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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0203

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Nienhagen.

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So ist Neu-Wegersleben entstanden. Des Erbauers, des Priors Heinrich
Nolte(1798—60), Bild in Oel gemalt wird im Wohnhause noch heute gezeigt, aber
es ist nicht das Original, das einer der späteren Pächter durch eine Oopie
ersetzte.
Bis 1829 theilte Neu-W. auch nach Aufhebung des Klosters (s. u. Hamers-
leben S. 116) die Schicksale von Hamersleben : dann wurde es von der Domäne
Hamersleben abgetrennt und war 1829—55 an Herrn von Kotze, dann an den
Oberamtmann Stegmann, seit 1871 an die Firma Kücken und Schmidt verpachtet
und enthält jetzt eine grosse Zuckerfabrik.

Nienhagen.
Pfarrkirchdorf, 1785: 224, 1885: 501 Einw., mit 2194 M. Acker, 173 M.
Wiesen, 10 M. Gärten und 49 M. Weiden, 13/4 M. Wasserstücke.
Der alte Name des Ortes ist Bode-Sargstedt, so genannt zum Unterschiede
von Sargstedt am Huy. Als Bod-Sircstide kommt es zuerst 1138 vor, 1140 Bot-
Sirchistete, zuerst mit beiden Namen 1225 Bot-Sircstide sive Nuenhagen, 1227 Bot-
Sercstide, quae et Nuenhagen nuncupatur, dann für gewöhnlich nur Nigenhagen,
Nienhagen, Nuenhagen, aber noch 1480 steht in einer Urkunde: uppe der marke
unde velde des dorpes to Bod-Zerxstidde, dat to enem andern namen hed Nigen-
hagen. Im 16. und 17. Jahrh. kommt auch die verhochdeutschende Form Neuen-
hagen vor, die jedoch glücklicher Weise nicht durchgedrungen ist.
Ansehnlichen Besitz erwarb hier das Kloster S. Johann in Halberstadt, der
schon 1153 auf I8V2 Hufen angeschlagen ist: 1225, als der päbstliche Legat Car-
dinal Conrad von Urach diesen Besitz bestätigte, belief er sich auf 20 Hufen und
3 Morgen Acker, 34V2 Wiesen und 8 Worten, wozu 1227 noch die Vogtei über
dieses Gut kam, die der Grossvogt dem Bischof aufliess. Pabst Gregor IX. be-
stätigte 1228 alles dem Kloster. Später sind noch, ohne Zuwachs an Acker,
12 Höfe in N. dazu gekommen. Im Regensteiner Kriege 1347 wurde dieses Kloster-
Vorwerk arg mitgenommen: Ritter Albrecht Spiegel in Schwanebeck nahm von
verschiedenen Höfen, z. B. dem sogen. Winkelhofe, Besitz, baute daselbst trotz des
vom Kloster erhobenen Widerspruchs einen Thurm und dicht dabei auf Grund
und Boden des Klosters eine Scheune, „ertränkte“ durch Anlage eines Teichs
2 Höfe, legte auf dem Meyenhofe einen Graben zum Schutze desThurmes an und
nahm endlich dem Kloster eiire erhebliche Menge Acker. Albrechts Sohn Curd
gab weder die Höfe noch den Acker heraus, so dass das Kloster noch gegen dessen
Witwe Lucke (Lutgard) bei Bischof Rudolf Klage erhob. Wie der Bischof ent-
schieden hat, ist nicht bekannt: jedenfalls hat bei dieser oder einer späteren Ge-
legenheit das Kloster manches eingebiisst, denn bei seiner Aufhebung hatte es
nur noch 16 H. !/2 M. Acker und I6V4 M. Wiesen. In alten Zeiten wurde das
Vorwerk vom Kloster selbst bewirthschaftet, im 16. Jahrh. scheinen es die von
Bornstedt in Pacht gehabt zu haben: die beiden letzten Pächter waren Johann
Phil. Friedr. Storren (1765.. 73) und Gottfr. Willi. Willke (1789.. 1805). Dieses
Klostergut kauften nach der Aufhebung von S. Johann der Oberst-Lieutnant von
Heindel und dessen Frau Amalie Dorothea, geb. von Windheim, 1837 ging es
durch Kauf an die von Wulften, 1865 an den Amtsrath Kühne über.
Kr. Oschersleben. 12
 
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