeit über dieses Bad H. und seine Wirkungen gedruckt worden,
auch viele sogen. Brunnen-Predigten, von einheimischen und fremden Geistlichen,
die es benutzten. Gradezu Wunderbares berichtet August Hauptmann in seiner
Sedula gratiosorum fontium, qui Hornhusi, pervestigatio oder Iiornhausischer
Gnadenbrunnen eigentliche Erforschung (Leipzig 1647), glaubwürdiger ist die
Schrift des Hornhäuser Pastors Friedrich Salehmann, die in Halberstadt bei Andreas
Kolwaldt unter dem Titel: Historischer Bericht von den Hornhausischen
Gesundbrunnen u. s. w. 1646 herausgegeben wurde, nebst dessen Continuatio prima,
ebd. 1647. Auch in lateinischen und deutschen Gedichten wurde das Bad viel-
fach besungen. Am 5. März 1646 nämlich war auf einer wüsten Hofstätte des
Curd von Beyer ein Erdfall entstanden, der mit Wasser gefüllt war: Kranke des
Orts tranken von dem Wasser und wurden plötzlich gesund. Die Nachricht von
der Kraft des Wassers verbreitete sich rasch in die Umgegend und auch in die
Ferne, und schon im Juni hatten sich Tausende hier eingefunden, um Hilfe zu
suchen, obwohl der trostlose Zustand des verwüsteten Dorfes wenig einladend
war. Gegen 20 Brunnen öffneten sich allmählich an den verschiedensten Stellen
des Dorfes, ausser dem eigentlichen Gnadenbrunnen der neue Gnadenbrunnen,
andere wurden nach dem Tage ihres Hervorbrechens der Johannis-, der Marien-,
der Bartholomäus-, andere nach ihrem Geschmack der Schwefel-, der Stahl-, der
Salzbrunnen genannt, einer hiess der Flollunderbrunnen, weil er unter einem
Fliederstrauche lag, andere der Korallen- und der Perlenbrunnen, weil sie Stern-
chen wie Perlen und Korallen auswarfen. An Geschmack und Wirkung waren
sie, so wird versichert, sehr verschieden: die medizinische Facultät in Helmstedt
untersuchte sie auf ihre Bestandtheile und darnach war auch die Benutzung eine
verschiedene. Am 24. August hatten sich bei Salehmann 412 Personen, die er
bei Namen aufführt, als genesen gemeldet und für ihre Genesung öffentliche kirch-
liche Danksagung begehrt, andere waren abgezogen, ohne Nachricht über die Ge-
nesung zu hinterlassen: gegen Michaelis soll die Zahl auf 3000 gestiegen sein. Im
Sommer glich das Dorf einem grossen Lager, die Häuser, die doch zum Theil
dürftig, vielfach fast zerstört waren, boten wenigen Unterkunft, Zelte, Laub- und
Erdhütten mussten aushelfen, viele wohnten in ihren Reisewagen, Lebensmittel
wurden von allen Seiten herbeigeschafft, die Badewannen in den Zelten mussten
viele Kranke nach einander aufnehmen. Täglich wurde zweimal Betstunde ge-
halten, Morgens um 8 und Nachmittags 3 Uhr; das hierzu verfertigte und mehr-
fach abgedruckte Gebet wurde knieend verrichtet. Die Kirche war zu klein und
zum Theil verwüstet, deshalb war in der Nähe des Hauptbrunnens eine hölzerne
Kanzel errichtet, auf der der Prediger des Orts und verschiedene auswärtige Geist-
liche predigten, zuerst am 5. August Johann Georg Seid aus Brandenburg. Viele
 
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